Briefmarke

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Briefmarke

Sprachversionen

Briefmarke (deut.) (Freimarke (deut.), Postmarke (deut.), Postwertzeichen (deut.), postage stamp (engl.), timbre poste (franz.), francobollo (ital.)

Bedeutung

Das von den Post-Verwaltungen ausgegebene aufklebbare Wertzeichen zur Frankierung der Briefe. Seitdem die Briefmarke auch zur Frankierung andrer Postsendungen sowie von Telegrammen verwendet wurde, ist amtlich vor 1895 bereits die Bezeichnung Postwertzeichen angenommen worden.

Verbreitung

Die äussere Erscheinung der Briefmarke ist sehr mannigfaltig. In monarchischen Ländern sind neben dem Bildnis des Herrschers die Wappen des Landes oder des regierenden Hauses, in Freistaaten geeignete Sinnbilder, territoriale Eigenheiten, geschichtliche Ereignisse, kulturelle Errungenschaften und dergleichen zunächst zum Ausdruck gebracht worden. Ebenso haben Ereignisse wie Bildung neuer Staaten, Annektierung von Gebieten (Lolonien), Wechsel des Herrschers, Änderung der Regierungsform, Umgestaltung der Währung, landestypisches Leben, Kultur usw. im Laufe der Zeit der Briefmarke ihren Stempel aufgedrückt. Bunt wie die Darstellungen auf der Briefmarke sind auch ihre Farben, die in allen Schattierungen vertreten sind, und deren Bestimmung manchmal recht schwierig ist. Als ein Fortschritt zur Vereinfachung wurde es daher um 1895 betrachtet, dass für die 3 Grundtarten, welche im Weltpostverein für Briefe, Postkarten und Drucksachen angenommen sind, in allen Vereinsländern je eine Freimarke von gleicher Farbe entweder 1895 schon eingeführt war oder noch eingeführt werden sollte. Zu diesem Zweck war gewählt:

  • für die Marke zu 25 Centimes (20 Pfg) blau,
  • für die zu 10 Centimes (10 Pfg) rot und
  • für die zu 5 Centimes (3 Pfg) grün.

Die Zahl sämtlicher ausgegebenen Marken betrug um 1895 etwa 12.000 Varianten, diejenige der im Umlauf befindlichen etwa 7500, von denen mehr als die Hälfte auf Europa entfiel. Die nächst höchste Zahl hatte Amerika, dann folgten Asien, Afrika, zuletzt Australien.

Die meisten Marken stellten kleine Beträge dar, die sich um 1895 im allgemeinen zwischen ½ Penny (3 Pfg) und 4 - 5 Mark bewegten. Vereinzelt nur kommen höhere Beträge vor: in England 5 £ (Pfund), in Nordamerika 60 $ (Dollar), (1895=240 Mark) und in Südaustralien gar 20 £ (1895 = 400 Mark).

Kennzeichnung

Für die Geschichte der Entwickelung der Briefmarke ist zu beachten:

  1. Die Druckmethode:
    1. Tiefdruckverfahren (Kupfer- u. Stahlstich);
    2. Hochdruckverfahren (Holzschnitt- u. Buchdruck;
    3. Flächendruckverfahren (Lithographie u. Zinkographie).
  2. Papierunterschiede: glatt, rauh, weich, dünn, dick, chines., seiden, gerippt, gewellt, Moirée, Glacée etc.
  3. Die Farben:
    1. die waschechten (alle ausser Russen, Reliefmarken u. Margen auf gekreidetem Papier);
    2. die Drucke schwarz auf farbigem Papier;
    3. die farbigen Drucke auf weissem Papier.
  4. Die Umrandung:
    1. ungezahnt, geschnitten;
    2. durchschlagen;
    3. durchlocht oder gezahnt.
  5. Die Wasserzeichen, die jetzt meist beseitigt sind, ebenso wie die Einfügung von Seidenfäden und der Musterunterdruck.

Herstellung

Die Herstellung der Briefmarken wie der übrigen Postwertzeichen erfolgte um 1895 in staatlichen oder wenigstens in solchen Anstalten, welchen die Anfertigung sonstiger geldwerter Papiere übertragen ist, und die mithin möglichste Sicherheit boten, in Deutschland damals in der Reichsdruckerei. Zur Herstellung der Druckplatten stacht ein Graveur der Reichsdruckerei für die verschiedenen Markensorten je einen Urstempel in Stahl; von diesem wurden auf galvanoplastischem Wege die erforderlichen Vervielfältigungen genommen, die sodann zu Platten von 200 oder 400 Stück formiert wurden, je nachdem sie für Schnell- oder Handpressendruck bestimmt waren. Die nach einem geheimen Verfahren angefertigten Papierbogen wurden zunächst derart zubereitet, dass die Entfernung der von den Poststempeln herrührenden Aufdrücke nicht spurlos erfolgen konnte. Dann wurden sie mit dem aus reinem, in Wasser gelöstem Pflanzengummi bestehenden Klebstoff versehen, bedruckt und schliesslich auf Perforiermaschinen durchlocht. Die Durchlochung zur bequemen Abtrennung einzelner Stücke wurde 1852 von dem Engländer Archer erfunden.

Rechtliche Aspekte

In rechtlicher Beziehung gilt die Briefmarke als Urkunde. Nach Paragr. 275 des Strafgesetzbuchs (1895) wird mit Gefängnis nicht unter 3 Monaten bestraft, wer wissentlich von falschen oder gefälschten Post- od. Telegramm-Freimarken Gebrauch macht oder falsche Marken in der Absicht anfertigt, sie als echt zu verwenden, oder endlich solche Wertzeichen in der Absicht verfälscht, sie zu einem höhern Werte zu verwenden. Durch Gesetz vom 13. Mai 1891, betreff die Abänderung von Bestimmungen des Strafgesetzbuchs, hatte der Paragr. 276 des Reichsstrafgesetzbuchs den Zusatz erhalten, dass mit Geldstrafe bis 600 Mark derjenige bestraft wird, welcher wissentlich schon einmal verwendete Post- od. Telegraphie -Wertzeichen nach gänzlicher oder teilweiser Entfernung des Entwertungsstempels zur Frankierung benutzt. Ferner hat durch das bezeichnete Gesetz die Nr. 4 des Paragr. 360 eine Bestimmung erhalten, nach welcher derjenige, welcher ohne schriftlichen Auftrag einer Behörde Stempel, Platten oder dergleichen anfertigt, welche zur Anfertigung von Freimarken dienen können, mit Geldstrafe bis 150 Mark oder mit Haft bestraft wird; endlich ist die durch Paragr. 364 angedrohte Strafe (bis zu 150 Mark) auch auf denjenigen ausgedehnt, welcher wissentlich schon einmal verwendete Freimarken nach Entfernung des Entwertungszeichens veräussert oder feilhält.

Geschichtliches

Zunächst in Frankreich

1653 erhielt der Mâitre des requêtes (Berichterstatter über Bittschriften, Staatsrat) M. de Vélayer von Ludwig-XIV. das Privilegium, in Paris eine Art Stadt-Post zu errichten, und auf dieser führte er sogenannte „billets de port payé“ ein, welche den damit versehenen Briefen die freie Beförderung sichern sollten. Sie mussten „an dem Briefe befestigt oder um ihn herumgeschlagen oder auf irgend eine andre Weise angebracht werden, jedoch so, dass der Beamte sie sehen und leicht wegnehmen könne“. Es scheint also, dass sie unsern späteren Streifbändern geähnelt haben. Sie trugen die Worte „port payé le (x) jour du mois (x) l'an 1653“, vielleicht auch noch die Wertbezeichnung „1 sol“ (sou). Das Datum hatte der Absender auszufüllen. Die Stadt-Post Vélayers hatte nur kurzen Bestand. Auch spätere ähnliche postalischen Einrichtungen, wie die Einführung von gestempelten Briefumschlägen in Sardinien1818, waren nur vorübergehend.

Englische Erfindung

Die Briefmarke in ihrer späteren bekannten Form ist in England erfunden worden. Die Unzuträglichkeiten, welche insbesondere das hohe und ungleichmässige Porto mit sich brachte, veranlasse eine Anzahl bedeutender Männer um 1839/40, Reformen auf dem Gebiet des Postwesens anzustreben. Zu dem Kreise dieser „Postreformer“ gehörte der Buchhändler Chalmers, welcher 1834 den Vorschlag zur Einführung einer aufklebbaren Postmarke machte. In der Flugschrift „Post Office Reform, its importance and practicability“ (1836) machte Rowland Hill den Vorschlag, das Briefporto mittels eines auf den Umschlag gesetzten Stempels zu erheben. Dem zur Prüfung der Hill'schen Anträge 1837 eingesetzten Ausschuss aus dem Hause der Gemeinen (House of Commons) wurde auch der Chalmers'sche Vorschlag unter Beifügung von Probestücken gummierter Freimarken vorgelegt und im Aug. 1839 zusammen mit der „Penny Porto Bill“ angenommen. Durch Erlass vom 26. Dez. 1839 wurde die Anfertigung von gestempelten Briefbogen (stamped covers), gestempelten Umschlägen (stamped envelopes) und aufklebbaren Marken (adhesive stamps) verfügt. Eine Londoner Kupferstecherfirma erhielt den Auftrag, eine Marke mit dem Bildnis der Königin Victoria nach William Wyons Erinnerungsmedaille an den Besuch der Königen in der City (9. Nov. 1837) anzufertigen. Die hiernach hergestellte Marke enthält die Büste der Königin nach lk. auf gemustertem Grunde, oben die Inschrift: „Postage“ und unten „One Penny“, bzw.“Two Pence“.

Im Gegensatz zu dieser einfach schönen Marke standen die Umschläge, von einem gewissen Mulready hergestellt, deren Zeichnung, Symbole des britischen Welt-Handels darstellend, mehr als die Hälfte der ganzen Vorderseite einnimmt. Am 6. Mai 1840 wurden die neuen Wertzeichen an das Publikum ausgegeben.

Weltweite Ausdehnung

Dem Vorgang von England folgten 1843 Brasilien und die Kantone Zürich u. Genf; 1845 Finnland (zunächst nur mit gestempelten Briefumschlägen), der Kanton Basel u. die Stadt-Post in Sankt Petersburg; 1847 die U.S.A., die englische Kolonie Mauritius und der Kanton Waadt; 1848 Russland, 1849 Belgien, Frankreich und Bayern, 1850 die ganze Schweiz, Neusüdwales, Spanien, Britisch Guiana, Victoria, Toscana, Österreich (1. Juni), Sachsen (1. Juni), Preussen (15. Nov.), Schleswig-Holstein (15. Nov.) u. Hannover (1. Dez.); 1851 Sardinien, Dänemark, Baden, Württemberg, Kanada, Trinidad, Neubraunschweig, Neuschottland u. Oldenburg; 1852 die Thurn u. Taxis'sche Post-Verwaltung, Braunschweig, Luxemburg, die Niederlande, Parma, Modena und der Kirchenstaat; 1853 Portugal; 1854 Norwegen; 1855 Bremen und Schweden; 1856 Finnland; 1858 die Walachei und Sizilien; 1859 Mecklenburg-Schwerin, Hamburg und Lübeck; 1860 Malta; 1861 Bergedorf, Italien und Griechenland; 1863 die Türkei und Mecklenburg-Strelitz; 1867 Helgoland; 1868 Persien. Um 1895 hatten wohl alle Staaten der Welt Briefmarken; selbst die indischen Vasallenstaaten hatten meist ihre eignen Marken.