Szlaszen (Ksp.Werden): Unterschied zwischen den Versionen

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Im Jahre 1867 wurde an dieser Stelle die erste, etwa 270 m lange Flutbrücke mit hölzernem Ueberbau auf massiven Pfeilern und 5 m weiten Spannungen erbaut, die in den Jahren 1906/07 durch die Firma Lieboldt u. Co. – Holzminden um 4 Oeffnungen auf eine Länge von 292,60 m  verlängert wurde. Ueber den alten Pfeilern wurden Korbbögen aus Beton errichtet.
 
Im Jahre 1867 wurde an dieser Stelle die erste, etwa 270 m lange Flutbrücke mit hölzernem Ueberbau auf massiven Pfeilern und 5 m weiten Spannungen erbaut, die in den Jahren 1906/07 durch die Firma Lieboldt u. Co. – Holzminden um 4 Oeffnungen auf eine Länge von 292,60 m  verlängert wurde. Ueber den alten Pfeilern wurden Korbbögen aus Beton errichtet.
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Als nach einem überaus strengen Winter 1923/24 anfangs April eine plötzliche Schneeschmelze eintrat, wurden gewaltige Wassermassen und Eismassen aus dem Flußbett der Memel auf die niedrigen Geländeteile gedrängt, da Ruß- und Atmathstrom durch eine starke Eisdecke gesperrt waren. Das Wasser und Eis suchten sich neue Wege durch die Täler der Leithe und Worieth und stießen auf die Schlaszener Brücke, wo das Wasser am 5.April seinen höchsten Stand auf + 2,71 N.N. erreichte. Die Brücke war dem gewaltigen Anprall der Eismassen und der Strömung nicht gewachsen. Alle Bemühungen, die von einer Pionierabteilung der litauischen Armee aufgewendet wurden, um die sich anstauenden Eismassen zu zerkleinern, waren vergeblich, so daß am 5.April nachmittags 4 Uhr ein Gewölbe einstürzte. In der folgenden Nacht erfolgten weitere Einstürze durch Unterspülung der Pfeiler, so daß am 6. April  die Hälfte der gesamten Brücke  vernichtet war. Zur Aufrechterhaltung des Verkehrs zwischen Heydekrug und Ruß wurde im Frühjahr 1924  aus Staatsmitteln eine provisorische  Kiesstraße über das Wiesengelände erbaut.
 
Als nach einem überaus strengen Winter 1923/24 anfangs April eine plötzliche Schneeschmelze eintrat, wurden gewaltige Wassermassen und Eismassen aus dem Flußbett der Memel auf die niedrigen Geländeteile gedrängt, da Ruß- und Atmathstrom durch eine starke Eisdecke gesperrt waren. Das Wasser und Eis suchten sich neue Wege durch die Täler der Leithe und Worieth und stießen auf die Schlaszener Brücke, wo das Wasser am 5.April seinen höchsten Stand auf + 2,71 N.N. erreichte. Die Brücke war dem gewaltigen Anprall der Eismassen und der Strömung nicht gewachsen. Alle Bemühungen, die von einer Pionierabteilung der litauischen Armee aufgewendet wurden, um die sich anstauenden Eismassen zu zerkleinern, waren vergeblich, so daß am 5.April nachmittags 4 Uhr ein Gewölbe einstürzte. In der folgenden Nacht erfolgten weitere Einstürze durch Unterspülung der Pfeiler, so daß am 6. April  die Hälfte der gesamten Brücke  vernichtet war. Zur Aufrechterhaltung des Verkehrs zwischen Heydekrug und Ruß wurde im Frühjahr 1924  aus Staatsmitteln eine provisorische  Kiesstraße über das Wiesengelände erbaut.
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Nach umfangreichen Vorarbeiten wurde am 28. Mai nach Genehmigung durch das Verkehrsministerium der litauischen Regierung die Firma Siemens-Bauunion G.m.b.H. Berlin gemäß Beschluß des Direktoriums des Memelgebiets beauftragt , eine Eisenbahnbrücke zu erbauen, welche als Dreigelenkbogenbrücke ausgebildet ist, deren Pfeiler und Widerlager auf Pfahlrosten ruhen. Sie erhält 8 Oeffnungen je 15,75  und 5 Oeffnungen je 24,0 m lichte Weite. Bei der statischen Berechnung ist die Belastung einer Dampfwalze von 23 To. Dienstgewicht bzw. Kleinbahn und daneben auftretendem Menschengedränge von 400 Kilo pro qm zu Grunde gelegt.
 
Nach umfangreichen Vorarbeiten wurde am 28. Mai nach Genehmigung durch das Verkehrsministerium der litauischen Regierung die Firma Siemens-Bauunion G.m.b.H. Berlin gemäß Beschluß des Direktoriums des Memelgebiets beauftragt , eine Eisenbahnbrücke zu erbauen, welche als Dreigelenkbogenbrücke ausgebildet ist, deren Pfeiler und Widerlager auf Pfahlrosten ruhen. Sie erhält 8 Oeffnungen je 15,75  und 5 Oeffnungen je 24,0 m lichte Weite. Bei der statischen Berechnung ist die Belastung einer Dampfwalze von 23 To. Dienstgewicht bzw. Kleinbahn und daneben auftretendem Menschengedränge von 400 Kilo pro qm zu Grunde gelegt.
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Die Kosten werden zu ⅔ aus Mitteln des Direktoriums und zu ⅓ aus Mitteln der litauischen Regierung bestritten. Beide Regierungsstellen haben in richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit dieses Bauwerkes weder Mittel noch Mühen gescheut, um das Werk zu einem Monumentalbau auszugestalten.
 
Die Kosten werden zu ⅔ aus Mitteln des Direktoriums und zu ⅓ aus Mitteln der litauischen Regierung bestritten. Beide Regierungsstellen haben in richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit dieses Bauwerkes weder Mittel noch Mühen gescheut, um das Werk zu einem Monumentalbau auszugestalten.
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Möge es Jahrhunderte überdauern und der Nachwelt ein Denkmal aus schwerer Nachkriegszeit, ein Wahrzeichen technischer Leistung und einen Beweis der Fürsorge unserer Regierung darstellen. Möge es der Naturkraft trotzen und der Menschenkraft zum Nutzen dienen.
 
Möge es Jahrhunderte überdauern und der Nachwelt ein Denkmal aus schwerer Nachkriegszeit, ein Wahrzeichen technischer Leistung und einen Beweis der Fürsorge unserer Regierung darstellen. Möge es der Naturkraft trotzen und der Menschenkraft zum Nutzen dienen.
  

Version vom 19. Juni 2014, 18:09 Uhr


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Hierarchie

Regional > Litauen > Szlaszen (Ksp.Werden)

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Heydekrug > Szlaszen (Ksp.Werden)

Schlaszen.jpg
Durch Hochwasser zerstörte Brücke in Schlaszen (Bild: Viktor Kittel)



Einleitung

Szlaszen (Ksp.Werden), Kreis Heydekrug, Ostpreußen


Name

Andere Namen und Schreibweisen


Namensdeutung

Der Name weist auf niedrig gelegenen feuchten Siedlungsraum in der Nähe der Sziesze (Fluss), wo die Felder nie sicher vor Überschwemmungen waren.

  • lettisch "žļādzu, šļākt" = Wasser ausstürzen, stromweise sich ergießen
  • "šlakstit" = platschen, spritzen

vgl. dazu

  • preußisch-litauisch im Gebiet Prökuls "šlašlavos" korrumpiert aus "šašlavos" = Unrat, Kehrricht

Allgemeine Information

  • 1785 Kölmisch Dorf, 1919 Landgemeinde[6]
  • Mehrere große und kleine Höfe, 1,5 km südlich von Heydekrug[7]


Politische Einteilung

1785 gehörte Szlaszen (Ksp.Werden) zum Amt Heydekrug.[8]
1.5.1939: Szlaszen (Ksp.Werden) wird ein Ortsteil der Gemeinde Heydekrug.[9]

Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Szlaszen (Ksp.Werden) gehörte 1913 zum Kirchspiel Heydekrug, vor 1913 allerdings zum Kirchspiel Werden.

Katholische Kirche

Szlaszen (Ksp.Werden) gehörte 1907 zum katholischen Kirchspiel Szibben.


Standesamt

Szlaszen (Ksp.Werden) gehörte 1907 zum Standesamt Heydekrug.


Bewohner

Geschichte

Ältere und mittlere Bronzezeit (ca. 2000 - 1100 v. Chr.)

In Szlaszen (Ksp.Werden) wurden Heftnadeln gefunden, die dieser Zeit zugeordnet werden.[10]


Ab 17. Jahrhundert

1665 genannt[11]

Die Trennung zwischen den späteren köllmischen Gütern Werdenberg und Schlaßen erfolgte erst nach dem siebenjährigen Krieg (1756-1763), wo dann auf Schlaßen fünf Kölmer sitzen[12]





Verschiedenes

Memeler Dampfboot vom 30.08.1925

Die Urkunde zur Schlaszener Brücke

Die Urkunde, die in litauischer und deutscher Sprache in einer Blechkassette bei der Grundsteinlegung des Schlaszener Brückenbaus am Donnerstag in einen Pfeiler einbetoniert wurde, hat folgenden Wortlaut:

Im Jahre 1867 wurde an dieser Stelle die erste, etwa 270 m lange Flutbrücke mit hölzernem Ueberbau auf massiven Pfeilern und 5 m weiten Spannungen erbaut, die in den Jahren 1906/07 durch die Firma Lieboldt u. Co. – Holzminden um 4 Oeffnungen auf eine Länge von 292,60 m verlängert wurde. Ueber den alten Pfeilern wurden Korbbögen aus Beton errichtet.

Als nach einem überaus strengen Winter 1923/24 anfangs April eine plötzliche Schneeschmelze eintrat, wurden gewaltige Wassermassen und Eismassen aus dem Flußbett der Memel auf die niedrigen Geländeteile gedrängt, da Ruß- und Atmathstrom durch eine starke Eisdecke gesperrt waren. Das Wasser und Eis suchten sich neue Wege durch die Täler der Leithe und Worieth und stießen auf die Schlaszener Brücke, wo das Wasser am 5.April seinen höchsten Stand auf + 2,71 N.N. erreichte. Die Brücke war dem gewaltigen Anprall der Eismassen und der Strömung nicht gewachsen. Alle Bemühungen, die von einer Pionierabteilung der litauischen Armee aufgewendet wurden, um die sich anstauenden Eismassen zu zerkleinern, waren vergeblich, so daß am 5.April nachmittags 4 Uhr ein Gewölbe einstürzte. In der folgenden Nacht erfolgten weitere Einstürze durch Unterspülung der Pfeiler, so daß am 6. April die Hälfte der gesamten Brücke vernichtet war. Zur Aufrechterhaltung des Verkehrs zwischen Heydekrug und Ruß wurde im Frühjahr 1924 aus Staatsmitteln eine provisorische Kiesstraße über das Wiesengelände erbaut.

Nach umfangreichen Vorarbeiten wurde am 28. Mai nach Genehmigung durch das Verkehrsministerium der litauischen Regierung die Firma Siemens-Bauunion G.m.b.H. Berlin gemäß Beschluß des Direktoriums des Memelgebiets beauftragt , eine Eisenbahnbrücke zu erbauen, welche als Dreigelenkbogenbrücke ausgebildet ist, deren Pfeiler und Widerlager auf Pfahlrosten ruhen. Sie erhält 8 Oeffnungen je 15,75 und 5 Oeffnungen je 24,0 m lichte Weite. Bei der statischen Berechnung ist die Belastung einer Dampfwalze von 23 To. Dienstgewicht bzw. Kleinbahn und daneben auftretendem Menschengedränge von 400 Kilo pro qm zu Grunde gelegt.

Die Kosten werden zu ⅔ aus Mitteln des Direktoriums und zu ⅓ aus Mitteln der litauischen Regierung bestritten. Beide Regierungsstellen haben in richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit dieses Bauwerkes weder Mittel noch Mühen gescheut, um das Werk zu einem Monumentalbau auszugestalten.

Möge es Jahrhunderte überdauern und der Nachwelt ein Denkmal aus schwerer Nachkriegszeit, ein Wahrzeichen technischer Leistung und einen Beweis der Fürsorge unserer Regierung darstellen. Möge es der Naturkraft trotzen und der Menschenkraft zum Nutzen dienen.


Karten

Karren Gärtner auf der Particulaire Carte von dem in dem Königreich Preussen gelegenen Ambt Memmel, 1725, 1:96 000, Sign. N 11999/61
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Groß Schlaszen auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Klein Schlaszen auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe Schlaszen südlich von Heydekrug auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000


Gr. u. Kl. Schlaszen im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Gr. u. Kl. Schlaszen und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Szlaßen im Messtischblatt 0694 Heydekrug (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie



Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  2. Werden Taufenbuch 1710-1728
  3. Schroetterkarte (1802), Maßstab 1:160000
  4. Urmesstischblatt von 1860
  5. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  6. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  7. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  8. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  9. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  10. Dr. Wilhelm Gaerte: Urgeschichte Ostpreußens, Gräfe und Unzer Verlag, 1929
  11. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920, S. 41
  12. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920, S. 41