Hessische Familienkunde/Band 01/Heft 01/0023-0024

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Hessische Familienkunde/Band 01/Heft 01
Eine Veröffentlichung der Arbeitsgemeinschaft der familienkundlichen Gesellschaften in Hessen.
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brachte, wie dies durch den bis an Kestners Ende andauernden regen Briefwechsel mit Goethe bewiesen wird, erregt unsere Achtung vor der Seelengröße der drei Menschen.

2. Die Familie Buff.

Bei der großen Anteilnahme der Allgemeinheit an dem Schicksal der Menschen aus Lottes Lebenskreis mag es lohnend sein, in beifolgender Darstellung[1] eine Übersicht über Lottes Eltern, Geschwister und eigene Kinder zu geben. Sie zeigt durch die senkrechten „Lebenslinien" aller Personen deren Geburts-, Heirat- und Sterbejahre an, und läßt so ihre Altersfolge überblicken; ein horizontaler Querstrich kennzeichnet Wetzlars „Goethejahr“ 1772. Leider fehlen uns von mehreren von Lottes Geschwistern bisher Bildnisse. Wir können uns aber eine gute Vorstellung machen von dem Kindergewimmel, das sowohl in der Wetzlarer Ordensamtmannswohnung, als auch später in Lottes Hannoverschem Hause herrsche: Nimmer ermüdend, hat sie so zweimal Sorgen und Freuden einer sehr kinderreichen Mutter durchgemacht und ist später auch mit vielen Enkeln nochmals jung gewesen. Es ist hier nicht der Ort, im Einzelnen die Lebensschicksale aller Familienglieder aufzuführen; deretwegen sei verwiesen auf die Buff- und Kestnerschen Familiengeschichten, insbesondere von H. K. Eggers (1882, 1905, 1932), Hans F. Helmolt (1904), Friedr. Buff (1934) und im Dtsch. Geschlechterbuch Bd. 13 (1907). In anmutiger Weise läßt uns Rob. Hering (Jahrb. d. Freien Dtsch. Hochstifts zu Frankfurt a. M., 1908, S. 274—301) in das Leben dreier Generationen der Buffschen Familie einblicken, und zwar an Hand des reichen Akten-Materials des Goethemuseums; es handelt sich um den Großvater Lottes Christoph Buff in seinem Pfarrhaus zu Steinbach bei Gießen und die 2 nachfolgenden Generationen, die das „Deutsche Haus“ zu Wetzlar bevölkerten: Lottes Vater (von 1740 bis 1795) und Bruder Georg (von 1795 bis 1809) waren die beiden letzten Deutschordensamtmänner hier vor der endgültigen Auflösung des Ordens durch Napoleon bzw. Fürstprimas Dalberg. Erwähnen wir noch den Bruder des Vaters, Georg Wilhelm Buff (1709—81), der als Major und Stadtkommandant hier mit 3 Töchtern lebte (deren jüngste zum Unterschied von Charlotte Buff-Kestner als die „schwarze Lotte“ bezeichnet wurde, und die uns auch im Bildnis erhalten ist) und Lottes Brüder Wilhelm (1758—1831) und Friedrich (1762—1845), die als jurist. Hofrat bzw. niederländ. Major in Wetzlar lebten, so haben wir bereits alle hiesigen Vertreter der Buff-Familie kennen gelernt. Mehrere Glieder waren in Gießen seßhaft, darunter ein namhafter Physiker, Professor Heinrich Buff (1805—78).

3. Lottes Nachkommenschaft.

Auch wenn man erwägt, daß Lotte 12 Kindern das Leben schenkte, von denen immerhin 10 erwachsen, 7 verheiratet waren, wird man erstaunt sein, über die große Menge von Nachkommen, die ihr seither erblühten. So mag vielleicht eine Übersicht über deren zeitliches Wachstum von Interesse sein, wie sie in Fig. 2 geboten ist: Man sieht seit dem Heiratsjahr 1773 das An- und Absteigen der Personenzahl jeder Generation, der 12 Kinder (bis 1877), der 15 Enkel (1802 bis 1906), der 47 Urenkel (1823 bis 1939) usf. deren Gesamtsumme im Gegensatz zu den stets auf Null absinkenden Einzelkurven wohl stetig weiter gewachsen ist. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß für die letzten Jahrzehnte etwa ab 1900 bei den letzten 3 Generationen die Kurven infolge der Lücken in unserer Kenntnis nur Minimalwerte geben, nämlich nur die mit Sicherheit bekannten Personen. Es sind also auch heute noch zahlreiche Menschen, sicherlich weit über 100, am Leben, die sich rühmen können, direkt von Lotte abzustammen. Die Gesamtzahl der dem Verfasser bisher bekannt gewordenen Nachkommen Lottes beträgt 249, die sich allerdings auf 54 verschiedene Familiennamen verteilen, unter denen interessanterweise 25 französische sind; dies rührt daher, daß zwei von Lottes Söhnen als Fabrikanten ins Elsaß übersiedelten, wodurch Beziehungen zu Frankreich und zur französischen Schweiz entstanden, wo heute ein großer Teil der Nachkommenschaft lebt. Auch die übrigen Linien sind nur teilweise im Hannoverschen seßhaft geblieben. Wohin überall mögen sie heute, wohin mögen sie erst in 25 Jahren zerstreut sein? Vielleicht dürfen diese Zeilen zufällig hier und dort ein wenig dazu verhelfen, daß allmählich Nachrichten von ihnen sich in der alten Heimat sammeln, daß hin und wieder jemand sich zum Deutschordenshof als dem Tätigkeitsfeld seiner berühmten Ahnfrau hingezogen fühlt, und daß er dort von Mal zu Mal greifbarer und vollkommener außer dem aus dem Schutt wiedererstehenden Lottemuseum auch ein Buffsehes Familienarchiv vorfindet, das der zerstreuten Familie einen Mittelpunkt, das Gefühl einer „Heimat“ gibt, vielleicht beneidet von mancher anderen Familie, die solch einen Stammsitz auf immer verloren hat! Dies wären Fäden, die im Kleinen, aber doch in haltbarer Weise völkerverbindend und in edler Weise kultur- und friedenfördernd wirken können, wenn sie erst einmal angeknüpft sind.

4. Lottes Ahnen.

Für jeden, der etwas eingehender sich mit Lottes Familie befassen möchte, ist es befremdlich, daß wohl über die Buffsche Familie und über die Kestnersche Nachkommenschaft einige Literatur vorliegt (die natürlich von Zeit zu Zeit der Ergänzung bedarf), daß aber anscheinend nirgends eine einigermaßen ausführliche Ahnenübersicht veröffentlicht ist. Möglicherweise, ja wahrscheinlich, ist eine solche in der engeren Familie wohl vorhanden, sie seheint aber nicht bekannt geworden zu sein. Es sei daher hier der Versuch begonnen, diese Lücke auszufüllen. Da uns hier vom lokalen Standpunkt aus die wohl rein norddeutsche Ahnenschaft von Christian Kestner, Lottes Ehemann, nicht so sehr interessiert, ist die Ahnentafel nicht auf Lottes Kinder, sondern auf sie selbst zugeschnitten [2].

±0. 1. Buff, Charlotte (Lotte) Sophie Henriette[3], * Wetzlar 11. 1. 1753, † Hannover 16. 1. 1828, oo Wetzlar 4. 4. 1773 Johann Christian Kestner, 1767 Kammergerichtssekretär in Wetzlar, 1784 kgl. großbrit.-hannov. Hofrat, Vizearchivar in Hannover, * Hannover 28. 8. 1741, † Lüneburg 24. 5. 1800.

1. Ahnengeneration (—I)

—I. 2. Buff, Heinrich Adam[4], 1740 Kastnereiverwalter, 1755 Deutschordens-Amtmann in Wetzlar, * Steinbach b. Gießen 23. 9. 1711, † Wetzlar 2. 1. 1795, oo Schiffenberg (durch seinen Vater) 6. 9. 1750.

3. Feyler, Magdalena Ernestina, * Wetzlar 23. 5. 1731, † das. 13. 3. 1771.

2. Ahnengeneration (—II)

—II. 4. Buff, Christoph, Pfarrer in Steinbach b. Gießen, * Münzenberg 18. 10. 1674, † Steinbach 27. 4. 1756, (oo II. Steinbach 12. 3. 1715 Maria Margaretha Seipp, * Reichelsheim 21. 4. 1689, † Steinbach 13. 2. 1752, T. v. Johann Balthasar Seipp, Pfarrer u. Definitor in Reichelsheim, u. Anna Catharina von Bassy), oo I. Windhausen b. Alsfeld 15. 6. 1706.

5. Haberkorn, Anna Sophia, * Windhausen um 1686/87, † Steinbach 21. 7. 1714.

6. Feyler (Feiler) Peter Ernst, hess.-darmst. Major u. Kommandant in Wetzlar, * (Nürnberg?) um 1692 † Wetzlar 7. 5. 1755, oo ...

7. Klumpp, Dorothea Charlotte, * (Nürnberg?) um 1692, † Wetzlar, 26. 12. 1767.

3. Ahnengeneration (—III)

—III 8. Buff, Henrich, 1669 Kaplan, 1684 Oberpfarrer in Münzenberg, * Butzbach 23. 7. 1640, † Münzenberg 22. 6. 1724, oo das. 24. 4. 1670

9. Petri, Anna Katharina, * Crainfeld b. Lauterbach 15. 5. 1647, † Münzenberg 17. 4. 1704.

10. Haberkorn, Johann Adam, Erb-Oberförster, Besitzer des Haberkornschen Gutshofes in Windhausen b. Alsfeld, * Windhausen 27. 2. 1652, † das. 21. 12. 1721, oo das. 3. 2. 1687.

11. Köhler, Christine Marie, * Crainfeld 18. 1. 1664, † Windhausen 10. 10. 1732

12—15. N N

4. Ahnengeneration (—IV)

—IV. 16. Buff, Johann Heinrich, Bürger u. Bäckermeister in Butzbach, * Butzbach . . 1602, † das. 30. 6. 1661, oo das. 17. 6. 1629.

17. Krecker, Anna Sophie, * Butzbach 21. 9. 1608, † das. 6. 8. 1679.

18. Petri, Konrad, Gerichtsschöffe (oder -schreiber?) in Crainfeld, * Crainfeld . . 1609, † das. 2. 7. 1670, oo . . .

19. Friedrichs, Anna, * . . . 12. 4. 1616, † Crainfeld 9. 4. 1681.

20. Haberkorn, Johann Jost, Erb-Oberförster, Besitzer des Haberkornschen Gutshofes in Windhausen, * das. 19. 9. 1619, † das. 22. 10. 1682, oo das. 21. 10. 1644.


  1. Erstmals abgedruckt in „Fam.-gesch. Bl."; 37 (1939), H. 1, Sp. 5—6.
  2. Über die Generationenbenummerung vergl. Sp. 27.
  3. Sie erlebte 12 Kinder, 15 Enkel und 6 Urenkel, von denen bei ihrem Tode noch 9 bzw. 14 und 5 lebten.
  4. Er erlebte 16 Kinder und 29 Enkel, von denen bei seinem Tode noch 10 bzw. 25 lebten.