Gammelstad

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Hierarchie

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Gammelstad, Kirchstadt

Einleitung

Weltkulturerbe

Am 07.12.1996 wurde die Kirchstadt von Gammelstad von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben. Die Begründung lautete damals: "Gammelstads Kirchstadt ist ein einzigartiges Beispiel für eine traditionelle nordskandinavische Kirchstadt. Sie illustriert auf eine außerordentliche Weise die Anpassung einer traditionellen Stadtplanung an die speziellen geografischen und klimatologischen Verhältnisse, die in einem schwierigen Naturmilieu herrschen."

Umfang

Das Weltkulturerbegebiet umfaßt die Kirche, die diese umgebende Kirchstadt, die Bürgerquartiere, die öffentlichen Gebäude sowie Teile einer jüngeren, dauerhaften Besiedlung. Die Kirchstadttradition ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Ernennung zum Weltkulturerbe.

Von Luleå zu Gammelstad

1621 erhielt Luleå Stadtrechte auf dem alten Handelsplatz. Doch schon 1649 stellte man fest, dass der Hafen auf Grund der Landerhöhung zu seicht geworden war. Ein neuer Hafen wurde näher an der Küste angelegt. Damit ehielt Luleå eine Neustadt und eine Altstadt, die jetzigen Orte Luleå und Niederluleå, heute Gammelstad.

Mittelpunkt von Gammelstad war die alte Steinkirche von Niederluleå mit deren Bau man Anfang des 15. Jahrhunderts begonnen hatte. Sie ist ein imposantes Bauwerk und zeugt vom früheren Wohlstand der Gegend.

Nordöstlich der Kirche von Gammelstad liegen heute noch einige rechtwinklige Viertel mit Höfen, die ihren Ursprung in der Stadtepoche des 17. Jahrhunderts haben.

Kirche

Kirchstadt mit Feiertagshäuschen

Die Kirchstadt

Gammelstadt ist eine einmalige Mischung von "Kirchstadt" für das Feiertagswohnen und normalem Kirchdorf für die festansässigen Einwohner, wie wir es sonst allgemein kennen. Von Schwedens insgesamt 71 Kirchstädten existieren im Jahre 2010 nur noch 16. Gammelstad hat Schwedens größte und am besten erhaltene Kirchstadt mit 408 Häuschen. Die Kirchstadt ist vermutlich das Resultat mehrerer zusammenfallender Faktoren:

  • die geographisch großen Entfernungen
  • der Bedarf der Kaufleute an Lager- und Übernachtungsmöglichkeiten am Handelsplatz,
  • die Kirchställe und nicht zuletzt die Pflicht der Bevölkerung, die Kirche regelmäßig zu besuchen.

Die älteste Dokumentation über Gammelstads Kirchstadt findet man in Johannes Bureus Schilderung von einem Besuch, Weihnachten im Jahre 1600: "Alle Bauern haben ihre Häuschen nahe der Kirche, auf einem Platz, den sie den Berg nennen". Mit großer Wahrscheinlichkeit baute man die ersten Häuschen Mitte des 16. Jahrhunderts.

Kirchstadt, Beschreibung

Die unregelmäßige Platzierung der Häuschen spricht für ein "Bauen nach Bedarf". Anfangs bauten die Bewohner eines Dorfes ihre Häuschen dicht beieinander und entlang des Zufahrtsweges zur Kirche ihres Dorfes. Als alle Wege zur Kirche von Häusern gesäumt waren, wurden auch die Zwischenräume bebaut. Auf diese Weise entstanden die engen Gäßchen zwischen den Häuschen.

Viele der heutigen Kirchwohnungen standen hier bereits 1817, als man die erste genauere Karte zeichnete. Vermutlich sind viele Häuschen aber 100 Jahre älter.

Führungen

Von Juni bis August kann man täglich an Führungen in der Kirchstadt teilnehmen. Anmeldungen werden ganzjährig entgegengenommen. Die Besuchsstube, Häuschen Nr. 253 am "Framlänningsvägen", wird im Zusammenhang mit Führungen offen gehalten.

Kirchstadtbrauch

Die Kirchstadt war der natürliche Treffpunkt für alle Kirchengemeindebewohner. Hier strömte man zusammen, um den Gottesdiensten beizuwohnen, Märkte und Gerichtsverhandlungen (Vogteigericht) zu besuchen, aber auch um Freunde und Bekannte aus anderen Dörfern zu treffen.

Nach und nach teilte man die Kirchenfeiertage in Alten- und Jugendfeiertage.Während der "nächtlichen Brautwerbung" an den Jugendfeiertagen wurden viele Bekanntschaften gemacht, die später zu Ehen führten. In Gammelstad sind die Kirchstadtbräuche lebendig. Drei- bis viermal pro Jahr werden die Gemeindemitglieder zu Kirchenfeiertagen eingeladen und während des traditionellen Konfirmandenunterrichts vor Mittsommer wohnen die Jugendlichen in den Kirchhäuschen.

Blick vom Kirchhof über die Mauer und Nordpforte zur Betelkapelle
Feiertagshauskammern

Sonstige Besiedlung

Gammelstad ist eine einmalige Mischung von Kirchstadt für das "Feiertagswohnen" und Kirchdorf für die festansässigen Einwohner.

  • Das Gasthaus, der Bürgermeisterhof und der Hauptmannshof liegen in den Stadtquartieren östlich der Kirche. Das Alter dieser Höfe kann nicht genau angegeben werden, aber sie haben ihren Ursprung in der Bürgerstadt des 17. Jahrhunderts.
  • "Margaretas Wärdshus" (Wirtshaus) stammt aus der ersten Hälfe des 19. Jahrhunderts. Das Haus war lange Zeit der Kern eines großen Handelshauses und ist im Jahre 2010 ein Restaurant.
  • Das Gemeindemagazin, unmittelbar südlich der Kirche, errichtete man 1790. Hier lieferte der Bauernstand die Steuern (auch in Naturalien) ab, von denen man u. a. den Pfarrer der Gemeinde bezahlte. Von 1839 an war das Gebäude auch Lager für die Aussaat.
  • Das Gemeindehaus wurde 1754 erbaut. Es ist als Gerichtsaal, Gefängnis, Gemeindeamt und Versammlungslokal genutzt worden und dient im Jahre 2010 als Cafe.
  • Das Separatistenhäuschen wurde von den Separatisten als Gebetshaus benutzt. Diese Bewegung entstand Anfang des 19. Jahrhunderts als Protest gegen die neuen Kirchbücher. Schließlich trennte man sich von der Kirche.
  • Die Betelkapelle, an der Nordseite des Kirchplatzes, war von 1806 bis 1908 Gasthaus, wurde danach von einer Baptistengemeinde erworben und zu einer Kapelle umgebaut. Im Jahre 2010 beherbergt sie ein "Visitor Centre", die Touristen-Information und ein Cafe.

Feiertagswohnung, Einrichtungsbeispiel:

Quelle

  • Quelle: Ortsführung am 23.07.2010

Gammelstad um 1898

Weblinks