Tappensches Familienbuch (1889)/117

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Tappensches Familienbuch (1889)
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vorzubeugen getrachtet, so ist dennoch wenige Wochen vor seinem seeligen Ende auch das rechte Bein aufgebrochen und also die Gefahr und Empfindlichkeit so viel grösser worden, wiewohl auch die Gnade Gottes bey dieser zunehmenden Schwachheit nicht weniger in Ihm mächtig gewesen; Wannenher Er es geduldig aussgestanden, dass man durch tägliches schmertzhaftes Schneiden dem überhandnehmenden Sphacelo oder kalten Brand zu begegnen versuchet, und da Ihn die Seinigen bahten, Er möchte doch nur noch ein wenig ausshalten und sich diesem Creutze unterwerffen, zur Antwort gab, Er wolle sich ja gerne so hin hantiren lassen, wie Er solle, und getröstete sich dessen, dass ein Tag nach dem ändern dahingehe, und es endlich dennoch auffhören müsse.

      Nachdem nun der heilige Gott diesen seinen Knecht sattsam geprüfet, so dass Ihm elender Nächte gewiss viel, und sein Fleisch würmicht und kohtigt worden, ist Er endlich mit seiner gnädigen Erlösung, nach dem Wunsch des Seel. Mannes, erschienen, indem Er Ihn am andern Sonntage des Advents, in der Nacht, mit einem neuen Paralytischen Zufall beleget, und Ihn dabey in einen ungemeinen und unruhigen Schlaff gerahten lassen. So bald man solchen gegen den Morgen an Ihm bemercket, und nach des Hrn. Medici Urtheil diese Mattigkeit für ein Zeichen seines herannahenden Todes ausslegen müssen, so ist so fort sein wehrt-geschätzter Herr Collega und Beicht-Vater zu Ihm gefodert, - und als Er von selbigen befraget worden, ob Er nach dem H. Abendmahl verlangen trage, um sich mit dem Leib und Blut seines Heylandes zu stärcken, hat Er zwar anfänglich nicht gemeinet, dass es mit Ihm so grosse Gefahr habe, und Er seinen sonst dazu bestimmten Termin, als den dritten Sonntag des Advents anticipiren müsse: dieweil Ihn aber am selbigen unser Gott als einen Gast im Himmel völlig zu sättigen beschlossen, so ist Er auch durch dessen gnädige Wirkung auff ferneres Anbieten dieser köstlichen Speise sofort dazu willig gewesen, und hat selbige mit gebührender Devotion genossen. Gleich darauff hat Ihn seine vorige Mattigkeit wieder überfallen, und nachdem Er, bey zuweilen unterbrochenen Schlaff, noch sehr wenig Worte mit den anwesenden lieben Seinigen, und zwar, zum Zeichen seines völlig befriedigten Hertzens, mit freundlichen Gebehrden geredet, ist Ihm auch die Sprache mehr und mehr vergangen, so dass Er kaum mit liegender Zunge ein schwaches Ja und wenige andere Worte herfürbringen können. In solchen Schlaff ist Er selbigen gantzen Tag und die folgende Nacht geblieben, nur dass Er zuweilen auff geschehenes Zuruffen, ob Er auch Jesum annoch in seinem Hertzen habe, und dergleichen, mit einem Ja darauff geantwortet, dabei seine Hände auff seine Brust gedrücket, auch woll zuweilen selbige gen Himmel erhoben, und gegen den Abend gefodert, dass man Ihm auss seinem Krancken-Buche etwas fürlessen solle, welches auch sofort geschehen. Weil man aber gemercket, dass bey den immerfort anhaltenden Schlummern auch sein Gehör gehemmet sey, und man seines beständigen Glaubens an seinen Heyland ohnedem zur Gnüge versichert war, hat man Ihn in der Ruhe durch ferneres unnöhtiges Zuruffen nicht stören wollen, sondern seine Seele durch ein hertzlich Gebeht ihrem getreuen Schöpfer anbefohlen; und am Dienstag Morgen in bey den Kirchen S. Michaelis und S. Lamberti vor ihm bitten lassen. Dieses Gebeht hat der gnädige Gott auch so bald erhöret, und wie Er Ihm das Leben an einem Dienstage des Abends um 9 Uhr geschencket, also selbiges auch an einem Dienstage, war der 6te Decembris, des Morgens um 9 Uhr von Ihm genommen, und zwar mit so sanfften Gebehrden, dass Er kein eintziges Glied gereget, und man nicht die geringste Unruhe an Ihm wahrnehmen können, indem Er mit einem tiefen Odem-holen seinen Geist in die Hände seines Gottes übergeben; und war kaum diese