Tappensches Familienbuch (1889)/116

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Tappensches Familienbuch (1889)
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alles mit Sanfftmuht zu überwinden, und in Summa sich eiffrig angelegen seyn lassen, nicht nur mit Lehren und Ermahnen, sondern auch mit einem guten Wandel seine Zuhörer zu erbauen, und seine Theologiam auch in Praxi zu erweisen, davon versichert man sich von seiner lieben Gemeinde und sonsten vielen andern eines guten Zeugnisses, und erkennt mit Danck sowol deren günstiges Urtheil, welches Sie allbereits über den Seelig-Verstorbenen hierinn gefället, als auch vornehmlich die Gnade Gottes, welche sich in dem allen reichlich an Ihm geoffenbahret. Insonderheit hat Ihn Gott zu einem ungemeinen Exempel der Gedult und der hierzu nohtwendig erfoderten kindlichen Zuversicht auff die Gnade seines himmlischen Vaters, andern zur Nachfolge, fürstellen wollen, weil doch Creutz und Trübsahlen sowohl einen Christen insgemein, als vornehmlich einen Lehrer der Kirchen erst recht vollkommen machen, so weit sich die Schwachheit dieses Lebens erstrecket, und die Gedult von solcher Vollkommenheit das beste und richtigste Zeugnis giebet. Ew. Liebe sind ohne Zweiffel einige Proben davon nicht unbekandt, und es wäre zu wünschen, dass Sie auch die letzten Jahre, bei seinem zunehmenden Creutz, dessen unverrückte und von Gott in Ihm gewirckte Gelassenheit so beständig hätte anschauen können, wie es diejenigen gethan, die da innnerforth um Ihn gewesen, und welche dessen zu Ihrer eigenen Erbauung woll nimmermehr vergessen werden. Damit aber dieselbe dennoch einige Nachricht davon, auch zu ihrer eigenen Ermunterung haben mögen, so ist schon vorhin gemeldet, wie unser Seelig-Verstorbener Anno 1699 von seiner Paralysi und Lähmniss an seiner lincken Seite überfallen worden, da denn zwar anfänglich der gnädige Gott dieses Creutz also gemässiget, dass der appetit geraume Zeit annoch in ziemlichen vigore blieben, und Er einen ruhigen Schlaff, fast über seine und eines so hohen Alters Gewohnheit behalten; dieweil aber durch benandten Zufall dem Leibe die so hochnöhtige Bewegung entzogen, als hat sich wegen vieler zurückgebliebenen cruditäten nach und nach ein starcker Geschwulst an den Beinen herfürgethan, und sind selbige endlich gar in eine böse Exulceration gerahten, so dass der Seel. Mann das letztere halbe Jahr durch sehr grosse Schmertzen daran hat ausstehen müssen, dahero es dann kommen, dass Er von solcher Zeit an des Nachts entweder gar keine oder doch sehr wenig Ruhe gehabt, weil Er das lincke Bein, an welchem sich der Schaden zuerst herfür gethan, im Bette durchauss nicht leyden können. Wie viel Er in diesem seinem Elende aussstehen müssen, da Er offte gantze Nächte in einem Stuhl oder auff der Kante seines Bett-Lagers sitzend, und ohne eintzige Ruhe, hinbringen müssen, dieweil der Schaden unten an dem empfindlichsten Theile des Beins Ihm acutissimos dolores erweckete, so dass Er auch zuweilen geklaget, es dünke Ihm nicht anderst, als ob das Bein gantz in Feuer brennete, und könne er sich nicht einbilden, dass empfindlichere Schmertzen, als die Seinigen mehrmahle waren, gefunden würden, solches wissen diejenigen am besten, die in solcher Zeit mit Ihm umgegangen, und dennoch niemahls einige Ungedult an Ihm darüber verspüret haben. Da sonsten das Alter ihrer viele verdriesslich, und auch bey ihrer Gesundheit und Pflege fast unerträglich machet, so blieb der Seel. Mann dagegen nach seiner vorigen Gewohnheit immerhin freundlich, auch bei seinem Leyden, und entdeckte nicht einmahl den Seinigen alles Ungemach seines Leibes, wie man es nach seinem Tode mit Verwunderung an ihm wahrgenommen; Ja Er pflegte noch wohl zu wünschen, dass Gott, wenn es Ihm gefiele, die Plagen von seinen Kindern nehmen, und sie nur auff Ihn legen mögte, weil Er auch dieselbe mit beständiger Zufriedenheit gerne ertragen wolle. Ob man nun gleich mit höchster Sorgfalt die Schmertzen zu lindern und allem ferneren Unheil