Herforder Chronik (1910)/199

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Herforder Chronik (1910)
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Am oberen Rande:

„Amen, amen dico vobis si qui sermonem meum servaverit, mortem non videbit in aeternum. Joh. 8 V. 51.“

D. i.: Im Jahre des Herrn 1590 haben die Eheleute Bürgermeister A. Brudtlacht und Katharine Freithof diese Kanzel errichten lassen, im Jahre 1616 hat die Witwe des selig Entschlafenen sie mit neuem Schmuck versehen lassen.

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So jemand mein Wort wird halten, der soll den Tod nicht sehen ewiglich.

Auch der reich in Holz geschnitzte Taufstein kündigt sich als eine Gabe Brudtlachts an:

A. Brautlach cos. dedit. Cath. Freithof. An. Dom. 1611.“

Diese Inschriften an Kanzel und Taufstein verkünden der Nachwelt laut den frommen Sinn ihrer Stifter; wieviel Gutes aber die wohltätigen Hände außerdem im stillen gestiftet haben, darüber haben wir keine Zeugnisse.

Die Hinterbliebenen Erben fühlten sich deshalb bewogen, den ausgezeichneten Menschen eine Grabschrift in kunstvoller Umrahmung in der Kirche, wo ihre Stiftungen in die Augen fallen, zu widmen[1]. Am unteren Teil sehen wir die Brustbilder der Eheleute, darüber die Auferweckung des Lazarus, nach unserer Meinung eine Symbolisierung der aus langem Todesschlafe zu neuem Leben erweckten Kirche. Die Krönung des Werkes bildet die Auferstehung des Herrn, das Glaubensbekenntnis der Verewigten darstellend. Die übrigen Inschriften der Kirche: S. Schwettmann, Jakobikirche.


Brudtlacht.

Auf die Tage des Aufschwungs unter Brudtlacht war geistiger und wirtschaftlicher Niedergang gefolgt. Kriegsnöte aller Arten, am empfindlichsten die des 30jährigen Krieges, Unglücksfälle, wie die großen Brände, von denen noch die Rede sein wird, vernichteten den Wohlstand der Radewig, Pest und andere Seuchen entvölkerten die Häuser. Da ging das Andenken an den großen Toten verloren; wer hätte auch Muße gehabt, in die Vergangenheit zurückzuschauen, da jeder Tag seine bittere Plage hatte. Aus dem einstigen lebhaften und reichen Handelsplatz Herford war ein trübseliges Ackerstädtchen geworden, in welchem die Nachkommen der stolzen Handelsherren stillebend ihren Kohl bauten.

Die unbedeutende Zahl der Gelehrten der Stadt lebte zurückgezogen ihren Studien, niemand von ihnen fiel es ein, sich an der rühmlichen Vergangenheit

  1. Ludorff, Tafel 48.