Herforder Chronik (1910)/198

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[197]
Nächste Seite>>>
[199]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



und andere Radewiger Bürger, unter ihnen v. Kettler, Johann und Hermann Platvoth, ließen auf ihre Kosten die Innenräume des Gotteshauses instandsetzen, Kanzel, Altar, Taufstein und Gestühl erneuern[1] und bestellten als ersten evangelischen Pfarrer Heinrich Binke, der bis dahin in der Stiftberger Kirche Geistlicher gewesen war. Am Donnerstag nach dem ersten Advent des Jahres 1590 wurde die wieder hergestellte Kirche mit dem ersten lutherischen Gottesdienst eingeweiht und dieser Tag als Radewiger Kirchweihfest bestimmt. Aus seinem, wie es scheint großen Vermögen dotierte der für die Wohlfahrt der Kirche unermüdliche Brudtlacht Kirche und Pfarrstelle reichlich und setzte auch testamentarisch zur alljährlichen Feier des Kirchweihfestes fünf Taler aus, wovon die Kosten für die Kirchenmusik, die Bewirtung der Geistlichen, des Kirchenvorstandes und der Musiker mit Mahlzeit und Krengeln bestritten werden sollte. Bei der Kirchweihmahlzeit in den Bürgerhäusern der Radewig war an jenem Tage der „braune Kohl“ das Hauptgericht; er fehlte auf keinem Tisch. Nach ihm haben die Radewiger und mit ihnen alle Herforder sich gewöhnt, die Kirchweih der Jakobikirche einfach Kohlfest zu nennen. Die Radewiger feiern es noch heute mit Gottesdienst und mit Festessen im Hotel Stadt Bremen, welches sie aber scherzweise Radewiger Krug nennen.

Über die Wiedereröffnung der Kirche gibt eine Gedenktafel in dem Gotteshause Kunde:

„Anno Christi salvatoris 1530 hoc templum iussu amplissimi senatus huius reipub. propter peregrinantes Jacobinos clausum. Anno vero 1590 consilio et mandato ejusdem ad uberiorem syncerae religionis cultum propagandum reseratum et sumptibus civium pio zelo et labore quorundam instauratum est.“
„Anno 1610. 5. ugusti usus sacramentorum cum verbi divini praedicatione coniungi coepit, pro quo summo beneficio deo sit laus et gloria. Amen.“

D. i.: Im Jahre des Erlösers 1530 ist wegen der häufig stattfindenden Durchzüge der Jakobspilger dieses Gotteshaus auf Verordnung eines ehrenfesten Rates hiesiger Stadt geschlossen worden. Aber im Jahre 1590 wurde es auf seinen Beschluß und Befehl zu nachdrücklicherer Ausbreitung und Pflege der reinen Lehre wieder erschlossen und auf Kosten einiger Bürger mit frommem Eifer und Bemühen wieder instand gesetzt. Im Jahre 1610 den 5. August, hat man begonnen, mit der Verkündigung des Gotteswortes die Spendung der Sakramente zu verbinden; für diese hohe Wohltat sei Gott Lob und Preis dargebracht. Amen.

Eine ebendarauf bezügliche Inschrift hat die Kanzel:

„A. D. 1590. Antonio Brautlach consul et Catharina Freithof conjuges hunc suggestum erigend. curarunt: Ao 1616 vidua pie def. nova for. exornandum.“
  1. Ludorff, a. a. O. Tafel 48.