Herforder Chronik (1910)/200

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Herforder Chronik (1910)
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der Vaterstadt zu erheben, noch weniger, andere dafür zu begeistern. Die Mitte des 18. Jahrhunderts mußte herbeikommen, bevor Männer der Herforder Geschichtschreibung auftraten. Während aber der Herforder Chronist Storch von Brudtlacht und seinen Verdiensten nichts zu berichten weiß, nicht einmal seinen Namen zu kennen scheint, erwähnt der gleichzeitige Hagedorn und 100 Jahre später Rose seiner nur obenhin.

Erst als in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts das neuerwachte historische Interesse die Ortsgeschichte und die Denkmäler der Herfordischen Vergangenheit betrachten lehrte, lebte auch die Erinnerung an den verdienstvollen Herforder Bürgermeister Anton Brudtlacht wieder auf. Vor allem war es Schwettmann, der Kantor an der Jakobikirche, der sich in die Geschichte dieser Kirche liebevoll versenkte, mit feinem Spürsinn alles Bemerkenswerte herausfand und die kirchlichen Denkmäler von St. Jakobi eifrig studierte. In seinen verschiedenen Schriften betonte er dann nachdrücklich, was er aus dem Schöße der Vergangenheit über Brudtlacht herausgegraben hatte, und ihm allein und seinen unermüdlichen Hinweisen auf jenen Mann ist es wohl zuzuschreiben, daß der Name Brudtlacht den Herfordern wieder geläufig ward. Um diesen Namen den Herfordern allezeit vor Augen zu halten, ist der neuen Straße, die aus dem Herzen der Radewig zum Walle hin abzweigt, die Bezeichnung Brudtlachtstraße beigelegt worden. Leider hat man dabei nicht nur versäumt, sich der richtigen Schreibung des Namens zu vergewissern, sondern hat ihn gänzlich falsch „Brutbach“ geschrieben, wie an den Straßenschildern zu lesen ist.

In sämtlichen Schriftstücken, die das Inhaltsverzeichnis der im Königlichen Staatsarchiv zu Münster untergebrachten Herforder Urkunden angibt, ist als die eigenhändige Unterschrift des Herforder Bürgermeisters der Altstadt nur „Brudtlacht“ zu finden, und die Schreiber der Urkunden haben den Namen in derselben Schreibung angeführt. Daß die besprochenen Gedenktafeln „Brautlach“ aufweisen (dieser Schreibung sind Hölscher und Schwettmann an mehreren Stellen gefolgt) ist auf die Sucht des 17. Jahrhunderts zurückzuführen, Namen, deren Sinn nicht mehr verständlich war, sich hochdeutsch zurecht zu machen, gewöhnlich mit üblem Erfolge, wie wir das bei der sogenannten „Weidemühle“ in der Neustädter Feldmark gezeigt haben.

Der Name ist aus dem altdeutschen brutloft, Brautlauf, d. i. Hochzeit, entstanden. Schwedisch heißt das Wort bröllop, (Bröllopsmarsch) niederdeutsch mit Wechsel des ft in cht brudtlacht (wie sich Sticht in Stift, Schluft in Schlucht, Grast, Graben in Gracht verwandelt). Als Personenname kommt das niederdeutsche Brudtlacht selten vor, im Hochdeutschen ist uns aber doch schon eine Person begegnet, die „Hochzeit“ hieß.