Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/319

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Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
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das Pfarramt führte. Beide schafften auf Zureden Piderits im Jahre 1553 die Meßgewänder ec., deren sie sich bei der Verwaltung der Sacramente bedienten, ab, so daß um jene Zeit das Interim zu Lemgo beseitigt ward. Die Landessynode zu Brake im Jahre 1556, durch welche Piderit zu einem der vier Landesvisitatoren ernannt wurde, führte die Abschaffung desselben in der Grafschaft herbei.

Daß Lemgo die Kirchenordnung von 1571 an Stelle der dort 1533 eingeführten Braunschweigischen mit dem ganzen Lande annahm, ist schon oben bemerkt.

Den Versuchen des Grafen Simon VI. im Anfange des 17. Jahrhunderts auch Lemgo der reformierten Lehre und Gottesdienstordnung zugeneigt zu machen, setzte die Stadt den hartnäckigsten und allein von allen Oertern des Landes einen erfolgreichen Widerstand entgegen, obgleich der an die Kirche zu St. Johann in und vor Lemgo 1604 vom Grafen berufene Pastor Johann Happenius, ein eifriger Calvinist, mit großem Eifer für die Verbreitung der reformirten Lehre, oder wie man sich damals auszudrücken pflegte, „für die Reinigung der Kirche von abergläubischen Gebräuchen“*) wirkte, was wohl den allmählichen Uebergang der St. Johann Gemeinde, die anfangs jedoch von den polternden Eifer ihres Pastors derartig zurückgestoßen wurde, daß sie nicht mehr bei ihm communiciren wollte, zur reformirten Kirche, aber auch zur Folge hatte, daß das Verhältniß des Pastors zu St. Johann und das der Prediger auf der Alt- und Neustadt und das des mit diesen haltenden Magistrats und des Landesherrn ein gespanntes wurde. Zur Erbitterung zwischen den letzteren steigerte es sich durch einen Streit des Happenius und des eifrig lutherischen Pastors Johann Stapelius zu St. Marien, der durch ein Pamphlet des letzteren auf den Generalsuperintendenten Dreckmeyer und indirect auf den Landesherrn unter dem Titel: „Ein wahrhaftig und erschrecklich geschicht, welches sich anno 1605 im Monat Majo in der Grafschaft Lippe mit einem Calvinischen Superintendenten und einem frommen Lutherischen Bauersmann zugetragen“

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  *) Anmerkung. Viele ums Jahr 1602 durch die Kirchenvisitationen ans Licht gebrachten katholischen Mißbräuche waren ein Hauptgrund mit zur Reformirung des Landes. „Man fand nämlich damals alle Kirchen des Landes noch stark nach katholischem Weihrauch duftend, noch voll katholischer Bilder und Zierrathe, und Pfarrer und Gemeinde an katholisch-lutherisches Ritual gewöhnt. „Die Götzenteufel sollen vom Altar genommen und die papistischen Kleider abgethan werden,“ so wurde u A. dem Pastor zu Silixen befohlen.“ (Vgl. Falkmann Beitr. z. lipp. Gesch. 2. Heft S. 191.)