Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/318

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Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
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Geschichte Geistliche Lippe 1881.djvu
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Bugenhagen in Wittenberg, der ihnen in einem von Hamelmann dem Wortlaute nach uns erhaltenen Schreiben des „Doctors Pomeranus“ Recht giebt und vor Montan warnt, an den Magistrat sowie den Regentschaftsrath der Grafschaft. Diese bat den Landgrafen Philipp von Hessen, zwei Theologen zu schicken, um den Streit zu schlichten. Der Landgraf sandte Corvinus, den späteren lipp. Kirchenvisitator und Ordner des Ceremoniens- und Gottesdienstwesens, und Westermann, Pastor zu Geismar, welche die Anklage und Apologie des Montanus prüften und auf dem Schlosse zu Brake die Streitenden versöhnten, nachdem Montanus um Verzeihung gebeten, wenn er irgendwo geirrt habe und dann von den Abgeordneten wegen seiner Gaben, seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit belobt war.

Die Zeit des Interims, mit welchem nach der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg im Jahre 1547 der Bischof von Paderborn, Rembert von Kerßenbruch das lipp. Land zu überziehen sich eifrig angelegen sein ließ, lastete schwer auf Lemgo, da der junge Graf Bernhard, der rath- und hülflos war, und von Paderborn aus mit Verlust von Land und Leuten bedroht wurde, den paderbornischen Abgeordneten erlauben mußte, alle Pastoren des Landes auf das Rathhaus zu Lemgo zusammenzurufen und ihnen das Interim zur Beobachtung desselben von nun an vorzulegen. Die Bürgermeister Cothmann und Grothe, mit dem aus politischen Gründen papistisch gesinnten Magistrate in Lemgo betrieben eifrig die Annahme desselben, während die Bürgerschaft sich widersetzte. Die Prediger zu St. Nicolai Piderit und Wegenhorst, der Nachfolger des M. Oemeken, enthielten sich der Predigt, M. Jason, Pastor zu St. Marien, gab seine Stelle auf. Statt ihrer wurden zwei Interimsprediger, Bernhard Elbert von Ritberg und Theodor von Collum, ein Friese, eingesetzt, die aber nichts verstanden als trinken und schreien und es ganz in alter papistischer Weise trieben. Sie zündeten Kerzen an, zogen über die Straßen und lasen ihre Postillen ab. In dieser Zeit der jämmerlichen Zerstörung und Zerrissenheit, wo mehrere Jahre in den Kirchen Lemgo's kein evangelischer Gottesdienst gehalten wurde, ermannte sich Piderit, bestieg wieder die Kanzel und ließ sich durch allerlei Bedrohungen sogar mit dem Tode von Seiten Paderborns nicht von der Fortführung des evangelischen Predigtamts abschrecken. Wegenhorst folgte seinem Beispiel, ließ sich aber nach manchen Verfolgungen nach Soest versetzen. Die beiden Interimsprediger verließen 1551 Lemgo, wo sie keinen rechten Boden für ihre Thätigkeit fanden. Piderit wirkte nun allein an St. Nicolai, der wegen seiner Abweisung des Interims in Salzuflen abgesetzte Pastor Johann Cristianus wurde zu St Marien angestellt, während Wilhelm von Antwerpen zu St. Johann