Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/317

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Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
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trachten. (Vgl. Hamelmann op. p. 1057 sqq. Dr. H. Clemen Beiträge zur lipp. Kirchengeschichte S. 8-15. Lipp. Reg. IV, 3155.)

Die Befestigung der evangelischen Lehre in Lemgo störte kurze Zeit nach der Einführung der Reformation in Lippe ums Jahr 1538 ein zwischen dem Pastor Montanus zu St. Johann einerseits und den Stadtpredigern Moritz Piderit, Erasmus Wegenhorst, Oemekens Nachfolger, und Gerhard andererseits ausgebrochener Streit über den Gebrauch des Meßgewands und Anzündung der Kerzen bei Austheilung des heil. Abendmahls, was zu St. Johann wie in den beiden andern Parochien Lemgo's aber abgeschafft war. Zur Beilegung dieses ziemlich heftig entbrannten Streites erbaten sich die zur vormundschaftlichen Regierung verordneten Räthe, vor welche die Angelegenheit gebracht war, von Philipp von Hessen zwei Theologen. Derselbe sandte den Dr. Johann Westermann und M. Johann Fontius, welche nach Untersuchung des Ritus der lemgoischen Kirche entschieden, die Verschiedenheit in den Ceremonien müsse von beiden Seiten ertragen und die christliche Freiheit auch im Aeußern erhalten werden. „Denn, sagten sie, was einmal abgethan und abe ist, das bleibe abe.“ So blieb jeder Theil bei der bis dahin innegehabten Ordnung und Weise.

Gleichfalls hätte die Irrlehre der Wiedertäufer, welche um diese Zeit wie in andere Städte so auch nach Lemgo Abgeordnete zur Verbreitung des Anabaptismus sandten, deren Agitationen bei vielen Bürgern derartigen Anhang fanden, daß sie Nachts in großer Zahl Versammlungen hielten, der sich immer mehr in Lemgo befestigenden evangelischen Lehre geschadet haben, wenn nicht der Bürgermeister Ludolph Meier energisch eingegriffen hätte. Die Verführer entflohen, die verführten Bürger wurden gefangen gesetzt, von den Predigern unterwiesen und vermahnt und, als sie Reue bezeugten, am Leben verschont. Nach Hamelmann wurde im Jahre 1538 in Lemgo ein rückfälliger Wiedertäufer mit der Todesstrafe belegt.

Ums Jahr 1540 entbrannte ein zweiter Streit zwischen Montanus von St. Johann und seinen Collegen Wegenhorst, Kotius und Piderit zu St. Nicolai. Montanus, der bedeutendste Kanzelredner Lemgos, sagte nämlich einst in einer Predigt, wenn es Gott dem Vater gefallen hätte, so sei das Blut Christi so kostbar, daß selbst ein Tropfen desselben zur Erlösung der Menschheit hingereicht hätte. Auf diese Aeußerung hin und weil Montanus auch stark auf die Verrichtung guter Werke zu dringen und insgeheim die Sacramentirer zu begünstigen schien, klagten ihn seine Kollegen als Schmälerer des Verdienstes Christi und als Sectirer an. Sie übergaben die Artikel gegen Montanus außer an Andere auch an Dr. Johann