Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/316

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
Inhalt
Ortsverzeichnis
<<<Vorherige Seite
[315]
Nächste Seite>>>
[317]
Geschichte Geistliche Lippe 1881.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



gesichert, aber die Kirche zu St. Johann vor Lemgo, welche vom Magistrate nicht abhing und unter landesherrlicher Jurisdiction stand, wollte Graf Simon durchaus der römischen Lehre erhalten und sandte, da er sich auf den evangelisch gesinnten Kaplan Hermann Swager an jener Kirche nicht verlassen konnte, papistische Prediger dorthin. Die Bürger aber vertrieben ihre Feinde vor dem Thore, jene Geistlichen, so lange, bis es keiner wagte, die Stelle zu übernehmen. „Mithin verblieb sie noch längere Zeit dem katholischen Gottesdienst, obgleich selten, wegen der bisherigen Unruhen und Lemgoischen Eingriffe, gewidmet und meistens verschlossen, zumahlen der Magistrat den Bürgern bey 5 Gfl. Strafe nicht in diese Kirche zu gehen verbotten.“ (Archiv-Nachrichten) Hierdurch wie durch die kirchliche Neuerung Lemgos aufgebracht, berief Graf Simon Michaelis 1531 die Lemgoer „Prädikanten“ nach Brake, damit sie sich dort wegen derselben vor ihm und dem Bischof Erich von Paderborn verantworteten. Gleseker und Graffelmann setzten beiden Herren ihre Lehre auseinander und stimmten den Grafen hierdurch etwas milder, jedoch nur für eine kurze Zeit. Denn bald darauf wurde er gegen die Stadt so erbittert, daß er willens war, sie zu blockiren und nur auf Verwendung des zu diesem Zwecke von den Lemgoern angerufenen Landgrafen Philipp von Hessen von Gewaltmaßregeln Abstand nahm.

Durch die Wahl der beiden lutherisch gesinnten Bürgermeister Ludolf Meier und Ernst von der Wipper im Jahre 1532, durch die Berufung des M. Gerhard Oemeken von Soest, der für die dortige Kirche bereits eine evangelische Kirchenordnung geschrieben hatte, zum ersten Prediger neben Piderit und zum Kircheninspector im Jahre 1533 und die Annahme der Braunschweiger Kirchenordnung, welche bis zur sogenannten Lipp. Spiegelbergischen Kirchenordnung von 1571 für Lemgo maßgebend war, während für das übrige Land die Kirchenordnung von 1538 galt, in Folge einer Reise Pastors Piderit und des Rathsherrn Johann Deterding nach Braunschweig in demselben Jahre, wurde die lutherische Lehre in Lemgo befestigt und, nachdem auch die Kirche St. Johann, welche zu Lebzeiten des Grafen Simon keinen evangelischen Prediger hatte erhalten können, nach dem Tode Swagers den früheren Lippstäder Dominikaner-Prior, Johann Hunsch, der, weil er sich dem Evangelium zugewandt hatte, aus Lippstadt vertrieben war, einen eifrigen evangelischen Prediger im Jahre 1532 erhalten, kann man trotz der deswegen mit Graf Simon bis zu seinem Tode im Jahre 1536 währenden Streitigkeiten die Einführung der Reformation in Lemgo mit dem Jahre 1533 als abgeschlossen betrachten.