Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/315

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Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
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Geschichte Geistliche Lippe 1881.djvu
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früheren Minoriten Liborius Rudolphi, gebürtig von Paderborn, den begabten evangelischen Prediger Herfords, beriefen, hingegen die beiden genannten papistischen Bürgermeister auf dem Rathhause festhielten und sie die Stadt zu verlassen nöthigten. Pastor Piderit zog nun im Jahre 1528 eine Zeit lang mit den noch zu ihm haltenden Katholiken in die Johanniskirche vor Lemgo, wurde aber in seiner dortigen Wirksamkeit durch die Drohungen der Bürger gestört und beunruhigt, hielt darauf erst in der Kapelle zu Lieme und dann zu Brake die Messe und den papistischen Gottesdienst und ging, nachdem er mit Rudolphi auf dem Rathhause vor Magistrat und Bürgerschaft eine Disputation über das heil. Abendmahl und das Meßopfer, die bis in die Nacht währte, gehalten, heimlich nach Herford, um hier ebenfalls von Johann Dreier zum Lutherthum bekehrt zu werden. In der Stadt wuchs die Zahl der Anhänger der Lehre Luthers immer mehr. Der von Paderborn zur Stütze der Katholiken gesandte Kaplan Harsewinkel wurde durch Privatgespräche mit Rudolphi von der Wahrheit der evangelischen Lehre überzeugt, so daß er ganz unerwartet in der Kirche zu St. Marien, wo er den Gesang zu führen hatte, deutsche Gesänge zu singen anfing, worauf die Priester, die an den Altären standen und Messe lasen, ihre Bücher und Geräthschaften zusammen nahmen und davon liefen. Auch der Stadtrendant und Rathsherr Johann Deiterding überführte ums Jahr 1530 viele Mitglieder des Raths durch deutsche Stellen der heil. Schrift und bewog sie zur evangelischen Lehre überzutreten, während der Bürgermeister Conrad Flörken, ein gelehrter Jurist, mit großer Vorliebe für die Hierarchie, in Uebereinstimmung mit dem regierenden Grafen Simon V., der neuen Lehre auf polizeilichem Wege zu wehren suchte, indem er einen Rathsdiener in die Kirchen sandte, um aufzupassen, welche Bürger es wären, die die deutschen Gesänge, von denen mit Vorliebe diese: Erhalt uns Herr bei deinem Wort; Ein' feste Burg ist unser Gott; Nun bitten wir den heil. Geist; Es woll' uns Gott genädig sein; gesungen wurden, in versammelter Gemeinde anstimmten. Als ihm nun der Diener meldete: „Herr Burgemeister, sie singen alle,“ so sprach er mit großem Zagen und Trauern : „Ei, Alles verloren!“ und legte sein Amt nieder.

Auf Empfehlung Johann Dreyers kehrte nach Rudolphi's Tode Piderit 1531 nach Lemgo zurück und wurde evangelischer Prediger zu St. Nicolai, wo er sich verheirathete. Zu seiner Unterstützung berief man den Bremer Prediger an Ansgari Johann Gleseker, ehemaligen Zögling der Lemgoer Schule, welcher eine Zeit lang auf Bitten der Bürgerschaft mit großer Treue das Evangelium predigte. Nun war für St. Nicolai und Marien die Predigt des Evangeliums