Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/311

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Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
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Johann.) Demnach ist die von Dr. Clemen in seinen Beiträgen zur lipp Kirchengesch. (Minden 1864) ausgesprochene Vermuthung, sie sei durch die Truppen des Bischofs Bernhard von Galen im Jahre 1675 zerstört, unrichtig. Als auf Boxschoten's Anordnung eine Inventarisirung der Kirchenornamente zu St. Johann ca. 1538 vorgenommen wurde, fanden sich folgende Werthstücke vor: Eine große silberne Monstranz; zwei andere Monstranzen; ein Viaticum; drei silberne, übergoldete Kelche; 53 Leuchter; eine Anzahl Meßgewänder. (Archiv.-Nachrichten.)

Statt derselben erhielt die Gemeinde ihre jetzige, die nach dem Jahre 1463, dem Gründungsjahre des Klosters, erbaute Franziskanerkloster- oder Brüderkirche, welche nach Aufhören des Klosters im Jahre 1561 leerstand, vom Landesherrn zugewiesen. Diese war schon vor der Reformation ein Filial der Kirche zu St. Johann wie auch die Kapelle zu Lieme. Daher das alte Parochialrecht von St. Johann auf diesen Theil der Stadt, „weshalb auch der reformirte Prediger bis auf diesen Tag noch von St. Jürgen und St. Loyen seine meisten Intraden ziehet.“ (Althof Mnscr.) Wochenpredigten wurden im Jahre 1618 abwechselnd zu St. Johann, in der Brüderkirche und alle 14 Tage zu St. Jürgen gehalten. (Kirchenvisitationsprotokoll von 1618.)

Die jetzige St. Johannis Kirche, welche zur Zeit des Pastors Pothmann einen Umbau erfuhr, enthält keine Alterthümer, ihr Aeußeres und Inneres ist schmucklos. Durch eine Neudecorirung im Jahre 1879 und Anlage der vom Orgelbauer Randebrok zur Zeit des Pastors Neubourg erbauten Orgel hat sie ihr jetziges freundliches Innere erhalten. Sie hat keinen Thurm, sondern nur einen Dachreiter mit Schlaguhr. Das Geläut zum Gottesdienste in ihr ertönt von den beiden Glocken des Thurmes der alten Johanniskirche. Von diesen stammt die eine aus dem Jahre 1398, und ist somit die älteste Glocke des Landes, 14 Jahr älter als die zu Schlangen, welche man bis jetzt für die älteste datirte Kirchenglocke des Landes hielt. (Vgl. Preuß Baul. Alterth. S. 91.) Ihre Inschrift ist: Jhesus Maria Johannes † ano do*. M CCC XCVIll° die urbani M (Martyris.) Außerdem hat sie ein schönes Crucifix, unter welchem ein räthselhaftes Zeichen, ein Monogramm, steht. Nach einer Pfarrurkunde wurde 1638 die eine Glocke gerettet und das ist ohne Zweifel die ebengenannte von 1398. - Die zweite Glocke hat die Inschrift: Dese Glocke de geborsten gewesen ist auf Kosten der Kirche zu St Johann umgegossen. Zur Zeit des Pastor Meiers und Kirchendechen M. Jobst und M Söbbe. C. H. Bödeken Küster 1779 von M. C. H. Fricke Glockengisser in Güterslo.