Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/126

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Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
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als immerwährendem Erblehen beschenkt. (Lipp Reg. IV, 2732). – Pustkuchen sagt in seinen Lippischen Denkwürdigkeiten 1769: „Die Wüste besteht aus vielen hin und wieder zerstreut liegenden Meyerhöfen und Häusern und gehört in das Amt Schötmar. Es ist daselbst 1620 die Kirche von dem Hochgeborenen Herrn Grafen zur Lippe Simon VII., der Jüngere genannt, gebauet, die Gemeine gestiftet und mit einem Prediger, der zur ersten Classe gehört, nebst dem Küster versehen worden.“

Die Pfarre Wüsten, welche mit den Einkünften der eingegangenen Kapelle zu Bexten (vgl. Schötmar) dotirt wurde, ist im Jahre 1620 von der Kirchengemeinde Schötmar abgezweigt und hatte damals 104 Feuerstellen. Anfangs wollten die Kirchspielseingesessenen ihr Leichen nicht auf dem neuen Kirchhofe in Wüsten, sondern lieber nach der Väter Weise in Schötmar beerdigen lassen. Ihr Verlangen wurde ihnen aber abgeschlagen und zeugt heute nur noch eine Stelle auf dem Schötmar’schen Kirchhofe, die als „Wüstner Kirchhof“ bezeichnet wird, von der ehemaligen Verbindung.

Die Vollendung des ersten Kirchenbaues mag sich bis 1640 hingezogen haben, da nach andern Nachrichten zu schließen, die Erbauung der Kirche erst in dies Jahr zu setzen ist, doch trägt ein in der Kirche aufbewahrter Denkstein unter dem landesherrlichen Wappen des Grafen Simon VII. die Jahreszahl 1620. Unter dem Prediger Dahlhausen erhielt die Kirche ihre ersten zwei kleinen Glocken, von Meister Engelke zu Bielefeld gegossen; im Jahre 1716 desgleichen eine neue Orgel „für 180 Thaler von Meister Klaßing in Herford bedungen.“ Die jetzige Kirche ist aus verschiedenen Um- und Neubauten entstanden. 1841 wurde dieselbe verlängert, 1845 erweitert und renovirt. Der von dem Bauunternehmer Richter zu Uflen in den Jahren 1841 und 1842 hergestellte Thurm erwies sich schon nach wenigen Jahren so baufällig, daß sich die Nothwendigkeit eines Neubaues herausstellte. Unter Leitung des Architekten Petri wurde in den Jahren 1863 und 64 der jetzige schöne, schlanke Thurm aufgeführt.

Zugleich wurden durch freiwillige Beiträge der Gemeindeglieder und unter Benutzung der zwei kleinen, alten Glocken drei neue Glocken aus der Gießerei der Gebrüder Edelbrok zu Geschen angeschafft. Im Jahre 1878 endlich trat an die Stelle der alten, schon einmal restaurirten Orgel ein neues Orgelwerk mit 19 klingenden Registern, von Klaßmeier in Kirchheide erbaut.