Wittmund

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
(Weitergeleitet von GOV:WITUNDJO33VO)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wittmund: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise... Über die Kirchenbücher hinaus befinden sich die Quellen für weitergehende Forschungen auch in den Staats-, Adels-, Stadt- und Gemeindearchiven.

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis_Wittmund > Wittmund

Datei:Lage Wittmund Kreis Wittmund.png
Lokalisierung von Wittmund innerhalb des Kreises Wittmund

Name

  • [1] Wiedemund, Wiedmundheim um 1200, Witmunde (1400), Vytmunde (1400), Wittmund (1434).

Landschaftslage

Wittmund liegt in rund 4 m Höhe auf einer Geestkuppe am Rande der Ostfriesischen Geest gegen die Ostfriesische Seemarsch. Die Stadt wird im Süden und Osten von der Harle, dem sogenannten „Wittmunder Tief" umflossen. Sie ist im Grenzgebiet von trockenen, sandig kiesigen Diluvialablagerungen gegen alluvialen Marschklei mit hohem Grundwasserstand gelegen.

Ortsursprung

  • 884 Sendkirche in Wittmund, 1164 Zerstörung der Kirche und vieler Häuser. 1420 gehörten 9 Kirchen zum Sendgericht Wittmund.

Stadtgründung

Wittmund wahrscheinlich zunächst Marktflecken, erhielt 1567 die Stadtrechte von Gräfin Agnes von Rietberg, der Regentin des Harlingerlandes. Diese Rechte gerieten im 17. Jhdt. in Verfall; sie wurden dem Flecken Wittmund 1929 wieder verliehen.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Um die vermutlich schon im 9. Jh. bestehende Sendkirche wird sich zunächst eine kleine Ortschaft, dasspätere Runde-Teil, gebildet haben. Zur Häuptlingszeit, Anfang 15. Jhdts. wurde die Kirche durch Anbau des sogenannten Neuen Werks zu einer Wehrkirche (Burg) ausgebaut. In diesem sogenannten Neuen Werk, mit Brunnen und Mühle versehen, hatte die Häuptlingsfamilie der Kankena besondere Gerechtigkeiten. Weiter werden als Wohnsitz der Kankena 3 feste Häuser in der Nähe der Kirche erwähnt.

Nach Eroberung der Wehrkirche (Burg) 1457 durch den Häuptling von Esens, Siebet Attena, wurde sie nur noch als Kirche benutzt. Er ließ 1461 im Südosten der Stadt ein neues Schloß erbauen und durch 2 Wälle und 3 Gräben stark befestigen. (Der innere mächtige Wall ist noch 1952 vorhanden). Das Schloß wurde 1764 unter der Regierung Friedrichs d. Großen abgebrochen. Ende des 19. Jhdts. Erweiterung des Stadtgebietes durch Anlage neuer Straßen. 1920 Siedlung Kriegerheimstätten, 1936/37 Siedlung im Westen der Stadt.

Gebäude

Stand 1952: 1540 ist bei einer Belagerung die sogenannte Nikolaikirche abgebrannt und die in der Nähe Wittmunds gelegene Ricklefsburg zerstört worden. Die Kirche wurde 1541 wieder aufgebaut. An ihrer Stelle steht 1952 die 1776 erbaute Kirche. 1811 Drostenhaus, für den vorher im Schloß wohnenden Drost oder Amtmann wurde nach 1764 wahrscheinlich das Amtshaus erbaut in der Nähe des späteren, von 1827 stammenden (1952 Amtsgericht). 1899/1900 Kreiskrankenhaus, erweitert 1950. 1901 Kreishaus (Landratsamt), 1901 Volksschule, 1926 Katasteramt, 1927 Rathaus, 1931 Turnhalle, 1936 Jugendherberge, 1937 Kreisberufsschule, 1950 Stadt. Mittelschule.

Brände

1649 Brand im Kattrepel (viele Häuser wurden zerstört).

Bevölkerung

Herkunft

Die Bevölkerung setzte sich ursprünglich aus Friesen zusammen.

Bevölkerungsverzeichnisse

Berühmte Personen

  • Johann Gerhard von Angelbeck, * 12.09.1727 in Wittmund, später Rat von Holl. Indien und Gouverneur von Malabar, t 1799 in Nl.-Indien.
  • Ludwig Franzius, * 1. 3. 1832 in Wittmund, t 23.06.1903 in Bremen, Prof. für Wasserbau an der Bauakademie in Berlin, später Oberbaudirektor im Bremischen Staatsdienst.

Jüngere Einwohnerzahlen

  • 1816: 1.615Einwohner (E.), 1819: 1.793 E., 1833: 1.978 E., 1839: 1.999 E., 1864: 1.951 E., 1872: 1.888 E., 1880: 1.879 E., 1890: 1.948 E., 1905: 2.116 E., 1910: 2.141 E., 1925: 2.411 E., 1930: 2.435 E., 1939: 2.811 E., 1945: 3.460 E., 1946: 4.874 E., 1950: 4.786 Einwohner.

Sprache

Wittmund gehört sprachlich in das Harlingerland, das ursprünglich stärkere Beziehungen zum Jeverland hatte und sich erst später mehr in das Ostfriesland einordnete. Die Mundart ist 1952 noch bei alt und jung fest im Gebrauch, wenn die Hinneigung zum Hochdeutschen auch schon zu spüren ist. [2]

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Stand 1952: Das wirtschaftliche Gefüge von Wittmund entspricht 1952 dem eines kleinen ländlichen Marktortes. Größere industrielle Betriebe sind nicht vorhanden. Eine Marktordnung erhielt Wittmund schon 1607 vom Grafen Enno. Anfangs fanden die Märkte mittwochs statt; seit 1680 aber montags wie 1952. Nagelschmiede 1756. Anfang 19. Jhdts.: 1 Branntweinbrennerei, 4 Bierbrauereien, 2 Kattundruckereien, 3 Kalkbrennereien, 3 Töpfereien, 20 Webereien, 1 große Wein- und Kornhandlung, 2 Hutfabriken, welche ihre Erzeugnisse nach Holland, Bremen und bis in die nl. Kolonien absetzten. Anfang 20. Jhdt. Kachelofenfabrik. Sitz eines nennenswerten Pferdehandels. 1952 gehört Wittmund zum Bereich vorwiegender Milchviehhaltung.

Verkehrseinrichtungen

Stand 1952: Eine große mittelalterliche Fernverkehrsstraße, die zweite friesische Heerstraße, führte von Oldenburg über Rastede-Reepsholt—Wittmund weiter nach Esens. Im 18. Jhdt. führten Poststraßen von Wittmund nach Varel-Oldenburg, Aurich-Emden und Esens-Norden. Bis Mitte des 19. Jhdts. Frachtwagenverkehr nach Leer und nach Bremen-Hannover-Braunschweig. Im modernen Straßensystem führt durch Wittmund die Bundesstraße Aurich-Wilhelmshaven, nach Norden bzw. Nordwesten und Süden führen Landstraßen.

Wittmund liegt an der Küstenbahn Norden-Wilhelmshaven (Anschluß 1883). Die Kleinbahn Leer-Aurich-Wittmund von 1899 wurde während des zweiten Weltkrieges bis Ogenbarge zur Vollspur ausgebaut. Der Güterverkehr nach dem Krieg ist 1952 nur gering. 1853 bis 1857 Dampferverbindung mit Carolinensiel, bis etwa 1870 noch mäßiger Schiffsverkehr über Carolinensiel. Durch einen befahrbaren Kanal hatte Wittmund Anschluß an das Tief.

Verwaltung

Rat, Bürgerschaft

Bei Erteilung der Stadtrechte erhielt Witmmund 2 Bürgermeister, später nur 1, bis die Stadtrechte später ganz verfielen. Erster bekannter Fleckenvorsteher 1819, zuerst beordnet, später gewählt. 1834 wurde das erste Fleckenstatut entworfen: 4 Quartiere, anfangs für jedes Quartier 1 Bürgervorsteher. 1825: 2 Bürgermeister - 4 Quartiere auch im Statut von 1871 beibehalten. 1851 Antrag auf Stadtrechte, wegen der hohen Kosten wurde davon abgeraten. Bis 1841 waren nur Hausbesitzer stimmfähig; von diesem Jahre an galt gleiches Stimmrecht.

Gericht

Drost oder Amtmann im Schloß. 1852 Trennung zwischen Verwaltung und Justiz, wobei der damalige Amtshauptmann zum Richter ernannt wurde. Amt Wittmund, seit 1819 auch Friedeburg zugefügt, wurde damals von 2 Amtmännern und 2 Assessoren verwaltet und war in 2 Vogteien, Wittmund und Esens, eingeteilt. Der Burggraf war noch Gerichtsdiener um 1780.

Landesherrschaft

Landesherren

Bis zum 14. Jh. gehörte Harlingerland, somit auch Wittmund zum 6. Seelande. Kam dann unter die Herrschaft der tom Brooks. Von etwa 1420 bis 1457 hatte Wittmund einen eigenen Häuptling aus dem Hause Kankena. 1461 kam Wittmund endgültig in den Besitz von Siebet Attena, des Häuptlings von Esens und seinen Nachfolgern. Damit wurde das alte Harlingerland in einer Hand vereinigt. 1581 wurde Wittmund durch Heirat mit Ostfriesland verbunden, bis es durch Aussterben der ostfriesischen Grafen bzw. Fürsten 1744 an Friedrich den Großen fiel.

Kriegswesen

In fürstlicher Zeit stellte Wittmund 1 Kompanie des Landesaufgebots.

Schützengilden

1588 Schützenordnung von Enno III. 1728 neues Schützenreglement von Georg Albrecht. Alter Schützenplatz war am Schloßwall. 1903 neuer Schützenplatz an der Auricherstraße.

Siegel, Wappen, Fahne

100px Beschreibung:

Wappen : Seit 1487 sind als Wittmunder Wappen die Peitschen bzw. Geißeln bekannt, wie auf dem Ostfriesischen Wappen. Das 1929 angenommene Stadtwappen hat im längsgespaltenen Schilde rechts einen halben schwarzen Adler in Gold, links 2 übereinandergestellte schwarze Bärentatzen in Gold; letztere sind ein Teil des Herrenwappens der Attena; über dem Schilde eine freischwebende goldene Blätterkrone und hinter dem Schilde 2 Peitschen.

Siegel:

Stadtfarben:

Stadtgebieit

  • 1952 Gesamtumfang: 684 ha.

Politische Einteilung

Ortsteile :

  • Ardorf
  • Asel
  • Blersum
  • Berdum
  • Burhafe
  • Buttforde
  • Carolinensiel
  • Eggelingen
  • Funnix
  • Hovel
  • Leerhafe
  • Uttel
  • Willen
  • Wittmund

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Erzbistum Bremen, Archidiakonat des Domscholasters, Sitz eines Sendgerichtes über 8 Kirchen.

Reformation

Reformation 1538 endgültig.

Bekenntnisse

Stand 1952: überwiegend luth., kath. rund 470.

Juden

Juden seit 1530. Früher nur gegen Schutzgeld geduldet. Balthasar Ahrend errichtete um 1680 einen Judenfriedhof. Die Juden von Esens und Neustadtgödens brachten damals auch ihre Toten zu diesem Friedhof. 1902 neuer Judenfriedhof an der Auricher Straße. Die Juden beherrschten fast den ganzen Viehhandel.

Wohlfahrtspflege

Stand 1952: Kreiskrankenhaus, Kreiskinderheim. Fernwasserversorgung seit 1949. Kanalisation des Stadtgebietes erst teilweise durchgeführt.

Bildungswesen

Schulen

Stand 1952: Volksschule im 16. Jhdt. Lateinschule nachweislich seit 1621. Gasthausschule bis 2. Hälfte des 19. Jhdts. Rektorschule bis 1924. Stadt. Mittelschule seit 1924. Städtische Berufsschule seit 1924, dann Kreisberufsschule seit 1937.

Zeitungen

  • Anz. für Harlingerland seit 1862 mit Beilage „Heimatklänge" seit 1929.

Bibliografie

  • Cöster,Th.: Wittmund und seine Kirche (1926).

Bibliografie-Suche

Genealogische Bibliografie

Fußnoten

  1. Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Niedersächsisches Städtebuch (1952)
  2. Quelle: H. Janßen: Die Gliederung der Mundarten Ostfrieslands (1937).; W. Foerste: Der Einfluß des Nl. auf den Wortschatz der jüngeren ndt. Mundarten Ostfrieslands (1938).

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Heimatforschung

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).

Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der direkte Zugriff durch automatisierte Abfrage nicht mehr möglich.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

Request failed!