Flößer (Lippe)

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Lippe historisch: Lebensraum und Wasserstrasse Auch zur Verhinderung von natürlicher Strombettverlagerungen der Lippe und Landabschwemmungen bei den Ackerflächen der Anwohner, besonders auch an den nach innen gewölbten Krümmungen des Flussbettes bei gleichzeitigen Anschwemmungen an den gegenüber liegenden Ufern, gab es immer wieder Bestrebungen zu Flussbegradigungen.

Hierarchie:

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Flößer

Flößer führten das, vorher von Holzhauern gefällte, ungeschnittenes Langholz und Schnittholz (Krummhölzer, Halbbäume, Kanthölzer, Bretterholz), das mit Wieden (aus gedrehten jungen Weiden, Birken, Buchen, Eichen oder Haselstauden), hölzernen Nägeln und Keilen und mit quer über das Holz gelegten Wegspangen zu einem Floß (Gestör) eingebunden wurde, auf der Lippe flußauf- und abwärts dem Jeweiligen Bestimmungsort zu.

Die Beladungen der Flöße, deren Aufteilung und Einbindung von Schniggen oder Archen sind unter andrem erfasst in den Zollrollen des Hauses Ostendorf. [1]

Mit Flößen konnten die Lippe und deren Nebenfluß Stever befahren werden, die für die Ruderschiffahrt unpassierbar waren, allerdings war die Steuerung durch ihre Schwerfälligkeit einigermaßen schwierig. Flußaufwärts wurden die Flöße durch Ein- oder Anbindung von Schniggen oder Achen getreidelt, während die Floßteile flußabwärts mit der Strömung des Flusses herab treiben konnten.

Gelenkt wurden die Flöße dabei durch die Einbindung der Achen oder durch Ruder, die vorn und rückwärts angebracht waren. Die Bremsung konnte durch Sperren erfolgen, das waren Stämme, die man durch Öffnungen im Floß auf den flachen Flußboden des Lippebettes stoßen konnte. Zur Anlegung gezwungen waren die Flöße durch über die Lippe gespannte Seile an den Fähren und Wegegeldstellen (Lippezoll).

Die Bauart der Flöße, die Größe einer Floßtafel, eines Teils (Gestör, Gestöß oder Kahr) und ob und wie viele Floßtafeln oder Teile zu einem Floßtrain (Fuhr) zusammengehängt werden konnten, wurde beeinflußt durch die Buhnen, die Enge der Flußschleifen, der Ubersicherung besonders im Bereich der Stevereinmündungund und den Wassermühlen an den Ufern der Lippe, .

Unter diesen Bedingungen war die Größe dieser Floßtafeln oder Teile ziemlich beschränkt. Kein Floßverband (Fuhr) wies mehr als 3 Teile auf oder überschritt die Menge von 32 Masten.

Die Flößer waren mit Stangen ausgerüstet, welche mit eisernen Widerhaken ausgestattet waren. Sie konnten an den Stiefeln Steigeisen tragen, um auf den durch ständiges Spritzwasser schlüpfrigen Holzstämmen nicht auszurutschen.

Floßbau mit Rechthölzern, Masten

  • Haltern, den 06.04.1648 erhielt Johann Brunen von der Stadt eine Bescheinigung über 60 ersteigerte Eichenstämme, welcher niederfällen und zu Planken, geraden Hölzern- und Krummholz schneiden und hauen ließ.
  • Haltern, den 07.04. 1649 hatte Henrichen Fischer auf einigen Parzellen Eichengehölze gekauft und Ende Maii 1648 versteigert. Das versteigerte Krumm- und Rechtholz [2] war dann gehauen, auch in Brettern geschnittenn und davon 2 Flöße von 50 Stück Rechtholzes (gerade Hölzer) angefertigt worden.

Gehölze in und an den Nachen

  • Haltern, den 12.05.1651 erhielt Berndt Queckstert eine Bescheinigung über Krummholz aus den städtischen Marken, welches er teilweise in seinen Nachen und teilweise daran anhing und mitschleppte.

Floßtafel oder Teil an einen Nachen gehangen

  • Haltern, den 26.04.1652 Dem Henrichen Fischern eine Bescheinigung erstellt über eine Parzelle von Rechtholz (gerade Hölzer) und geschnittenen Hölzern, welche zu einem Teil (Floßtafel) gebunden und an einem Nachen gehangen wurde.

Pfähle zum Export über Wesel nach Holland

  • Den 21.06.1647 bezeugt Reuter von Ahsen, dass er von Johann Meyer mit der Anfertigung eines Flößchens von 40 Roden unnd 40 Palenn beauftragt wurde und lieferte dazu einen Geldrischen [3] Paßpoort [4] ein. [5]

Flöße zur Schiffbrücke über die Lippe geformt

  • Am 25.07.1646 lieferten Johann Stevens unnd Henrich Hövener von der Stadt Haltern Proviant zum Haus Ostendorf und trafen dort Johann Steggeman unnd Johan Tempte, welche auf der Lippe eine Schiffbrücke formierten. Dazu fanden sie beim Fährhaus 9 Flöße oder zusamengechlagene Teile Holzes vor und banden diese dann mit Wieden zu einer Schiffbrücke zusammen. Für die Flöße zuständig waren: Johann Sebbel für 1, Johann Broxes Juniorn für 2, Johann Hanen, von Johann Strykling ausgefuhrt 2, Jorg Kannengieter 1 unnd die andere 3 Elbert Koch und andere von Ahsen.

Lokale Abholzungsbeispiele in den Marken

  • Am 27.06.1640 zur Finanzierung der Kriegsschatzngen sah es der Rat der Stadt Haltern für gut an, einen Teil Holzes aus dem Nymen zu verkaufen.
  • Am 31.10.1640 zur Finanzierung von hausschatzngen und Kriegsabgaben sah es der Rat der Stadt Haltern für gut an, einen Teil Holzes aus dem Sundern und sonsten zu verkaufen.
  • Am 19.02.1646 sind im Sundern zur Finanzierung der Contribution 2 Partien Holz zum Verkauf ausgewählt wurden.
  • Am 25.04.16 46 haben Bürgermeister unnd Rat der Stadt Haltern zum Trost der Bütger vier verschiedene Partikel Holz zum Verkauf ausgewählt und versteigert, so an Bernhardt Tyr und Henrich Fischer Gehölze aus dem Sundern und an Johann Brune zwei Partikel aus dem Fredt.
  • Am 31.07.1646 im Nymenn, im Frede und im Sundern einige Partien Holz durch den Rat zum Verkauf bestimmt.

Flöße bei geringem Pegel zur Anlandung gezwungen

+ 21.05.1647 Auf Ansuchen von Henrichen Höveners attestirten Johan Brun unnd Johann Stüver der Staft Haltern , dass die Hölzer zu seinen 2 Flößchen Stück für Stück aus der Stever heraus gebracht und formiert wurden. Dir Flöße mussten aber oberhalb der Stadt Dorsten wegen Wassermangel (niedriger Pegel) anlanen und bis jrtzt auf erneuten Wasseranstieg warten.

Fußnoten

  1. Quelle: Designation der Eigenbehörigen und Ländereien des Hauses Ostendorf
  2. Bedeutung Rechtholz = im Gegendatz zum Krummholz aufrecht, gerade gewachsener Holzmast
  3. Geldern: das südliche Quartier Roermond des Herzogtums Geldern (Amt Montfort und der geldrische Streifen von Erkelenz bis zur Maas) blieb unter spanischer Herrschaft.
  4. Paß: Passierschein, auch für den zoll- und mautfreien Warentransport durch ein Gebiet
  5. Quelle: Stratmann, Bodo: Neuauflage Lesepauker 2 = Lesen und verstehen von Texten von leicht nach schwer in Handschriften des 19. Jhdts. (Dortmund 2022)

Literatur

  • Stratmann, Bodo: Lippe als Wasserstrasse, Krummhölzer, Schniggen und Floßwesen im 17. Jahrhundert (Juni 2022)
  • Scholz-Babisch, Marie: Quellen zur Geschichte des klevischen Rheinzollwesens vom 11. bis 18. Jahrhundert (1972)

Weblinks

Zeitlich, regionale Begrifflichkeit

" Wörterbuchnetz

Wikipedia-Link