Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland/103

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Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland
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16. Jahrhundert begonnen und dauerte während des 17. und 18. Jahrhunderts in verschieden starkem Maße fort'.

Im Kurstaate wiesen Ämter und adelige Gerichte, die aus den verschiedensten NechtsgrUnden ein Obereigentum oder wenigstens eine Verfügungsbefugnis über die Dorfsgemeinheit erlangt hatten ^, die Stellen in der Regel zu Meierrecht aus^. In den beiden selbständigen Territorien scheinen die Gemeinden dieses Recht bewahrt zu habend Sie setzten die Brinksitzer häufig zu einem den Formen des Meierrechts nicht unterworfenen Grundzinsverhältnis an^.

Die Ansiedler errichteten ein kleines Haus und brachen das Land auf. Meistens wurde ihnen für den Anfang eine mehrjährige Zins-, Dienst- und Steuerfreiheit gemährt^. Dann aber mußten sie Zins und Dienst an den Grund- oder Gerichtsherrn und Steuern an den Landesherr« entrichten'.

Die stärkste Vermehrung der Nrinksitzer scheint gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Lüneburg stattgefunden zu haben. Die Voll- und Halbhufener verließen hier, durch den gewaltigen Steuerdruck, der auf ihnen lag, zu Grunde gerichtet, ihre Höfe, um als Brinksitzer

' Vgl. Stüve, Landgemeinden, S. 20. — v. Pufendorf, ob«, iuri», Nd. II, Nr. 174. — Juristische Zeitung für das Königreich Hannover, Bd. VII (1832), S. 97 ff.

^ Vgl. u, Bülow und Hagemann, Praktische Erörterungen, Nd. II, Nr. 17, 26 und 27. — Loä. «cmzt, Laien!),, Kap. VIII, S. 24, 2? und 83. — v. Pufendorf, ods. iuli8, Nd, II, Nr. 37. — u. Ramdohr, Juristische Erfahrungen I, S. 82 ff. — Celler Festschrift, Abt. 2, Nd, I, S. 206—247 incl., 314. — Stüve, Landgemeinden, S. 10? und 183—135. — Akten Hannover, De«. 88 L,, Amt Diepholz X,, Hüfesachen, 3. Ausweisungen. Lonv. VI. Betr. die Ausweisung und Nerkaufung von 26 Morgen Wiesenländerei aus der Diepholzer Gemeinheit, behufs Erbauung eines Pfarrwittwenhauses, 1766—67, wobei die Frage vorgekommen, ob der Landesherrschaft das Eigentum an den Gemeinheiten der Flecken und Dörfer zustehe? . . .

° Vgl. Celler Festschrift a. a. O. — Annalen der Kurlande V (1792), St, 2, S, 252. — Entwurf der Lüneburger Meierordnung, ß 2 (v, Bülow und Hagemann, Nd. VI, im Anhang). — Kalenberger Meierordnung, Kap. I, ß 1 (Oppermann, Sammlung, S. 24). — Brandes, Gutachtliche Vorschläge, § 231 ff.

^ Juristische Zeitung für das Königreich Hannover, Nd. VII (1832), Heft I, S. 103 ff. — Hagemann, Landwirtschaftsrecht, S. 207, 261. — Gesenius II, S. 52. — Strube, !)« iurs villicorum, S. 219. — Nufch, Beiträge, S. 15. — Auch in den Kurland«» hatte hie und da noch die Gemeinde die Erhebung des Anbauerzinses, vgl. v. Ramdohr, Juristische Erfahrungen II, S, 118 ff.

° Vgl. Brandes, Gutachtliche Vorschläge, § 234.