Australische Auswandererbriefe (1934)/14

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Der Heimat Bild“ - Australischen Auswandererbriefen nacherzählt von Walter Fläming
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Der Heimat Bild Flaeming 1934.djvu
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Manche brauchen auch schon Draht, aber das kostet Pfunde; und das Holz schenkt uns hier der Herrgott. Es ist nötig, das Land zu fenzen, denn jeder hat für sein Vieh selbst zu sorgen. So ein Fenz erspart den Hirten und hütet das Korn von selber. Das Vieh läuft hier frei und ohne Aufsicht herum. Im Stalle füttern wir es nie; seht, so ersparen wir uns die Arbeit mit dem Futterschütten. Nicht einmal des Nachts halten wir die Tiere unter Dach. Aber diese freie Viehweide wird wohl bald ein Ende haben, denn die Farmen rücken immer dichter aneinander, und alles Regierungsland in dieser Ecke wird wohl bald verkauft sein. Dann muß eben jeder eine Weide pachten. Die Farmer, die viel Vieh halten, ziehen sich mit ihrer Herde schon jetzt immer mehr nach dem Innern.

      Dreschen tun wir noch nach biblischem Muster. Auf dem Ackerboden, der dann meist steinhart vor Trockenheit ist, legen wir die Garben aus; dann treiben wir die Ochsen fünfzigmal darüber. Das Säubern besorgt der Wind, wenn wir mit den hölzernen Kornschippen werfeln. Also hat es auch keinen Zweck, Dreschflegel von daheim mitzubringen. Seht, was für ein bequemes Leben wir haben: wir brauchen nicht zu dreschen, nicht zu spinnen, nicht das Vieh zu füttern. Dafür aber gibt's andere schwere Arbeit. So einen Acker Buschland in Feld umzuschaffen, ist keine leichte Suche. Wir machen das so: ich schlage mit der Axt alle Bäume ab. Marie trägt die Aeste in der Mitte auf einen Haufen, die brennen wir ab, aber nur in der nassen Jahreszeit, damit uns die fliegenden Funken nicht Weide und Wald vernichten. Dann können wir schon pflügen. Aber das Ding will gelernt sein, denn die Stubben stehen ja noch alle da. Da springt der Pflug einfach drüber hinweg, meint Ihr. O nein. Man muß bannig gut Obacht geben, damit man nicht Gerät und Geschirr zerreißt und die Ochsen zu schunden macht. Mit der Zeit verfaulen die Stubben; und der Boden ist dann in bester Kultur. So haben wir unsere Plage mit den Stubben bloß ein paar Jahr; und Ihr müßt Euch ewig mit den Steinen auf Euren Feldplänen herumärgern.

      Unsere allergrößte Sorge aber ist das Wasser. Wir haben zwar dicht vor dem Hause fließendes Wasser. Aber andere müssen in der Zeit der Trockenheit das Wasser in Tonnen viele Meilen weit heranholen. Sie beugen schon in der Regenzeit vor. An jedem Haus- und Scheunendach haben sie hölzerne Wasserrinnen angebaut. Damit fangen sie das Regenwasser in tiefen Gruben auf, ganz so, wie es uns der Kantor zu Hause in der biblischen Geschichte immer erzählte; die von Jakob und Rahel meine ich.

      Dicht bei dem Hause haben wir einen prächtigen Garten. Gemüse wächst da besser als in den Guts- und Bauerngärten an der Bache in Paplitz. Blumenkohl steht darin, da ist der Kopf so groß wie eine kleine Schüssel. Die Bollen werden so groß wie Untertassen. Auch über 100 Weinstöcke habe ich angepflanzt. Wein gibt es hier die schwere Menge. Den haben die Rheinländer und Süddeutschen mitgebracht. Er wird hier im großen in richtigen Feldern gezogen. Ich habe schon Trauben an älteren Weinstöcken gesehen, die waren gut und gerne ihre 2½ Fuß lang.

      Nun lacht mal nicht darüber, was ich Euch jetzt verrate. Große Ausgaben für das Aufbauen des Gehöftes machen wir uns hier nicht. Die Häuser sind ganz leicht aufgeführt. Kostspielige Ställe kennen wir hier gar nicht. Selbst die Schweine haben nicht einmal einen richtigen Koben. Da stecken wir einen Kreis ab und graben 4-6 Fuß lange Hölzer wie eine Pallisadenmauer ein; oben bleibt alles offen. Unsere Hühner sitzen des Nachts auf den Bäumen. Kein Mensch kümmert sich um sie; und Würgetiere, wie Iltis und Marder bei Euch, kennt man hier nicht. Bloß die Frau muß anfangs hinter ihnen her sein, damit sie die Eier nicht zu weit verlegen, aber das lernen die Hühner bald.

      Richtige Dörfer gibt es hier nicht. Jeder wohnt für sich. Zu meinen nächsten Nachbarn habe ich gut eine halbe Stunde zu Fuß. Unsere Wohnhäuser sind denkbar einfach. Ihr mit Euren festen Steinhäusern würdet sie Hütten nennen.