Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)/26

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Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)
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Begriffen, ganz unmäßig viel getrunken wurde. Aber damals vertrug man vielleicht mehr wie heute.

      Ein Amerikaner R. L. Dugdale[GWR 1], hat im Jahre 1877 eine sehr interessante kleine Studie veröffentlicht: The Juke's, a study in crime, pauperism, disease and heredity, in der er den Nachweis führt, daß von 709 der 834 Nachkommen einer im Jahre 1740 gestorbenen Säuferin Ada Juke 106 unehelich geboren, 143 Bettler, 64 Gemeindearme, 181 Prostituirte, 69 Verbrecher, 7 Mörder waren. (Zitirt nach einer Abhandlung von Forel[GWR 2] in der wissenschaftlichen Beilage der Münchener Allgemeinen Zeitung).

      Es hat sehr viel Bestechendes, die Schlechtigkeit dieser Nachkommen dem Alkoholismus ihrer Stammmutter zuzuschreiben. Jedenfalls kann man aber eine derartige genealogische Untersuchung nicht als vollbeweisend ansehen. Erst eine größere Zahl gleichartiger Ergebnisse würde sichere Schlüsse gestatten und es ist geradezu wunderbar, daß die Genealogie zur Lösung derartiger Fragen nicht mehr herangezogen wird. So würde es sich sehr lohnen, die Nachkommenschaft Annas von Sachsen, welche eine Tochter des Kurfürsten Moritz und die zweite Gemahlin Wilhelms von Oranien war, einer Frau, die als Säuferin bekannt ist und 1577 zu Dresden im Säuferwahnsinn gestorben ist, genauer zu untersuchen. Es würde sich in diesem Falle zeigen, daß der Säuferwahnsinn der Stammmutter auf die Zeugungskraft ihrer Töchter verderblich gewirkt hat. Es müßten dann aber auch die Ahnen Annas von Sachsen genau untersucht werden, um zu sehen, ob sie ihrerseits bereits erblich belastet, und ihr unmäßiges Trinken nur eine Folge erblicher Belastung ihrerseits war, oder ob man bei ihr mit Recht von einer erworbenen Eigenschaft und demgemäß der Schädlichkeit einer erworbenen Eigenschaft reden kann.

      Es ist nun bisher nur von Vererbung von Eigenschaften schlechthin die Rede gewesen, ohne der Thatsache zu gedenken, daß man neben der Vererbung von Generation zu Generation auch eine sprungweise Vererbung von Großeltern auf Enkel,



Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)

  1. Siehe Artikel Richard Louis Dugdale. In: Wikipedia, the free encyclopedia (in Englisch) (20.03.2011)
  2. Siehe Artikel Auguste Forel. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (20.03.2011)