Topographie Holstein 1841/I-Z/090

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Topographie Holstein 1841
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die Preußen bei Ratkau capitulirten. Am 13. Decbr. 1810 ward Lübek und dessen Gebiet mit dem französischen Reiche vereinigt, und am 4. Juli 1811 eine neue Organisation decretirt. Nachdem die Stadt im Jahre 1813 von den Franzosen verlassen war, traf eine Abtheilung russischer Truppen ein, aber am 3. Juni kehrten die französischen Behörden, von dänischem Militair begleitet, in die Stadt zurück und ein Kaiserlicher Befehl erklärte sie in Belagerungszustand. Am 5. Decbr. ward die Stadt von den Franzosen verlassen und Schweden rückten ein, worauf die ehemalige Verfassung wieder hergestellt ward.
Der Grund der zum Theil noch sichtbaren Festungswerke wurde im Jahre 1477 angelegt, und sie erhielten von dem Jahre 1573 bis 1587 ihre spätere Gestalt und Ausdehnung; während des 30jährigen Krieges wurden mehrere Außenwerke angelegt, die von 1802 bis 1808 gänzlich abgetragen sind; die Bastionen und Wälle sind jetzt geebnet und zu Spaziergängen eingerichtet.
Die Stadt hat 4 Thore, nördlich das Burgthor, westlich das Holsteinthor, südlich das Mühlenthor und östlich das Hüxterthor, welches außerhalb der Stadt mit dem Mühlenthore durch eine Allee verbunden ist. Ueber die Flüsse führen 4 Brücken in die Stadt. Lübek hat 97 Straßen und Plätze und 180 Gänge und Höfe; der Markt liegt beinahe in der Mitte der Stadt und bildet ein Viereck; andere bedeutende öffentliche Plätze sind: der Klingberg und der Kauf- oder Kuhberg. Häuser hat die Stadt 3284, mit Einschluß von 64 Speichern und 71 unbewohnten Häusern, 1375 Buden oder Wohnungen in den Gängen, Thorwegen und Höfen, 160 Buden in den Armenhöfen und Armengängen, in Allem 1535, und 89 Wohnkeller.
Eingetheilt wird die Stadt in 4 Quartiere, welche nach einigen Kirchen benannt sind: das Jacobi-, das Marien-, das Marien-Magdalenen- und das St. Johannis-Quartier. Nach der Zahl der 5 Hauptkirchen wird die Stadt und nächste Umgegend in 5 Kirchspiele eingetheilt: 1. das Marien-Kirchspiel, liegt in der Mitte; 2. das Jacobi-Kirchspiel, ist das größte im Umfange und erstreckt sich noch außerhalb des Burgthores; 3. das Petri-Kirchspiel; 4. das Aegidien-Kirchspiel und 5. das Dom-Kirchspiel.
Hinsichtlich des Armenwesens ist die Stadt in 15 Bezirke eingetheilt.
Die Zahl der Einwohner beträgt etwa 25,600.
Schon im Jahre 1150 gründete Vicelin hier eine Capelle, welche 1157 durch eine Feuersbrunst zerstört ward; darauf wurden die Marien- und Petrikirche erbauet, und bedeutend gewann die Stadt, als auf des Bischofs Gerold Veranlassung das Bisthum zu Oldenburg im Juli des Jahres 1163 nach Lübek verlegt, durch Heinrich dem Löwen eingesetzt und der Dom erbauet ward.
Die Stadt hat gegenwärtig 7 lutherische Kirchen: 1. die Marienkirche, die schon im Jahre 1163 stand; sie ist eine der vorzüglichsten Kirchen in Deutschland, in kühnem, doch gefälligem Style erbauet; ihre doppelten Thürme, welche 422 Fuß hoch sind wurden im Anfange des 14. Jahrhunderts errichtet; sie hat 3 Gewölbe, von denen das mittlere 156 Fuß hoch ist, und auf dem sich ein kleiner, mit einem Glockenspiel versehener, Thurm befindet. Sie hat 2 Orgeln, die große mit 4684 Pfeifen. Man findet in dieser Kirche mehrere vorzügliche Gemälde der deutschen und italienischen Schule; ausgezeichnet sind der im Jahre 1697 von Thomas Quellinus errichtete Hochaltar und die Kanzel, beide von schwarzem Marmor; als Kunstsachen sind zu bemerken: eine astronomische Uhr, ein Sacramentshäuschen von Bronze und ein gegossenes großes Taufbecken, welches sich durch sein Alter (1337) auszeichnet.