Topographie Holstein 1841/I-Z/036

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Topographie Holstein 1841
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In Kiel waren ehemals ein Schullehrerseminarium und eine Forstlehranstalt, die aber resp. 1838 und 1833 aufgehoben sind: das Taubstummen-Institut ward 1810 nach Schleswig verlegt. Eine Gärtner-Examinations-Commission ward hier im Jahre 1811, eine Landmesser-Examinations-Commission im Jahre 1834 errichtet; ferner ist hier eine Quarantaine-Commission und ein Vaccinations-Institut.
Eine Sparcasse, die älteste in den Herzogthümern, ward 1796 und die Leihcasse 1799 eröffnet; sie hat einen Fond von etwa 39,000 Reichsthaler.svg, und steht mit der Armencasse in genauer Verbindung.
Eine Papagoien-Gilde war hier schon im Jahre 1412, und in der Schützenrolle aus diesem Jahre wird erwähnt, daß es eine alte Gewohnheit sei; die jetzige große Schützengilde ist grün uniformirt und hält jährlich ein Vogelschießen.
Eine geschlossene Gesellschaft heißt die Harmonie; sie hat ein ansehnliches Gebäude in der Faulstraße und eine gute Einrichtung. Das Schauspielhaus in der Schuhmacherstraße, welches alt und verfallen war, wurde im Jahre 1841 abgebrochen und an dessen Stelle ein neues geschmackvolles erbauet. Reisende Gesellschaften geben hier gewöhnlich im Umschlag Vorstellungen.
Die Einwohner der Stadt sind Zwangsgäste an der Kornmühle zu Neumühlen; in der Stadt selbst ist eine Malzmühle an der Möhlenbek belegen, welche die Stadt von der Königl. Rentekammer für 550 Reichsthaler.svg jährlich in Erbpacht hat; der Afterpächter entrichtet jährlich etwa 1000 Reichsthaler.svg. Eine ehemalige Malzmühle beim Mühlenteiche (Pferdeborn), ward im Jahre 1663 von dem Herzoge Christian Albrecht an die Stadt Kiel für 310 Reichsthaler.svg jährlich verhäuert.
Der sogenannte Kleine Kiel, ein fast verschlammtes Wasserbecken, welcher mit dem Hafen da in Verbindung steht, wo eine Brücke von der Holstenstraße nach der Vorstadt führt, ward von dem Herzoge Friedrich in den Jahren 1654 un 1655 an den Rath der Stadt für 200 Reichsthaler.svg verkauft. Es würde in großer Gewinn für die Stadt sein, wenn dieser sumpfige Platz abgegraben und abgedämmt werden könnte, denn derselbe ist, den Gewinn an Ländereien ungerechnet, durch seine Ausdünstungen im Sommer den Einwohnern sehr unangenehm. Vormals ging ein schmaler Arm des Kleinen-Kiels, der zugleich den Burggraben des Schlosses bildete, nördlich vom dänischen Thore in den Hafen.
Schon im Jahre 1803 kam ein Plan zur Anlegung eines Seebades bei Kiel in Anrege, allein erst im Jahre 1821 durch eine Privatgesellschaft zur Ausführung. Das Badehaus liegt in einer höchst anmuthigen Gegend, am Wege nach dem Gehölze Düsternbrook; die Einrichtung zu allen Arten von Bädern, ausgenommen der Schwefelbäder, ist sehr bequem und gut; in der Nähe des Badehauses ist das Logirhaus.
Zur Stadt Kiel gehören: das Gehöft Hammer (s. Hammer) und die Greverkathe (s. Greverkathe).
Die Stadtländereien haben ein Areal von 1008 Ton., 2 Sch., 42 R., die Tonne zu 240 Q. R., welche jetzt in Parcelen vertheilt sind. Die Stadtteiche heißen: der große und kleine Galgenteich, Pferdeborn, Ziegelteich, Prünerteich und Malzteich.
Das Wappen der Stadt ist ein offenes Fahrzeug ohne Segel, in, oder auch unter dem holsteinischen Nesselblatte.
Das Schloß, jetzt die Residenz des Herzogs von Holstein-Glücksburg, liegt am östlichen Ende der Stadt und ward um die Mitte des 13. Jahrhunderts