Topographie Holstein 1841/I-Z/031

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Topographie Holstein 1841
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und endigt am 2. Februar. Die sogenannten Zahltage gehen vom 7. bis zu dem 14. Januar, nach der jetzigen Gewohnheit aber bis zu dem 17. Januar oder Antonitage. Die übrigen, schon alten, Märkte werden am Montage nach Invocavit, Petri Pauli und Franzisca gehalten.
Bis zum Jahre 1773 war Kiel die Hauptstadt des Großfürstlichen Antheils von Holstein, welcher in jenem Jahre durch einen Tausch mit dem übrigen Königlichen Antheile von Holstein vereinigt wurde. Die ehemalige Großfürstliche Rentekammer in Kiel ward erst im Jahre 1778 aufgehoben.
Kiel ist im Ganzen gerade nicht schön, aber doch ziemlich gut gebauet und wird in der letzten Zeit sehr verschönert; einige Straßen der Stadt sind gleich Anfangs, wegen Mangel des Raumes zu schmal angelegt, aber alle sind größtentheils gerade und acht derselben, die Schloß-, Flämische-, Schuhmacher-, Holsten-, Ketten-, Küter-, Haß- und Dänische-Straße führen nach dem geräumigen, in der Mitte der Stadt belegenen Marktplatze. Die mehrsten Häuser zeichnen sich durch dauerhafte Bauart aus, und viele, besonders die neu erbaueten, durch ihre Schönheit. Im Jahre 1681 hatte die Stadt 677 Häuser in 4 Quartiere getheilt und gegen 7000 Einwohner. Jetzt (1840) sind hier 850 Häuser und mit der Garnison 12,344 Einwohner, worunter 24 Reformirte, 68 Katholiken und 62 Juden. Die Garnison besteht aus dem Lauenburgischen Jägercorps und einer Escadron des Leibregiments-Dragoner, (außer der Exercierzeit zusammen aus 195 Mann).
Die Haupterwerbszweige der Stadt sind der Handel und die Schifffahrt; besonders der Speditions- und Transithandel; dann die Frachtfahrt und der Schiffbau. Durch die Universität hat die Stadt eine nicht unbedeutende Erwerbsquelle. Fabriken und Manufacturen sind hier nicht zahlreich, und nur 1 Zuckersiederei, 1 Seifensiederei, 1 Maschinenbauerei, 1 Eisengießerei und Maschinenbauerei, mehrere Wollenmanufacturen, 3 Dampf-Oelmühlen, 7 Lohgerbereien, 3 Tabacksfabriken, 1 Cichorienfabrike, 5 Essigbrauereien, 3 Hutfabriken, 1 Wagenfabrike, 1 Lederleimfabrike, 1 Lampen- und Blechfabrike, 4 Reifschlägereien, 2 Töpfereien und eine Ziegelei und Kalkbrennerei zu erwähnen.
Die Stadt hat 2 Apotheken, 2 Buchdruckereien, 1 Steindruckerei, 4 Buchhandlungen, 2 Musicalienhandlungen, 6 Spediteure, 53 Kaufleute, und unter den Künstlern und Handwerkern zeichnen sich der Universitäts-Mechanicus, Instrumentenmacher, Goldarbeiter, Buchbinder, Klempner und Reifschläger aus. - Im Jahre 1472 hatte die Stadt 18 Aemter und 8 Gilden, welche damals während der Procession am Frohnleichnamsfeste in folgender Ordnung durch die Stadt gehen mußten: Das Amt der Böttcher, der Bader, der Weber, der Gärtner, der Pelzer, der Drechsler, der Zimmerleute, der Höker, der Gärber, der Schuhknechte, der Fischer, der Schuster, der Schneider, der Sattler, der Schmiede, der Bäcker, der Krämer, der Schlachter und der Schütten; darauf folgten die Gilden: St. Katharinengilde, St. Erasmusgilde, die Elendengilde, St. Gertrudsgilde, St. Peter- und Paulgilde, St. Nicolausgilde, Unserer lieben Frauengilde und der Kaland.
Der Hafen der Stadt ist einer der sichersten und besten an der Ostsee; die in ihm liegenden Schiffe sind gegen alle Gefahr geschützt und können zum Theil an der Brücke, die mit vielen Kosten unterhalten wird, anlegen. Der Hafen hat eine Länge von etwa 2 Meilen und verschiedene Breiten von 1500 bis 6000 Ellen. Von Bülk nach Friedrichsort (Herzogth. Schleswig) ist die geringste Tiefe 54'; von Friedrichsort bis nach der Kieler Schiffbrücke 30' und von hier bis an das südliche Bollwerk der Stadt etwa 15'.