Tappensches Familienbuch (1889)/119

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Tappensches Familienbuch (1889)
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gleichen werdon zu finden seyn. Ich versichere mich deshalben genügsame Ursache zu haben. Ihn unsern Hildesheimischen Aaronem bey diesem Evangelischen Israel zu nennen, und zweiffele nicht, ohne viele feinere Erweisung bey allen, die seine Merita gekannt und zu schätzen gewust, eine vollkommene Beystimmung zu finden.

      Seine Jugend zwar liess sich so bedruckt an, als sonsten Aarons selbsten. Denn wie jener unter den grossen Drangsalen Israels in Ägypten gebohren und aufferzogen wurde: So wurde unser seeliger Herr Senior in dem heftigsten Sturme des dreissigjährigen Teutschen Krieges, Anno 1631 den 8. Febr., gebohren, als der Pappenheimische Überfall in dieser Nachbarschaft den grössten Schrecken allbereit begunte zu erregen. Solte wohl der seelige Mann mit so vielen andern nicht fast mehr mit Thränen als mit Milch aufferzogen seyn? Solten nicht mehr Kummer und Angst-Lieder bey seiner Wiegen als Freuden-Stimmen gehöret seyn ? Das kleine Evangelische Häufflein, darunter unser Aaron wohnete, schiene gar unterdruckt zu werden, und wer hatte dencken können, dass Gott diesen Kleinen würde wissen so gross zu machen ? Sonderlich da Er im eilfften Jahre seines Alters ein verlassener Vater- und Mutter-loser Waise worden ? Da Er denn nicht lange hernach noch gar frühe und zart auss seinem Vaterlande aussgehen müssen, und auff anderweiten Schulen zu Hannover, zu Braunschweig und Halle mit Erziehung anderer Leute Kinder sein Leben hinbringen und seine Studia fortzusetzen Mittel und Wege suchen müssen. - - Seine zwantzig Jahr waren hiemit unter vielen harten Tagen erreichet, und gieng Er nunmehro auf Academien, daselbst Er biss ins zehente Jahr mit grossem Ruhme auffgehalten, wohl wissende, was für eine grosse Zubereitung zu einem so wichtigen Ampte erfodert würde, darzu Er sich unter der Gnade Gottes ausszurüsten Ihm vorgesetzet hatte. -

      Warlich ist eine Sache, darinn ein Evangelischer Lehrer dem ersten Priester Gottes, dem Aaron, gleich seyn soll, so ist es der Göttliche Beruff. - Und eben das ist auch der Ruhm unsere Hildesheimischen Aarons, welcher wider alles Vermuhten, als Er sich gefasst gemacht nach Hannover zu reisen, und daselbst eine Gast-Predigt auff Erforderung abzulegen, von dem Seel. Herrn Superintendente und Doctore Hilperto allhier auffgehalten, und zu einer hiesigen Gast-Predigt genöhtigt worden, Welche Er mit solcher Vergnügung eines Hoch-Edlen Rahts und gantzen Gemeine gehalten, dass Er darauff alsofort die Vocation zu dem hiesigen S. Andreae Pastorat erhalten, und im 1661. Jahr auff Reminiscere öffentlich angewiesen und eingeführet worden. -

      Mit was Treue aber der seelige Mann sein Priesterthum verwaltet, das erfodert eine weit längere Zeit, als mir vergönnet ist, und eine weit grössere Beredsamkeit, als von meiner Wenigkeit jemahls möchte zu erwarten stehen. Aaron muste gegen Pharao treten, der das Volck des Herrn nicht wolte ziehen lassen, und Er ist auch mit Freudigkeit hingegangen. Ein gleiches befindet sich an unserm Hildesheimischen Aaron, welcher dem höllischen Pharaoni, dem Fürsten dieser Welt, welcher die Gläubigen drücket, und die Mensche nicht gerne nach dem Worte Gottes zu gehorsamen will ziehen lassen, dem widersetzte Er sich öffentlich mit seinem Gebehte, mit seiner Lehr und Beyspiel: Er widersprach Ihm auff der Kantzel und im Beicht-Stuhl, und wo Er Gelegenheit hatte. Aaron brauchte seinen Stab zum Schrecken der widerwärtigen Egyptier und zum Trost des Volcks Gottes: Also auch unser Hildesheimischer Evangelischer Aaron seinen Binde- und Löse-Schlüssel, den Stab Weh und Sanft, wie der Befehl Gottes mit sich brachte, ohne sich an jemanden zu kehren. Bey dem letzten Ausszuge auss Egypten hat Aaron ohne Zweiffel mit ernstlichen Ermahnen und mit Veranlassung des Passah oder Oster-Lamms das Seinige gethan: Also ist unser Hildesheimischer Aaron als ein