Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/218

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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versprach ihnen seine Fürsprache bei der Regierung. Seine Vorstellung bei dem Könige war erfolglos, im Gegentheil, es wurde an den Magistrat zu Kopenhagen der Befehl gegeben, daß die Exulanten binnen drei Tagen aus der Stadt und dem Lande geschafft werden müßten. Die armen Leute, welche in Dänemark Gastfreundschaft erwartet hatten, wurden in wahre Noth gebracht, da sie mitten in einem harten Winter und ohne Reisemittel das Land unverzüglich verlassen sollten. Beim Anhören des Königlichen Mandats brachen sie in bittere Thränen aus, und baten um zwei Monate Frist, besonders auch mit Rücksicht auf ihre Kranken, Altersschwachen und Säuglinge. Alles war vergeblich. Sie baten um Einen Monat und darauf um nur vierzehn Tage Aufschub, um durch Verkauf ihrer Vorräthe sich Reisegeld zu verschaffen. Alles Bitten und Flehen war umsonst. Jedoch der Magistrat von Kopenhagen, gerührt durch die traurige Lage der Exulanten, erlaubte auf seine eigene Verantwortung zuletzt einer kleinen Anzahl von Greisen und Wöchnerinnen den Aufenthalt während des Winters in der Stadt. Die übrige Schaar fuhr am 12. bis 16. December ab, und zwar zuerst nach Rostock, wo ein Colloquium mit ihnen abgehalten ward, in Folge dessen sie ebenfalls von dort vertrieben wurden. Sie zogen nach Wismar, wo man sie nur vierzehn Tage lang duldete, indem die Prediger von den Kanzeln sie als Irrgläubige schalten, und sie bei den Gemeinden verhaßt machten. Darauf zogen sie nach Lübeck, woselbst die Geistlichen ein Colloquium mit ihnen hielten, und sie darnach kurzweg für Calvinisten erklärten, worauf der Senat ihnen nur einen Aufenthalt von vier Tagen gestattete. Nun zogen sie nach Hamburg, und forderten bald hartnäckig, wie früher, ein förmliches Colloquium, bei welchem Pastor Westphal sich als ein unfehlbarer Glaubensrichter benahm und ihre kirchliche Verdammung bewirkte, nachdem die Disputation ohne Verständigung geendigt hatte. Also auch aus Hamburg mußten sie weichen, und fanden schließlich Aufnahme und Duldung bei den für den Calvinismus toleranteren Ostfriesen. Ein Theil der Gemeinde ließ sich in Emden und Norden nieder, ein anderer Theil mit Johann von Lasco selber zog aber später nach Frankfurt am Main, wo ihnen ebenfalls Duldung zu Theil ward, so daß sie dort eine Gemeinde gründen konnten.