Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/082

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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eine ärgerliche Geschichte Veranlassung, die auch von andern Geschichtsschreibern erzählt wird, aber als wäre sie erst vorgefallen, nachdem das Kloster nach Guldholm versetzt war. Der Abt war mit einigen Brüdern nach einem übelberüchtigten öffentlichen Hause gegangen, und hier wurde geschwelgt und mit schlechten Weibern verkehrt. Einer der Mönche, der daran Theil zu nehmen pflegte, aber das Mal nicht mitgenommen war, erfuhr dies, und aus Rache, um dem Abt eine Schande zu bereiten, zog er die Todtenglocke. Die schlafenden Klosterbrüder erwachen, laufen zusammen, fragen was sich begeben. Jener antwortet: „Unser Abt liegt todt in der Schenke“, - „mortuus est in anima“. Mit Rauchfässern und was sonst bei der Todtenbestattung gebräuchlich, ziehen die Brüder in Procession nach dem bezeichneten Orte. Das Volk schließt sich an. Hier findet man nun den Abt im Skandal. Die Folge war, daß der Abt resignirte. Er und die übrigen Mönche übergaben das Kloster in die Hände des Bischofs, einige ausdrücklich, andere stillschweigends, da sie sich fürchteten zu widersprechen. Nur vier Mönche ließ der Bischof im Kloster bleiben, um für die acht Nonnen, die daselbst waren, den Gottesdienst abzuhalten; sie sollten aber keine mehr aufnehmen, sondern allmälig aussterben; zu ihrem und der Nonnen Unterhalt bestimmte der Bischof drei Mühlen nahe bei der Stadt, die Grundstücke in der Stadt und einige andere Güter. Die übrigen Mönche baten theils in andern Klöstern ihres Ordens untergebracht zu werden, was auch geschah, theils versprachen sie, eine strengere Ordensregel anzunehmen. Diese letzteren wurden nun nach Guldholm geschickt, wo der Bischof ein Cistercienser-Kloster hatte errichten lassen, und zwar auf seinem Erbgut. Dies Guldholm (die goldene Insel, aurea insula, vielleicht ursprünglich nur der gelbe Holm) ist ein Platz eine gute halbe Meile nördlich von Schleswig am südlichen Ufer des Langsees, von demselben halb umflossen. Der Bischof begabte diese Stiftung reichlich und soll zum öftern gesagt haben: „Goldene Insel heißest du, ja wenn ich lebe, will ich dich vergolden!“ 1192 am 12. Juni kam der Convent nach Guldholm, am 22. weihte der Bischof den Kirchhof und den Umgang (ambitus) des Klosters und gab demselben die Bischofszehnten von vier Kirchen, S. Michaelis auf dem Berge, Kahlebye, Nübel und Tolk. Die Cistercienser, mit denen das neue Kloster besetzt ward, kamen aus dem Kloster Esrom auf Seeland. Den ehemaligen Cluniacensern der Michaelis-Kirche, die