Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/31

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Konsulate noch mehrerer deutscher Staaten. Das zwar nur mäßige Einkommen aus demselben kam mir bei dem sehr verringertem Vermögen und den schlechten Einnahmen aus der Farm sehr zustatten zur Bestreitung der notwendigen Ausgaben.

Es kam nun zum schwersten Augenblick meines Lebens, der harten Trennung von meiner guten, lieben Minna, welche Gott in seinem unerforschlichen Ratschluß mir auferlegte. Von Anfang 1870 steigerten sich bei ihr mehr und mehr die Anfälle ihres Herzleidens. Daneben trat starke Brustwassererscheinung ein, die der Armen große Qual bereitete. Endlich konnte sie kaum noch das Bett mit dem Sofa oder Lehnstuhl wechseln. Daneben trat das Anschwellen der Füße ein, welches indessen durch Einreiben mit Spiritus beseitigt wurde. Jedoch nahm die allgemeine Schwäche und schmerzhaftes Leiden immer mehr zu. Zuletzt trat drei Tage lang Bewußtlosigkeit ein, und dadurch hoffentlich auch Aufhören des Gefühls der allem Anschein nach sich immer mehr steigernden Leiden, so daß ich Gott inständigst bat, sie davon zu befreien und sie zu sich zu nehmen. Er erhörte mein Gebet, und die Arme verschied in den letzten Stunden sanft um 03:00 Uhr früh am 3. Mai – dem Geburtstag meiner guten Mutter – 1870. Ich und Clotilde haben das Bewußtsein, meine gute Frau allein und treu gepflegt zu haben, ohne fremde Hilfe, als unsere alte treue Dienerin, auf ihrem Krankenlager und darf ich mich der frohen Hoffnung hingeben, daß ihr Geist sich eines besseren Daseins im Wiederverein mit so vielen Vorausgegangenen und ihr nachfolgenden Leben erfreut. Denn, hatte irgendein Menschengeist die Hoffnung vor seinem Schöpfer zu bestehen, so gewiß der meiner guten Minna. Sie war gänzlich frei von Egoismus und gewiß kein Mensch lebt, dem sie absichtlich Übles tat. Und welche unendliche Liebe hegte sie gegen uns und alle Kinder ohne Ausnahme; nur uns Freude zu machen, jedes Mißgeschick wohl möglich fernzuhalten, war ihr stetes Bestreben und es gab kein Opfer für sie, war es auch noch so groß, das sie für uns nicht gebracht hätte.

Für mich, damals 71-jährigen Mann, war und ist dieser Verlust meiner treuen Vertrauten und Beraterin der schwerste, der mich treffen konnte. Ich gab mich der Hoffnung hin, sie würde mir die müden Augen schließen, und so wurde mir dieses Geschick ihr gegenüber zuteil. Doch in Gottes weisen Ratschluß haben wir uns alle zu fügen.

Als im Jahr 1871 das Deutsche Reich wieder hergestellt wurde, ging auch das Konsulatswesen der wohlbegründeten Veränderung entgegen, daß statt der bisherigen Konsulate der einzelnen Staaten nun Reichskonsulate errichtet wurden. Ich bewarb mich um das hier neu zu Errichtende und war dabei genötigt, in Konkurrenz mit meinem Schwiegersohn Rosenthal zu treten, der das Konsulat des norddeutschen Bundes innehatte infolge davon, daß ich früher von dessen Mitbewerbung um das da hier vakant gewordene preußische Konsulat zu dessen Gunsten zurücktrat. Meine Bewerbung wurde bei dem Auswärtigen Amt sehr ungünstig aufgenommen, hauptsächlich wohl, weil man es als sich von selbst verstehend betrachtete, daß nur bisherige Bundeskonsule alle früheren preußischen Konsule erhalten sollten, und weil der Generalkonsul in New York meinen Schwiegersohn energisch vertrat, mich aber speziell als viel zu alt zur Versehung eines Konsulates fand. Nur allein der Befürwortung alter Freunde, besonders aber meines