Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/32

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Erinnerungen Baumbach Kirchheim.djvu
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guten Bruders Ernst, der deren Interesse für mich zu gewinnen wußte, sowie der Befürwortung der Ministerien der süddeutschen Staaten, die ich bisher hier vertrat, schließlich aber der persönlichen Gnade des Kaisers hatte ich meine endliche Bestallung zu verdanken. Sehr schmerzlich war es für mich, daß dadurch Rosenthal in seiner sicheren Hoffnung getäuscht wurde; ich war aber gezwungen, für meine pekuniären Verhältnisse zu handeln. Denn nach Verlust aus den Einnahmen aus den bisherigen Konsulaten hätte ich in der Tat nicht mehr bestehen können, würde auch jede gewohnte geistige Beschäftigung verloren haben. Rosenthal aber war Advokat und konnte, wenn er diesem Beruf seine volle Tätigkeit zuwandte, dadurch dennoch leben. Zu meiner größten Freude wurde demselben wenige Jahre darauf das fix besoldete Konsulat zu San Francisco verliehen.

Im Frühjahr 1872 entschloß ich mich, obgleich schon 72 Jahre alt, zu einem Besuch der alt geliebten Heimat nach 23-jähriger Abwesenheit und trat zu diesem Zweck in Clotildes Begleitung die weite Reise an, landete glücklich in Bremen, von wo wir sofort weiter nach Kassel zogen. Dort wurden wir, wie überhaupt allenthalben, wohin wir später reisten, mit der herzlichsten Liebe von allen teuren Verwandten empfangen. Herzlich freute es mich, daß mir Gottes Gnade vergönnte, noch einmal das geliebte alte Vaterland wiederzusehen und die zurückgelassenen, noch lebenden Lieben. Nach kurzem Aufenthalt in Kassel reisten wir nach Kirchheim, wohin ich mich besonders sehnte. Unendlich rührend war für mich die herzliche Willkommnung meines Bruders Hermann, herzergreifend aber das Bestreben desselben, mir seine betrübende körperliche Lage, die nur zu oft heftig auftretenden Schmerzen möglichst zu verbergen. Ich verbrachte den größten Teil meines Aufenthaltes im Vaterlande in Kirchheim, nur einige kleine Reisen nach Nentershausen, Meiningen und Buchenau unternehmend. Viele Fußtouren unternahm ich in meine geliebten Waldungen, zum Teil auch der neu erwachten Jagdlust gewidmet und fand ich mich noch weit rüstiger, als ich selbst zu hoffen wagte. Es gelang mir, mich nach und nach an das ungewohnte Bergsteigen zu gewöhnen, so daß ich sogar mehrere Male die äußerste Höhe des Löscher's erstieg und anhaltende achtstündige Fußtouren mich wenig angriffen. Auch die hier ganz eingeschlafene Jagdfreude fand ihre Erledigung, so daß ich in der Blatezeit mehrere Rehböcke, später auf dem Anstand wohl ein Dutzend Hasen erledigte.

Es war eigentlich meine Absicht, circa ein Jahr in Deutschland zu bleiben, da Moritz mittlerweile meine Konsulatsgeschäfte besorgte. Doch konnte ich mich auf die Länge nicht wieder an die dortigen, von den hiesigen so abweichenden Verhältnisse gewöhnen und sehnte mich nach Wiedervereinigung mit meinen Kindern hier, hegte auch Besorgnisse, wie ich den Winter ohne geregelte Beschäftigung hinbringen sollte, und da auch Clotilde Verlangen nach der Heimreise trug, so traten wir dieselbe im Oktober 1872 nach einem nicht sehr langen Aufenthalt in Kassel an, wo uns der gute Bruder Ernst und seine Clotilde aufs Freundlichste aufnahmen. Nach einer etwas stürmischen Überfahrt landeten wir im November glücklich in Baltimore und kamen von da in ununterbrochener Reise ebenso glücklich hier wieder an.

Bald nach meiner Rückkunft wurde ich von einem oft recht lästigen Kehlkopfleiden befallen,