Historische Beschreibung der Münsterkirche und der Heiligthums-Fahrt/096

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Historische Beschreibung der Münsterkirche und der Heiligthums-Fahrt
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die Bürger nachher ab, und jene behielten während der Heiligthumsfahrt die Wache. Eine Nachtstube ward auf dem großen Kirchhof aufgeschlagen.

      Während die Kanonici und die übrigen Geistlichen der Kirche sich in der Dechanei versammelten, geschah dieses von dem Rathe auf dem Rathhause. Der Rath begab sich über den ehemaligen Komedien-Saal, und durch das benachbarte Haus in den Kreuzgang, in welchen sich ebenfalls die Geistlichen aus der Dechanei durch das große Drachenloch, vor Alters Logia genannt, verfügten; und dort mit dem Rathe vereinigt, giengen sie in die Kirche, vor den Muttergottes-Altar.

      Indessen war die den Heiligthumskasten umschließende hölzerne Lade schon durch den Kapitels-Schmied eröffnet; denn dieser Schmied durfte sich vor dem Rathe nicht sehen lassen. Nun öffnete der vom Kapitel und Rathe in Eid genommene Silberschmied den Kasten; jedes in Seide eingewickelte Stück wurde herausgenommen, durch den Dechanten die Überschriften abgelesen, und das darauf befindliche Siegel [1] vorgezeigt. Der Viceprobst legte die Heiligthümer in einen andern Kasten, welchen verschlossen die Vicarii regii mit vorhergebender Musik, brennenden Fackeln, und unterm Glockengeläute und Ausblasung der Freiheit[2] in der Klrche, in Begleitung der Geistlichkeit

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  1. Auf welchem die Verkündigung Maria mit der Umschrift: Sigillum ad ss. Reliquias.
  2. Die Wächter der damaligen Stadtmittelthore pflegten mit ihren langen, geraden messingenen Hörnern den 5. Januar, den 16. Juli, und den 7. September Nachmittags 2 Uhr die Freiheit auszublasen, vor dem Muttergottes-Altar in der Kirche, vor dem Rathhause, und den Häusern der regierenden Bürgermeistern. Von diesem Zeitpunkte an bis den folgenden Tag Abends durften dann alle, kleiner Vergehungen wegen aus Stadt und Reich von Aachen Geächteten sich ungestört darin aufhalten. Aber keine Criminalverbrecher genossen diese Freiheit, die während der Heiligthumsfahrt 14 Tage währte.