Herforder Chronik (1910)/449

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Herforder Chronik (1910)
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1760

Aufgebote der Landleute zu Schanzarbeiten und schier unaufhörliche Durchmärsche mit ihren Belästigungen an der Tagesordnung. Nicht einmal diese auch Herford berührenden Durchmärsche erwähnen unsere Akten, obwohl wir aus Weerth S. 111 erfahren, daß die im Bistum Osnabrück stehenden englischen Regimenter

Waldgrave am 4. Juni,
Griffin   „ 7.    „
Rockland   „ 7.    „
Cornwallis   „ 10.    „
Carr   „ 16.    „
Bergschotten   „ 18.    „
Carabiniers   „ 21.    „

hier durchgezogen sind, um sich bei Fritzlar in Hessen der alliierten Hauptarmee unter Herzog Ferdinand von Braunschweig anzuschließen.

Die guten Herforder konnten in diesem Monat Juni 1760 über dem Anblick der vorüberziehenden bunten englischen Regimenter, die soviel besser ausgerüstet waren als alles, was sie bisher gesehen hatten, die mit solchen Durchmärschen unausbleiblich verknüpften Lasten vergessen. Während die Erwachsenen ihre helle Freude an dem vortrefflichen Pferdebestande der englischen Kavallerieregimenter hatten, die schwadronenweise mit gleichfarbigen Pferden versehen gewesen sein sollen, vergnügte sich die liebe Jugend an dem Anblick der Bergschotten, teils wegen deren absonderlicher Kleidung, teils wegen der ihnen voraufmarschierenden Dudelsackpfeifer.

In dem Briefe eines „Westphalen“ an seinen Bruder in Holland vom 21. Okt. 1759[1] werden die Bergschotten beschrieben: ...“Sie waren rot gekleidet, trugen runde bläulichte, von Tuch gemachte Mützen, wie die Pohlen, doch ohne Pelzwerk, und schwärzliche mit grün vermengte wollene Mäntel, die aufgerollt über die Schulter hingen. Sie hatten keine Beinkleider, sondern nur bunte Strümpfe, roth und weiß gewürfelt, wie ein Dambret, diese Strümpfe reichten nur bis an die Waden, mithin paradierten sie mit halben bloßen Füßen und Lenden. Ihre Schuhe waren rund, doch bedeckte das Kamisol, das sie trugen, und von eben dem Zeuge, wie der Mantel war, gleich einer Läuferschürze, ihre Lenden bis unter das Knie. ... Die Offiziere führen einen großen Kavalleristen Degen. Die Gemeinen tragen kurze Karabiner, mit Bajonets ... Ihre Geld- und Uhrtaschen haben sie seitwärts auf der Brust hängen, um in Ermangelung der Beinkleider solche Sachen zu bewahren ... Es ist mancher Offizier darunter, der ein Deutscher ist, demohngeachtet scheint es ihn nicht zu befremden, daß er mit halb-bloßen Füßen und Lenden ohne Beinkleider einhergeht.“

  1. Westphalen u. Rheinland III, Jahrgang 1824 S. 386,