Herforder Chronik (1910)/446

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Herforder Chronik (1910)
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1759

Seitdem gehet eine unaufhörliche Zufuhr von Lebens Mitteln hier durch zur Armée, und den 8. Aug. sind 150 Pontons auf Bielefeld von Minden durch Herfordt geführet worden.“


Hier bricht unser Berichterstatter ab. Den flüchtenden Franzosen war der Weg über Herford, Bielefeld usw. durch den Erbprinzen von Braunschwcig verlegt, und da von der andern Seite Herzog Ferdinand ihnen auf dem Nacken saß, blieb ihnen keine andere Wahl, als die Weser aufwärts und immer weiter nach Süden zu eilen. Überall mußten sie in ihrer Bedrängnis Bagage, Gepäck, Kanonen und Munition im Stich lassen und kamen in elendester Verfassung erst an der Lahn zur Ruhe.


In Herford ging man nun nach dem Abzüge der unliebsamen Gäste wieder an das Überschauen des erlittenen Schadens. Die letzten großen Forderungen der Feinde hatten sie nicht mehr zu erfüllen, und der Oberbürgermeister Haevermann konnte mit innigem Behagen auf die Rückseite der schriftlichen französischen Ordres schreiben: „Da sich die kriegerischen Zeiten jetzo durch Gottes Gnade geändert u. s. w. ponatur“ d. i. lege man sie (die Ordres) zu den Akten. Aus der Feststellung des Brennholzverbrauches erfahren wir, daß bei der sechstägigen großen Ansammlung von französischen Truppen in Herford hoch und niedrig mit Einquartierung bedacht worden war, die unter dem Holzvorrate der Einwohner tüchtig aufgeräumt hatte. Wie stark einzelne Häuser auf der Freiheit belegt waren, haben wir schon in den oben mitgeteilten „Nachrichten“ gesehen, hier nur ganz wenige Beispiele aus der Stadt:

Oberbürgermeister Haevermann (in dem Kopkaschen Hause) in der Hämelingerstraße hatte den Generalleutnant v. Monteynard und dessen Suite von Bäckern und Wäscherinnen, und außerdem die Stabsoffiziere Obrist Donnezan, General d'Apchon und Guichy, die acht Klafter Buchenholz verbrannten.

Der Pastor J. G. Klausing im Fraterhause hat den General de Peyre mit Gefolge, Schutzjude Levi Berndt (Komturstraße, jetzt Krömker) den General Marquis de Berron und 22 Bediente, Frau Oberamtmann Witwe Barckhausen einen General und 30 Bediente gehabt.

Auch bei diesen Schadenerklärungen über den Holzverbrauch finden sich wie früher einige, die in ihrer schlichten Abfassung Streiflichter auf das die Bürger beängstigende Treiben der Franzosen werfen. Um den Leser nicht zu ermüden, sei nur eine einzige herausgegriffen, es ist die von J. H. Schallig Nr. 626 (jetzt Ranzow am Alten Markt):

„Anliegendes Attest von den bey der letzten feindlichen Invasion bey mir im quartier gelegenen französischen Grafen v. Guerchy zeiget, wie ich diesem alles Holß, was er wärend 6 tagen gebrauchet, liefern müssen, die sehr große apparatus (Zurüstungen) und der gewaltige Aufwand in Essen und Trinken,