Herforder Chronik (1910)/274

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Herforder Chronik (1910)
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Die Chronik der Münsterkirche erzählt im 3. Bande, daß, als 1866 im November die Reparatur des Inneren der Münsterkirche begonnen wurde, sich unter und dicht vor dem Altar auf dem Chore ein etwa 7 Fuß tiefes und 10 Fuß breites Grabgewölbe gefunden habe. In diesem stand zur Rechten ein 6 Fuß langer Sarg, der mit rötlichem Sammet beschlagen und noch gut erhalten war. Die am Gewölbe befindliche Jahreszahl 1680 ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß hier die Leiche der Äbtissin Elisabeth ruhe. Als man den Deckel des Sarges aufhob, fand man darin ein vollständiges Gerippe. Ein seidener, noch ziemlich erhaltener Überwurf bedeckte die Leiche. Nach anderen Berichten sei kurz nach dem Aufheben des Deckels der ganze Inhalt des Sarges in Staub zerfallen. Den Sarg hat man an seiner Stelle gelassen, das Gewölbe mit Steinen wieder zugedeckt.


e) Nachträge.

1.
Herford zur Zeit der Soester Fehde.

Ein Jahr nach der Übersiedelung des dionysianischen Kapitels in die feste Stadt Herford (1414) war zu Konstanz Johannes Huß verbrannt worden (1415). Entrüstet über diese Hinrichtung hatten sich seine Anhänger um Ziska, ihren Anführer, geschart und Deutschland sengend und brennend durchzogen, alle gegen sie aufgebotenen Heere über den Haufen rennend. Blieb auch Herford von den um ihren Glauben streitenden Hussiten verschont, so belästigten doch nach Beendigung dieses Krieges (1436) die Scharen entlassener Landsknechte das offene Land wie die Städte. Denn, ohne Sold entlassen, der Arbeit während des Kriegslebens entwöhnt, suchten sie ihren Lebensunterhalt durch Stehlen und Rauben zu gewinnen und fanden erst wieder geregelte Tätigkeit, wenn ein Heerführer sie zu neuen Kriegszügen anwarb. Ein solcher war der Erzbischof Dietrich von Köln, der die von seiner erzbischöflichen Botmäßigkeit abgefallene Stadt Soest mit Heeresmacht zu strafen versuchte. Dieser, die „Soester Fehde“ genannte Rachezug (1444-49), zog eine Menge herrenlosen Gesindels, dem die in Aussicht stehende Brandschatzung und Plünderung der blühenden Hansestadt Soest reiche Beute versprach, unter die Fahnen des Erzbischofs. Obwohl nun Dietrich ein für damalige Zeiten sehr großes Heer - man spricht von 80000 Mann - zusammengebracht hatte, vermochte er nicht, die Stadt ernstlich zu schädigen. Die Belagerung zog sich in die Länge, und da seine Kassen leer wurden, war es ihm nicht anders möglich seine Soldaten bei der Stange zu halten, als indem er sie selbst auf Raubzüge in die Nachbarschaft führte. Auf einem dieser Züge kamen die Horden der Böhmen und anderer Mietstruppen auch vor Herford an. Das war am St. Vitustage, d. h. den 15. Juni 1447. Ungestüm forderten sie unter Androhung von Sturm, Mord und Plünderung