Herforder Chronik (1910)/254

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Herforder Chronik (1910)
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Von der Kreuzbruderschaft finden wir sonst keine Nachricht; wir gehen aber wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, sie habe sich u. a. zur Aufgabe gestellt, den steinernen Leuchter auf dem Begräbnisplatz am Münster mit Beleuchtung zu versorgen. Dieses eigenartige Bauwerk traf man mitten auf dem Kirchhofe, wenn man von dem Alten Markt durch die Mausefalle (Marktstraße) in gerader Richtung auf die Kirche zuging, Hoffbauer nennt es Kandelaber, andere Leuchter, Säule. Wir stellen es uns als einen runden oder eckigen Aufbau vor, der innen Raum genug für eine zur Höhe hinaufführende Treppe mit eisernem Geländer bot. Das Gebäude war so hoch wie eine Kirchenkanzel, und eine solche sollte es auch vertreten, denn es war für die Leichenpredigten auf dem Friedhofe der Münstergemeinde, der sich von der Kirche bis zur heutigen Turnhalle erstreckte, errichtet. Oben hatte es eine Überdachung zum Schutz und als Schalldeckel für den Prediger, und unter dem Dache Leuchter, in denen bei Leichenpredigten Kerzen oder Lampen zu brennen pflegten.

Hoffbauer führt mehrere Urkunden aus dem 15. Jahrhundert an, in denen Vermächtnisse gestiftet werden:

„to bate (z. Besten) to der Lucht, alse men hefft
up dem Münster Cerchofe to Hervorde“.

In einer dieser Urkunden wird gesagt, der steinerne Leuchter habe nahe vor einem großen Kreuze gestanden, und dieser Umstand erklärt es, wenn in diesem Lichtevermächtms nur von „dem hilgen Cruce“ die Rede ist.

Die Verwaltung dieser Vermächtnisse scheint die Fraternitas S. Crucis in Händen gehabt zu haben. Ein ähnlicher Leuchter hat auf dem Friedhofe an der Neustädter Kirche gestanden. Beide wurden überflüssig, als unter König Jerome 1809 ein allgemeiner Friedhof außerhalb der Stadt eröffnet (der heutige alte) und jede Beerdigung an den Kirchen untersagt wurde. In demselben Jahre brach man die Leuchter ab.


Dann erzählt Schwettmann von einem neben dem Kopka'schen Hause auf der Hämelinger Straße zu seiner Zeit abgebrochenen, bis dahin als Scheune benutzten Gebäude, welches über dem Eingange die Inschrift getragen habe:

TeCta ViTae sVbsiDium facta,

d. h.: Das Haus ist als ein Schutz des Lebens gemacht. Die Summe der in diesem Chronogramm, d. i. Zeitinschrift, enthaltenen römischen Zahlbuchstaben ergibt 1718, aber die beiden großgeschriebenen T wissen wir nicht zu deuten. Auch die Bestimmung des Gebäudes, an welchem die Inschrift angebracht war, läßt sich aus ihr nicht erklären. Es ist vielleicht eines der vielen in Herford vorhandenen Hospitäler gewesen. Schwettmann vermutet, das Haus könne mit dem naheliegenden Viemannschen, das ein klosterartiger Bau sei, in Zusammenhang gestanden haben.