Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland/282

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Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland
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des Herrn, ein sogenannter Ministeriale, als Verwalter auf dem Herrenhof angestellt'. Er hieß Meier oder villious. Seine Aufgabe bestand zunächst darin, die Landwirtschaft auf der tsi-ra inäaminieatg, mit unfreien Knechten und frondienstpflichtigen Laten zu betreiben und deren Erträgnisse an den Herrn abzuliefern ^.

Ferner sammelte er zu gleichen: Zweck die Abgaben der Litonen auf dem Herrenhof und übte schließlich sämtliche dem Herrn zustehende Herrschaftsrechte über Menschen und Land in dessen Namen aus 2. Der villieu« war also nicht nur der Bebauer des Herren-Hofes, sondern auch der Vermalter der ganzen Villikation im Auftrag des Herrn.

Wir haben bisher die Verfassung der Villikation insoweit betrachtet, als sie eine Herrschaft des Herrn über das Gebiet der Villikation zum Ausdruck brachte. Aber zu einer Villikation gehörten nicht nur Ländereien, sondern auch Mensche». Villikationsherrschaft bedeutete nicht nur Grundeigentum, sondern auch Herrschaft über Menschen. Die Rechte des Herrn über Menschen und Land beeinflußten sich gegenseitig; gerade ihre Vereinigung gab der Villi-kationsverfassung ihren charakteristischen Inhalt.

Diese Herrschaft des Villikationsherrn über Menschen fand ihren Ausdruck in der Hörigkeit der Laten.

Der Inhalt dieser Hörigkeit war verschieden, je nachdem der Late gesessen oder ungesessen war, d. h. eine Lathufe kraft Villikations-rechts im Besitz hatte oder nicht.

Für sämtliche Laten bestand die Pflicht zur Bezahlung eines jährlichen Kopfzinfes, gewöhnlich eines Huhnes ^.


1 Der Meier aus den Litonen genommen, vgl. Lüntzel, Lasten, S. 83, — Unterscheidung von villiei ininiütßrialßti und villiei liionez vgl, vita Neinweroi z 122 (Non. 6srm. 88. wm. XI (XIII) S, 159). — Strube, De iure villieorum <Äp. I, § 8-6.

2 Über die landwirtschaftlichen Aufgaben des villieu« vgl, die S. 280, Anm. 4 erwähnten Heberegister, ferner die Urkunde Nr. 21 (a. 1225) bei Kind- linger, Hörigkeit. Vita Nsinvsroi § 21? a, a. O. — Bremisches Urkundenbuch, Bd. I„ Nr. 54 (». 1179) und Nr, 161 ». 1230). — Westfälisches Urkundenbuch, I, Nr. 196 (». 1123). — Über die administrativen und richterlichen Aufgaben vgl. Lüntzel, Lasten, S. 112-119. — Seivertz, Urkundenbuch, I, Nr. 45 (a. 1141), Nr. 90 (a. 1186), Nr, 370 (a. 1275-1332). - Wests. Urtundenbuch I, Nr. 181 la. 1110); II, Nr. 79 (a. 1191).

' Vgl. Wests. Urkundenbuch, II, Nr. 48 (». 1152). —Philipp!, Osnabr. Urkundenbuch, I, Nr. 410 <a, 1191). — Kindlinger, Münstersche Beiträge. Bd. II (1790), Nr. 1 (», 782-819), Nr. 19 (1106-28), § 47. — Vgl. auch Schiller-Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch unter Kleppelude, und Bremer Urkundenbuch eä. Ehmke-Nippen III, Nr. 34 (a. 1353).