Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/052

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Besonders hat mich der Anblick der 3 schönen Frauengestalten in Bronce tief ergriffen und gerührt. Mit der trauernden Magdeburg hätte ich sicher geweint, wenn ich ohne Beobachter bei ihr gewesen wäre. Die protestirende Speier drückt in Stellung und Mienen die Unabänderlichkeit ihres Protestes so deutlich aus, daß jede Erklärung weniger sagt, als das Standbild selbst. Das ganze Monument ist die beste Reformationspredigt für die Mit- und Nachwelt. Der Ausdruck der 10½ Fuß, mit dem Postament 27½ Fuß, hohen Lutherstatur ist, da sie nach Oben sieht, in der Nähe weniger erkennbar, als aus der Ferne. Die Reihen von Damen, die in der Nähe des Festplatzes, nach ausgehobenen Ziegeln aus den Dächern bis an die Brust hervorsahen, haben wahrscheinlich seine Physiognomie deutlicher geschaut, als wir in der Nähe, doch sieht auch Jeder in der Nähe deutlich den eisernen Gottesmann. — So geschmückt, wie Worms an den 3 Festtagen war, wird nicht leicht eine Stadt erscheinen. — Am 26. nach 12 Uhr fuhren wir frei zurück bis Frankfurt, und Abends 6 Uhr war ich völlig gesund und befriedigt bei meiner Anna. Am 29. Juni waren Reinhards mit dem Dr. und der Witwe Diehl, Emmelius mit Frau, Tochter und Schwägerin, Jettchen und Hermann Steinberger mit Fräulein Hensler, Kellner mit Minchen und Treff bei uns. Am 27. setzte Kellner ¼ Ohm Wiener d. h. Gießer Bier, das wir mit den Dr. Reinhard, Groos, Schleicher, Neubauer, Schenk und Kreisrichter Theobald leerten. Am 30. dachte ich an meine 39jährige Copulation, am 2. Juli an den 64. Geburtstag meiner ersten und am 3. an den 30jährigen Copulationstag mit meiner letzten Frau. Am 1. und 3. Juli wurde der 50jährige Einzug der Garnison in Wetzlar mit Essen und 2 Bällen gefeiert. Kellners nahmen Theil, wir nicht. Louis will das Feldbergs- und Schützenfest mit­machen. Dazu sandte ich ihm am 1. c. Kleiderstoff und 20 Thaler. Wir sind gesund, wünschen auch Euch diese Gabe Gottes, und es hofft Euch mit Anna bald zu sehen

Euer Vater
Christian Spamer.“

Im August 1868 machte der Vater mit Anna seinen Ilseder Kindern die Freude dieses in Aussicht gestellten ersten Besuches und begrüßte auf der Rückreise von der Hütte die befreundeten Familien Assessor Eckstorm in Homberg a. d. Ohm und Pfarrer Georgi in Ehringshausen, wonach er am 13. September seine und Annas glückliche Heimkunft nach Ilseder Hütte meldete.

In demselben Briefe machte er auch folgende, seine Pensionierung betreffenden Mitteilungen: „Am 10. c. schrieb mir unser Landrath von Strauß vertraulich: Da er gehört, daß ich die Absicht geäußert habe, um meine Pensionirung einzukommen, möge ich in diesem Falle meine Wünsche ihm bald mittheilen. Ich wisse, daß Hermannstein eine sehr arme Gemeinde sei, und da ich sonst nicht unvermögend sei, werde sich wohl die Sache für alle Theile annehmbar arrangiren lassen. Heute sandte ich ihm die Antwort: H. am 13. September 1868. Hochwohlgeborener, Hochgeehrter Herr! Auf Ihre verehrliche Frage vom 10. c. antworte ich, daß ich weder die Absicht hatte, um meine Pensionirung einzukommen, noch eine Aeußerung in dieser Beziehung gethan habe, und zwar um so weniger, da mein bisheriges Verhältniß ebenso angenehm für mich war, als der Abzug von einem Orte, wo ich über 41 Jahre gelebt und 8 Familien­mitglieder begraben habe, unangenehm für mich sein muß. Indessen kann und will ich deswegen meiner Pensionirung nicht entgegen sein, und gerne eine Summe, die der Haltung eines Vicars entspricht, an meinen Nachfolger abgeben. Im Uebrigen, denke ich, müsse jegliche Pensionirung nach allgemeinen Gesetzen und Normen erfolgen, welche Ew. Hochwohlgeboren besser bekannt sein werden, als mir, der ich die Ehre habe, mit vollkommenster Hochachtung zu zeichnen

Ew. Hochwohlgeboren gehorsamster
Spamer, Pfarrer.“