Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/232

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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dat Evangelium Christi, dartho ock christlicke Gesänge lehren, solckes können se in enem Jahr edder thom höcksten in 2 Jahren lehren. Darüm gedenken ock de Oldern, dat se den Meisterinnen nich tho geringe geven vor solcke Arbeid, wowohl in korter Tydt gedahn. Und de Junckfruwen schölen man ene Stunde edder thom höcksten twe des Dages in de Schole gahn[1], de andere Tydt schölen se överlesen. Item ehren Oldern denen, und lehren Huß holden thosehn etc. Van solcken Junckfruwen, de Goddes Wort gefatet hebben, werden darna nüttlicke, frölicke, geschickende, fründlicke, gehorsame, gadesfürchtige, nich bylövische und egenköppische Hußmodern, de ehr Volck in Tüchten können regeren, und de Kinder in Gehorsam, Ehren, Gadesfurcht upthen, und de Kinder vordan werden ehre Kinder ock so upthen, und so vordan Kindes-Kind. Schall averst wat darmanck nich wohl geraden, dat mutt men Gade regeren lathen, wie schölen dat unse dohn, dat uns Godd befahlen hefft. O wo böse were idt, wen men solcke gude Ohrsacken vor de unweten Jugent nich föddert. So aber een Börger gantz arme were, und wollte syne Dochter ock gerne lehren lathen, de sprecke de Vorständer der gemenen Kasten tho der Armen in synen Karspel, dat se solckes wolden uthrichten, üm Gadeswillen“.

Nachdem in dem Vorstehenden die Grundsätze unserer Kirchenordnung über die Lateinischen Schulen dargestellt worden, indem der deutschen Schreibschulen, wie der Mädchenschulen im Gesetze nur nebenher und kurzhin Erwähnung geschieht, haben wir jetzt die Frage zu beantworten, wie jene Principien und Intentionen zur Ausführung gebracht worden sind. Die Ausführung war freilich keine leichte Aufgabe unter den damaligen Zeitverhältnissen, und man kann sich deshalb nicht wundern, daß es noch geraume Zeit nach Erlassung der Kirchenordnung dauerte, ehe man mit dem verbesserten Schulwesen einigermaßen zu Stande kam. Ein Hinderniß war dabei die 1544 geschehene Landestheilung, welche die allgemeine Geltung und Wirksamkeit der Kirchenordnung im ganzen Lande hemmte, und ein anderes die bedrängte Lage des Domcapitels in Schleswig


  1. Auffallend ist, daß Bugenhagen in der Pommerschen Schulordnung für die Mädchenschulen täglich vier Lehrstunden bestimmte. (Koch, a. a. O. S. 57.) Es scheint, daß solche öffentliche Mädchenschulen noch etwas Ungewohntes waren in Hamburg, und daß man da sehr strenge auf die Häuslichkeit und das Erlernen des Haushalts für die Töchter hielt.