Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/127

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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sogenannten Grafenfehde Eutin überfielen, welches indessen wenige Tage nachher von Herzog Christian eingenommen und im Besitz behalten ward; wie Bischof und Domherren nach Hamburg entflohen waren; in welcher Bedrängniß das Stift sich befand und in Gefahr seiner Güter verlustig zu gehen, dennoch aber durch Leistung der Schatzungen das Capitel sich noch rettete. Nachdem Bischof Heinrich Bockholt am 25. März 1535 zu Hamburg mit Tode abgegangen war, sicherte sich das Stift durch die Wahl des Dr. Detlev Reventlow zum Bischof auch den Fortbestand des Bisthums mit seiner weltlichen Ausstattung. Freilich bekam es nun einen neulich lutherisch gewordenen Bischof, der auch sogleich die Reformation im weltlichen Gebiet des Bisthums durchführte. Unter solchen Umständen war an eine fernere geistliche Jurisdiction über die der Holsteinischen Landeshoheit unterworfenen Kirchen nicht zu denken. Bischof Detlev lebte indessen nur bis zum folgenden Jahre 1536. Es ward nun Balthasar Ranzau, Dompropst zu Schleswig, König Christians III. Rath, 1536 zum Bischof erwählt, gewiß nicht ohne Einfluß des Königs. Er hatte das Unglück, von Martin von Waldenfels, einem Edelmann aus der Mark Brandenburg und Widersacher des Königs, 1545, 7. August, auf seinem Hofe Kaltenhof überfallen und gefangen weggeführt zu werden, blieb auch in Gefangenschaft und starb darin 1547[1]. In einem alten Verzeichnisse der Bischöfe wird bemerkt[2], die Brüder des Bischofs, die Ranzaus (von Neuenhaus), hätten über drei Jahre das Haus Eutin und das Stiftsgebiet inne gehabt, und sich nur durch Auslieferung der Hälfte des Korns und des Viehes so wie des gesammelten Geldes zur Abtretung bewegen lassen, und es wird die Warnung hinzugefügt, einen Edelmann zum Bischof zu wählen wegen der Macht seiner Freunde. (Videant posteri ne Nobilem eligant episcopum propter potentiam ne dicam quidem crudelitatem amicorum.) Der nächstfolgende Bischof war denn auch von geringer Herkunft, eines Hutmachers Sohn aus


  1. Ueber diese merkwürdige Geschichte, die viele Blicke in die Sitten und Zustände jener Zeiten thun läßt, im 2. Bande des Archivs f. St. u. K.-Gesch. S. 301—372; „Nachrichten über die Entführung des Bischofs von Lübeck Balthasar Ranzaus durch Martin v. Waldenfels“ von Canzleirath Behrmann in Altona.
  2. Archiv f. St. u. K.-Gesch. V, S. 274.