Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/015

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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eiferte gegen manche Mißbräuche[1]. Er diente im folgenden Jahre dem Magister Martin Reinhard, welchen der König sich von seinem Oheim, dem Churfürsten Friedrich von Sachsen, zum Prediger an der Nicolaikirche in Kopenhagen erbeten hatte, als Dolmetscher, fiel aber bald ab, und dem Magister Martin suchte die Kopenhagener Geistlichkeit, welche über die Predigten dieses Wittenbergers höchlich erzürnt war, das Leben zu verleiden, indem man ihn dem Gespött Preis gab. Der König schickte ihn indessen 1521 Anfangs März nach Sachsen, um wo möglich Luther selbst zu bewegen, nach Dänemark zu kommen, und es fehlte nicht viel, so wäre ihm dies gelungen. Luther war um diese Zeit auf dem durch ihn so denkwürdig gewordenen Reichstage zu Worms; am 25. April, dem Tage vor Luthers Abreise, berichtete Reinhard dem Könige, daß Luther geneigt sei, dem Rufe des Königs zu folgen. Es ist aber bekannt, wie auf seiner Rückreise Luther auf Veranstaltung seines Churfürsten scheinbar gefangen genommen und auf die Wartburg gebracht wurde. Statt Luther kam Carlstadt, damals noch sein Freund, nach Kopenhagen, kehrte indessen bald wieder zurück. Christians II. Herrschaft neigte sich überdies zum Ende, und 1523 im April ward er landflüchtig. Als Grund, weswegen die Jütländischen Prälaten und Edelleute ihm den Gehorsam aufkündigten, wurde insbesondere auch seine Hinneigung zum Lutherthum angeführt. Die Krone wurde dem Herzoge Friederich angetragen, der unter dem Namen Friederich I. den Thron bestieg, nachdem er in seiner harten Handfeste hatte angeloben müssen, das papistische Kirchenwesen aufrecht zu erhalten.

Es scheint, als ob in den Herzogthümern die ersten Regungen der Reformation nicht so entschieden hervortraten, als in Kopenhagen; erklärlich ist dies daraus, daß Kopenhagen eine Universität hatte. Die Hochschulen waren die Punkte, wo zu allererst die Funken zünden mußten, indem die Reformation anfänglich in der Form eines gelehrten Streits aufgetreten war, und in ihrem anfänglichen Verlauf wenigstens vor den Augen der Ungelehrten kaum als etwas Anderes erscheinen konnte. Volkssache in weiten Kreisen wurde sie erst, nachdem der Bann über Luther ausgesprochen, als er (am


  1. C. T. Engelstoft, Reformantes et Catholici tempore quo sacra emendata sunt in Dania concertantes, Kopenhagen 1836.