Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/014

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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der Sünden wirke. Luther ließ sich durch die wider ihn erhobenen ernsten Drohungen nicht zurückschrecken. Sein Auftreten war überhaupt von der imposanten Art, daß es aus dem Schlummer, in den man versunken war, wecken mußte, zumal in jener Zeit, in welcher die Wissenschaft mehr Gemeingut und dem Monopol des Clerus entrissen wurde. Die Zeit war überhaupt eine geistig ergriffene und tief bewegte, in welcher sich ein lebendiges Streben für höhere Bildung und Geistesfreiheit kundgab, wodurch das Mittelalter zurückgedrängt und in den Hintergrund gestellt ward. In Martin Luther, dem gefeierten akademischen Lehrer, culminirte die neue Richtung des Zeitalters, und er ist für uns ihr Hauptrepräsentant geworden, so daß in ihm und seiner Wirksamkeit die geistigen Bestrebungen und Tendenzen, die schon seit mehr als einem Menschenalter sich vorbereiteten, ihren Höhepunkt erreichten. Er war ein begeisterter Sprecher für die Rechte des Geistes und die Volksfreiheit in den höchsten Angelegenheiten des Menschen; er hat es verhütet, daß nicht eine Epoche todter Ungläubigkeit eintrat, sondern vielmehr durch seine tiefgläubige Evangelisation die Bewegung in die Sphäre der Kirchenlehre und des Gottesdienstes geleitet ward, während die vorhergegangenen Neuerungen wesentlich nur auf die Administration der Kirchensachen sich bezogen, und nicht aus religiösem Bedürfnisse, sondern vielmehr aus staatlichem Interesse hervorgingen. Luther forschte und schöpfte in der Heiligen Schrift und hat durch sein erhabenes Meisterwerk der Bibelübersetzung die größte Epoche in der Geschichte unserer Nationalsprache herbeigeführt.

Wir übergehen an diesem Orte die lebhaften Anläufe, welche der ungestüme König Christian II. für die Einführung der lutherischen Lehre in Dänemark unternahm, weil sie die Herzogthümer, nicht betreffen. Nicht minder lassen wir die reformatorischen Gesetzentwürfe für Kirche und Staat, welche großentheils der demokratisch-absolutistischen Kirchenpolitik des Königs entsprangen, wesentlich darauf berechnet, die Macht der Geistlichkeit und des Adels rasch zu brechen, hier auf sich beruhen. Dieselben blieben auch in Bezug auf Dänemark bloße Entwürfe.

Bereits 1519 waren Studenten von Wittenberg, der neuen, rasch aufblühenden Universität, nach Kopenhagen zurückgekehrt, welche für Luther begeistert waren, und Paul Eliä, Vorsteher des dortigen Carmeliter-Klosters, der auch an der Universität angestellt war,