Plürfieber

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Krankheitsbeschreibungen im Dialekt: Schon zu Beginn des 18. Jhdts. finden sich in Pfarreien im Bistum Münster neben veralteten lateinischen Begrifflichkeiten zu den Todesursachen vereinzelt auch volkstümliche Krankheitsbeschreibungen in lokalen Dialekten. Erst in der Epoche der Moderne entwickelte sich eine tragfähige Nomenklatur.

Regional > Sprache > Amtssprache im Fürstbistum Münster > Plürfieber

Krankheitsbezeichnung

  • Plürfieber (ndd.), Plörfieber [1], Plüersfieber [2], Plüerfieber [3]
    • Ableitung von Plödder, Plörre (ndd.) = unordentlich, wertlos, unnütz
Bedeutung
Fieberwahn


Begleiterscheinungen
  • 1784 Fiebertraum, welcher durch krankhaft erhöhte Körpertemperatur ein Delirium erzeugt, welches wahnhafte Vorstellungen hervorruft. [4]
    • 1747: Abendlich zunehmende Hitzewellen bestimmen durch Fieberwirren diese Krankheit. [5]

Historische Behandlungen

  • 1722: Gegen das Hauptweh und Zerrüttung im Kopf: Man nimmt Güleney [6] 4 Gerstenkörner groß, Methridat [7] eine Messerspitze voll, Theriac [8] zwey Messerspitzen voll, mit Wasser oder Wein zerrieben, gibts dem Patienten ein und lasset ihn wohl darauf schwitzen. [9]

Literatur

  • Reil, Johann Christian: Ueber die Erkenntniß und Kur der Fieber. (Bd. 1: Allgemeine Fieberlehre (Wien, Gehlen, 1800)
  • Schlegel, J.H.G. Fieberlehre, oder theoretisch-praktisches Handbuch zur Erkenntniss und Behandlung der Fieber. (Erfurt 1824)
  • Chomel, A.F.: Die Fieber und Pestkrankheiten (Verlag: Leipzig, Magazin für Industrie und Literatur, 1822)

Fußnoten

  1. Quelle: Nottuln St. Martinus, KB003_3 - Sterbebuch 1771
  2. Quelle: Borken St. Remigius, KB 7 - Sterbebuch 20.03.1778
  3. Quelle: Dülmen St. Viktor, KB 12 - Sterbebuch 07.01.1772
  4. Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
  5. Quelle: Becher, Johann Joachim: Kluger Hausvater (Leipzig, Jacob Schuster 1747)
  6. Güleney:Latwerge vom Gulden Eÿ (Quelle: Rezepturen und Anweisungen)
  7. Methridat: Mithridat, Metridat, Mitridae, Electuarium Mithridatis (Lat.), ein sehr altes, aus vielen Kräutern und andern Mitteln stark eingekochtes Mus als Arznei, im 18. Jhdt. besonders aus Venedig, Thüringen und Sachsen.
  8. Theriak: Thiriak, Kräutermischung (Antidot) aus bis zu 70 Kräutern
  9. Quelle: Florini, Francisci Philippi: "Allgemeiner Kluger und Rechtsverständiger Haus Vatter" (Verlag Christoph Riegel 1722), darin Bd. II. 8. Buch