Kurze Chronik der Familie Kypke/037

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Kurze Chronik der Familie Kypke
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berührten ferner die Simplonstraße, welche bekanntlich Napoleon I. angelegt hat. An derselben waren Tausende von Arbeitern aus Savoyen und Piemont fünf Jahre lang (von 1801-6) beschäftigt, und ihrer viele haben beim Sprengen der Felsen ihren Tod gefunden. Die Straße ist 14 Stunden lang und hat 7 Galerien, 20 Zufluchtshäuser und 613 Brücken.

      In der Schweiz hörten unsere Wanderer manches hübsche Liedchen singen und jodeln, unter andern:

                  Uf’m Bergli bin i g’sässe (gesessen),
                  Ha de Vögli zugeschaut,
                  Hänt gesunge, hänt gesprunge,
                  Hänt Nestli gebaut; - ferner:

                  Mei Schatz ist a Reiter,
                  A Reiter muß es sein.
                  Das Pferd ist des Kaisers;
                  Der Schätzel ist mein. u s. w.

      Die letzte Stadt, welche sie an der schweizer Grenze begrüßten, war Basel, so herrlich am Rhein gelegen, ehedem eine freie deutsche Reichsstadt. Wieviel gab es hier noch zu besichtigen: den vom Kaiser Heinrich II. im Jahre 1016 erbauten Münster, eine stattliche gothische Kirche, die berühmt gewordene Missionsanstalt, das Arsenal, in welchem unter andern seltenen Altertümern auch die Rüstung Carls des Kühnen von Burgund zu sehen u.a.m.

      Nachdem die Musensöhne noch die berühmtesten süddeutschen Städte, wie Heidelberg mit dem großen Bierfaß, Carlsruhe u. a. besichtigt, kamen sie nach Cassel und statteten auch dem Schloß Wilhelmshöhe einen Besuch ab. In dem prachtvollen Schloßpark traf Studiosus K. einige Herren aus Berlin, welche ihn scharf ins Auge faßten und fragten, woher er komme ? Auf seine Antwort: aus der Schweiz und italien, bemerkten sie, daß die Vegetation dort wohl sehr entwickelt sein müsse, Sie deuteten dabei auf den großen Bart, welcher ihm auf der Reise gewachsen war und fast das gesamte Gesicht überzog, aus welchem die Augen hervorgukten, wie eine Maus aus einer Docke Heede. - Doch mußte diese schöne Zierde bald entfernt werden, als er nach Göttingen kam, um sich von dem Abte Pott einige „Pistolen“ d.h. ein Stipendium zu holen. Der Verschönerungsrat aber, welcher ihn rasierte, stöhnte bei dieser schweren Arbeit ähnlich, wie jener feine Doctor, welcher einst 12 russische Bauern zu rasieren hatte !

      Der letzte Teil der Reise wurde in ziemlicher Hast zurückgelegt. K. teilt in seinem Reisetagebuche hierüber folgendes mit:

      „Mein reisegefährte Elfreich hatte nirgend Ruhe; er trieb und eilte immer vorwärts und verließ mich bei Hanoversch-Münden, um in seine Heimat zurückzureisen. Seine Unruhe hatte ihren Grund in einer unglücklichen Liebe. Seine Herzenskönigin,