Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/079

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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der Oberschenkel wagerecht liegt. Der Unterschenkel hängt lothrecht herab, der Fuß ist möglichst angebeugt und das Knie so weit auswärts gedreht, wie man es beim Treppensteigen hält. Diese Balancir-Stellung wird dem Rekruten anfänglich recht sauer; da giebt es aber eine gute Hülfe, die darin besteht, daß man den Blick gerade aus auf einen festen Punkt gerichtet und das stehen bleibende Bein scharf durchgedrückt behält. Wenn man in dieser Stellung einige Sicherheit erlangt hat, wird man die Streckungen vorwärts und rückwärts ausführen können. Will man das Bein seitwärts strecken, so muß dasselbe hierzu in seiner Beuge-Stellung erst seitwärts geführt werden.
9. Fußrollen -- soll das Fuß-Gelenk nach allen Richtungen hin, besonders nach abwärts und auswärts, geschmeidig machen; es werden deshalb bei der Knieaufwärts-Beugung oder bei vorwärts gestrecktem Beine recht weite Kreise nach rechts oder links mit der Fußspitze in ruhigem Tempo ausgeführt.
B. Rumpf-Bewegungen.
1. Rumpfbeugen vorwärts, rückwärts. -- Wie schlechte Haltungen des Oberkörpers bringt der Rekrut mit, wie viel Geduld muß der Exercir-Unteroffizier haben, um die Brust heraus, die Schultern gerade und zurückzubringen! Und sieht man sich solch' einen jungen Rekruten an, dann hat man eine zurecht geschraubte Figur vor sich, welcher das Blut vor Anstrengung zum Kopfe steigt. Das Exeerziren wird naturgemäß erleichtert, wenn der Oberkörper in seinen mannigfachen Gelenk-Verbindungen der Wirbelsäule nach allen Richtungen hin gebeugt und gedreht wird, um erst die Gelenke recht geschmeidig zu machen, welche während des früheren Berufs nicht in Thätigkeit kamen und steif geworden sind. Deshalb beugt man sich zunächst mit dem Oberkörper so weit wie möglich nach vorn, so daß das Gesicht nach den Knieen gerichtet ist, streckt sich in die Grundstellung zurück und beugt sich, so weit es die straff durchgedrückten Kniee gestatten, nach rückwärts. Streckt man sich dann wiederum und wiederholt man dies Uebung täglich, wenn auch nur einige Male, dann wird Jeder den wohltätigen Einfluß auf die Haltung der Brust bald verspüren; der Körper hält sich gerader, die Brust wird erweitert, die Lungen arbeiten freier. Die Haltung des Kopfes wird auch eine andere, da derselbe oben auf der Wirbelsäule getragen wird und deshalb die Bewegung gleich von Anfang an mitmacht. Die Arme sind hierbei auf die Hüften zu stützen und später aufwärts zu strecken.
2. Rumpfbeugen seitwärts. -- Kopf und Rumpf beugen sich seitwärts so weit herab, als es die straffe Stellung beider Füße gestattet. Wenn nun hierbei scharf darauf gahalten wird, daß die Schultern und das Gesicht in der Frontlinie bleiben, so hat dies dazu seinen Grund, daß der Mann diese Bewegung eben nur in der befohlenen Richtung ausführt. Um die richtige Haltung zu erleichtern, gleitet z. B. bei der Rechtsseitwärts-Beugung die Rechte Hand langsam am Schenkel herab. Später kann auch der entgegengesetzte Arm aufwärts gestreckt werden, derselbe bleibt indeß während der Uebung in seiner Stellung zur Schulter gestreckt.
3. Rumpfdrehen. -- Mit dem Rumpf allein kann man sich nur recht mäßig drehen, sonst würden am Ende auch die darin eingeschlossenen Organe in ihrer Thätigkeit beeinträchtigt werden, Setzt man sich fest auf einen Stuhl, so läßt es sich leicht ausproben, wie weit sich der Rumpf drehen kann, Wir wollen aber durch diese Uebung eine recht weite Drehung des Körpers in seiner Längsrichtung, wie sie später bei manchen Rüst-Uebungen gebraucht wird, bezwecken, und dazu müssen die Füße erst geschlossen werden, so daß sich die inneren Fußränder berühren und während der Drehung des Körpers fest stehen bleiben. Nimmt man nun die Hüften fest, so ist es gut, den Rumpf nur so weit zu drehen, bis die Schultern drei Viertel von der halben Wendung "Rechts um!" gemacht haben; mit vorwärts gestreckten Armen läßt sich indeß die Drehung bis