Herforder Chronik (1910)/576

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Herforder Chronik (1910)
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haben, was ihnen Vorteil brachte und die Buchführer (Buchhändler) ihnen verkauften; das mußten denn die Schüler auch kaufen, alle halbe Jahr viele große, schwere, unnütze Bücher, damit die Kinder beschwert und verdorben find. Darum ist es vonnöten, daß den Magistern ein Stecken gesteckt werde, was und wie sie lesen sollen. Die Kinder sollen sie zuerst, so bald wie sie kommen, überhören und einer jeden Abteilung ihre Lektion vorlesen, verständlich und ordentlich.

Die erste Abteilung.

Hierin sollen die Meister die gelehrtesten Gesellen beordern, die ihre Grammatik wohl wissen, und den Terentius, die Colloquia Erasmi usw. und ihre Episteln schreiben, und auch etwas Verse machen gelernt haben. Für diese soll man lesen vor und nach besonders:

Artes dicendi. Rethoric. Dialect. Philip. Grammatica Diomedis. Terentium., Comodiae Plauti. Prosodiam Philippi. Epistolas Ciceronis. Sintaxim Linacri. Metamorpho. Ovidii. Graeca Grammatica Philippi. Elementa Hebrae linguae. Erasmum de copia und de Conscribendis epistolis. Officie Ciceronis. Und vor allen Dingen müssen die Meister die Gesellen wohl in dem Cicerone und Terentio und in fleißigem Aufsatzschreiben und den Terentium auswendig zu lernen üben und daß sie auch dabei Musik lernen und fleißig Latein untereinander reden, und was sonst noch mehr ein guter Meister erdenken kann zum Besten der Schüler, denn das kann hier nicht alles verfaßt werden, wie (in) der heiligen Schrift.

Die andere Abteilung.

In diese Abteilung sollen gesetzt werden, die da lernen ihre Grammatik und können sicher lesen und gut schreiben. Mit diesen soll man wenig Bücher lesen, welche folgen:

Elementa Gram. Philip. Sintaxin eiusdem. Epistolas breviores Ciceronis. Paedologiam Moselani. Cathonis disticha. Colloquia Erasmi. Nucem Ovidii etc. Fabulas Esopi. Bucolica Virgilii und dergleichen. Besonders daß sie ja oft ihre grammatischen Regeln auswendig lernen und lateinisch zusammen sprechen, alle ihre Episteln schreiben, Fabeln in Latein setzen oder Dialoge verfassen. Auch soll man mit ihnen den Katechimus lateinisch lesen oder die elementa pietatis des Johannes Agricola u. dgl. und an den heiligen Tagen Episteln und Evangelien grammatisch exponieren (erörtern).

Die dritte Abteilung.

Hierin soll der Schulmeister diejenigen setzen, die erst noch lesen lernen und ihren Donatum Grammaticam erst anfangen oder ihr Kinderbuch. Diesen kann man mit der Zeit, wenn sie die Grammatik halb und halb lesen können, die Distich Cathonis vorschreiben und konstruieren und ihnen Latein vorschreiben, den Donat auswendig lernen lassen. Sie müssen die Formen der Deklinationen und Konjugationen mit der Zeit kennen lernen. Man lese ihnen den kleinen Katechismus vor, aus dem sie buchstabieren lernen und nicht aus vielerlei Fibeln, was ihnen hinderlich ist. Danach einen großen Donatum. Man muß ihnen auch einige Vokabeln alle Abend vorschreiben, die sie ihren Eltern mit nach Haus bringen. Sie sollen ja in dem Katechismus wohl geübet werden, den sie auch, wie vorgeschrieben ist, in der Kirche gegeneinander hersagen nach der ersten Predigt.