Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881/136

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Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
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Geschichte Geistliche Lippe 1881.djvu
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Bei der Besetzung der Pfarre besteht das Recht der Stadt darin, daß der Magistrat drei sich zur Pfarre Meldende dem Landesherrn präsentirt, welcher davon einen zum Pastor beruft. (über das Pfarrhaus cf Nr. 20 der Prediger.)

Die Pfarre hat nach einem alten Anschlage aus dem vorigen Jahrhundert 375 Rthlr. 29 Gr. Einnahme, nach einem andern aus dem Anfange dieses Jahrhunderts 413 Thlr., nach dem der Landessynode 1878 vorgelegten 2546 Mark.

Folgende evangelische Pastöre haben hier gestanden:

1. Gronewald 1531 war hier der erste evangelische Pastor. Nicht lange nach jenem ihn gravirenden Schreiben an den Grafen Simon (vgl. die Einleitung) wurde er vom Magistrat zum Stadtprediger angenommen.
2. 1538. Johannes Christianus, auch Carstian, Casting und Kisting genannt, war anfangs in dem Franziskanerkloster zu Herford Guardian. Da er aber die Klarheit des durch Luther wieder hervorgezogenen Evangeliums erblickte, verließ er seinen Orden und wurde 1538 in Salzuflen als Prediger angestellt. Er hat sowohl als Mauritius Piderit, Pastor zu Lemgo, und Henrich Thospann zu Bösingfeld die Formulam Carolinam oder das Interim nicht annehmen wollen und ist deswegen 1548 abgesetzt. Von den Interimisten gefragt, was er von dem Sacramente unter einer Gestalt halte, und ob er es für das wahre anerkenne, antwortete er einfach: „Christus lehrt mich beiderlei Gestalt, und weil nun dem offenbaren Zeugniß der heiligen Schrift und der deutlichen Einsetzung Christi nicht zu widersprechen erlaubt ist, so kann ich es deswegen nicht billigen.“ Als ihm die Gegner die Schlüsse der Concilien vorhielten, sagte er: „Wenn ihr mir auch alle Concilienbeschlüsse vorleget, so würden sie doch die heilige Schrift und den Herrn Christus, der die Wahrheit ist, nicht überwinden,“ (Hamelmann.) Er ist darnach im Jahre 1550 wieder an die Kirche St. Marien nach Lemgo berufen und legte dort nebst dem Prediger zu St. Johann auf Zureden des Moritz Piderit die päpstliche Kleidung ab. „Nachdem er als ein alter Mann sein Amt an dieser Gemeinde beinahe 4 Jahr mit aller Treue verwaltet, und unter dessen von den interimistischen Predigern viel Verdruß gehabt hatte, wurde er 1554 vom Schlage gerührt und mußte deswegen seine Bedienung aufgeben. Er lebte doch noch 4 Jahre und entschlief 1558 in dem Herrn.“ (Puhstkuchen nach Hamelm.)
3. 1548. Hieronymus Grestius aus Herford, war, ehe er nach hier kam, Rektor zu Münster; hernach ist er Pastor und Superintendent zu Esens geworden, wo er starb.