Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/206

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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seinen Charles. Bei uns aber hieß er der Spion. Als Napoleon auf die Insel Elba verbracht worden war, wurde Dekan Schulmeister seines Bruders halber in Haft genommen und erst wieder in Freiheit gesetzt, nachdem sich aus seinen Papieren seine völlige Unschuld ergeben hatte. Beim zweiten Einzug der Verbündeten in Paris wurde auch der „Spion“ festgenommen. Doch auch dieser wurde freigelassen, als er nachgewiesen, daß er zur Zeit seiner bedeutenden Wirksamkeit zu Königsberg seine Gewalt nicht mißbraucht, vielmehr alles zum besten gelenkt habe. Bei seinem am 8. Mai 1853 in Straßburg erfolgten Tode wurde er in einer französischen Zeitung, dem „Courrier du Bas-Rhin“, mit Lobessprüchen überhäuft. Wir dagegen beklagen es tief, daß er seinen Mut und seine Kenntnisse nicht in den Dienst des deutschen Vaterlandes gestellt hat und entweder im Kampfe für die Freiheit gefallen oder ruhmgekrönt in seine Heimat zurückgekehrt ist.

Die Jahre 1813, 1814 und 1815 waren die erste große Zeit, welche Deutschlaud gesehen hat. Der edle Karl Friedrich hatte dieselbe nicht mehr erleben sollen († 11. Juni 1811). Nach der großen Völkerschlacht bei Leipzig (18. Oktober 1813) rückten die Verbündeten gegen den Rhein vor. Am 23. November kam ihre Vorhut auch bei uns an. Die in unserem Ländchen liegenden französischen Truppen koncentrierten sich um Kehl, das 1808 wieder mit Frankreich vereinigt worden war. Zur Zeit des Christkindläutens zogen die Russen, die Kosaken, in Freistett ein und verweilten hier acht Tage. Es seien ihrer so viele gewesen, daß die Leute sagten, man meine nicht, daß der Boden sie hätte tragen können. In der Neujahrsnacht aber gingen sie bei Lichtenau über den Rhein. Solche Truppendurchzüge sah Freistett, bis im Jahre 1818 die Kriegskosten von den Franzosen vollständig bezahlt waren. Die Mutter aß oft wochenlang mit den Kindern in der Küche an einem umgestürzten Zuber das Mittagsbrot, während Russen, Österreicher oder Bayern in der Stube lagen.