Eupen und Umgegend (1879)/221

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Eupen und Umgegend (1879)
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erstanden bald wieder in präcisirenden Formen nach dem Muster des Hauptaltars. Endlich folgte im Jahre 1790 eine Veränderung und Verunstaltung des Dachstuhles über dem Chore! Das Mauerwerk des Chores wurde nämlich ohne Noth höher aufgeführt, das Dach auf dem Chore über die Hälfte kleiner und kürzer gemacht, „eine Veränderung und Verkürzung“, wie es in den Baunotizen heißt, „die nicht allein die Zierde des Kirchengebäudes ausmacht, sondern auch für die ganze Zukunft in Ansehung der zu sparenden Kosten in Unterhaltung des Daches sehr vortheilhaft sein wird.“ Ob damals auch der alte gothische Dachreiter, dem jetzigen, einer Pfefferdose nicht unähnlich gestalteten, hat weichen müssen, läßt sich mit Gewißheit nicht bestimmen; nur so viel steht fest, daß an letzterm im Jahre 1815 eine sehr bedeutende Reparatur vorgenommen worden ist. — In kurzer Zeitfolge bekam dann das gesammte Mobilar der Kirche eine dem modernen Geschmack entsprechende Umwandlung. Die alten Belegsteine, von denen jeder ein Stück Geschichte der alten „Bank Walhorn“ umfaßte, mußten dem neuen schachbrettartigen Belege weichen, Kanzel, Kommunionbank und Orgelbrüstung wurden 1792-93 und die Sitzbänke zum Theil 1809 zum Theil 1816 neu beschafft. Wände und Gewölbe erhielten in mustergiltigem Kirchenstyle eine weiße, die Stirnbogen und Gurten eine gelbe Tünche, und die Kirche prangte nach dem Urtheile der unkundigen Menge in unübertrefflicher Schönheit namentlich an hohen Festtagen, an welchen noch eine Unzahl von „Papierblumen“ die Altäre, und was sonst als Träger für dieselben sich hergab, förmlich belasteten. — Das sollte jedoch nicht immer so bleiben.

II.

       Nachdem wir auf Grund der vorhandenen schriftlichen Nachrichten die allmälige und stufenweise Verunstaltung der schönen gothischen Hallenkirche innerhalb der letzten Jahrhunderte nachzuweisen versucht haben, sei es uns vergönnt, nun auch auf die seit zehn Jahren unternommene Wiederherstellung der Kirche in ihrer alten Form und Gestalt die Aufmerksamkeit hinzulenken. Die Restauration einer Kirche auf dem Lande hat mit eigentümlichen Schwierigkeiten zu kämpfen; denn abgesehen von dem sehr bedeuteuden Kostenpunkte und dem Mangel an Sachkenntniß Seitens der Menge für ein derartiges Unternehmen, ist es namentlich die zur andern Natur gewordene Gewohnheit, mit der der fromme Sinn der Gläubigen seit frühester Jugend bis zum Greisenalter alles an und in der Kirche Befindliche lieb gewonnen hat, dem schonend Rechnung zu tragen ist, weil er sich allzuleicht verletzt fühlt. Da aber die Scheiben sämmtlicher Fenster der Nebenschiffe, was allgemein einleuchtete