Eupen und Umgegend (1879)/217

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Eupen und Umgegend (1879)
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auch als Herr des Pfarrdorfes und seines Bezirkes sich betrachten konnte. An diesen Thurm — der eben wegen seines geschichtlichen Interesses bei einer Restauration {Sperrschrift|nie}} umgestaltet und nur durch Wiederbedachung seines Helmaufsatzes erneuert werden darf — war eine kleine, einfache romanische Kirche angebaut, welche am Ende des vierzehnten Jahrhunderts zunächst durch Oeffnung und Entfernung der östlichen Mauerfläche — wie solches am karolingischen Münster in Aachen geschehen — durch das in edlem deutschen Style gebaute Chor vergrößert wurde. Im 15. Jahrhundert wurden dann die Schiffe, nachdem vorher die alte kleine Kirche gänzlich weggeräumt war, in ihrer jetzigen Gestalt bis zum Thurme weitergeführt und dabei Vorsorge getroffen, daß die Kirche in Kriegszeiten zu Vertheidigungszwecken hergerichtet werden konnte, weshalb auch in der nördlichen Mauer Schießscharten angebracht wurden. Als Beweis für die Behauptung, daß die Kirche in zwei Zeitabschnitten gebaut worden, ist einmal auf das zum Bauen verwendete verschiedenartige Stein-Material, dann aber auch auf den obersten nordöstlichen Pfeiler hinzuweisen, welcher, nachdem er von der Kalk- und Staub-Masse gereinigt war, deutlich bekundete, daß nur die in die Kirche einfallende Hälfte mit Quadern, hingegen die andere, zum Muttergottesaltare gerichtete Hälfte größtentheils aus kleinern Mauersteinen ausgeführt war. Die Sakristei hatte ihre Stelle im nordöstlichen Kompartiment des Seitenschiffes, da wo jetzt der Muttergottesaltar sich befindet und war nach Westen durch eine starke Mauer abgeschlossen. Der südöstliche Theil des Seitenschiffes, in welchem der Mutter Anna-Altar stand und noch steht, war ebenfalls nach Westen durch eine Mauer abgegränzt und bildete eine eigene St. Anna-Kapelle. Unter dem Triumphbogen, an der Stelle der jetzigen Kommunionbank, war der Altar zum h. Kreuze errichtet; außerdem standen noch und zwar am zweiten, nordöstlichen Pfeiler der Muttergottesaltar und mit diesem parallel am südlichen Pfeiler, ein Altar zu Ehren des h. Job. Im Triumphbogen prangte das Kreuz, ohne Zweifel von den beiden Statuen der h. Maria und des h. Johannes umgeben, welche letztere im Laufe der Zeit spurlos verschwunden sind. Der Boden im Innern war meistens mit großen, breiten Steinplatten belegt, weil fast jede Familie der Pfarre ihr eigenes Grab in der Kirche hatte, und wer sich dieser Begünstigung nicht erfreute, gleiches Recht durch eine kleine Vergütung an die Kirchenkasse, für die im Frieden Hingeschiedenen erwerben konnte. Denken wir uns nun die Kirche in dieser Gestalt mit einem dem Gebäude entsprechenden Mobilar ausgerüstet, vielfarbig bemalt, dann müssen wir jedenfalls den frühern Bewohnern der alten