Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)/22

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Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)
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drei Generationen eine, in der Art, wie geschildert wurde, geschlossene Gruppe bilden, und unter der Voraussetzung, daß diese Geschlossenheit auf der Erblichkeit und nicht auf Einwirkung der Erziehung und des Absehens beruht, eine Vererbung wenigstens wichtiger Eigenschaften nur dann stattfinden könne, wenn die vererbte Eigenschaftsmasse nicht weniger als 1/4 betrüge. Das ist aber ein Ergebniß, welches zahlreichen, auf genealogischem Wege mittels Ahnentafeln gewonnenen Erfahrungen hinsichtlich des Vererbens individueller Eigenschaften widerspricht, worüber später, bei der Betrachtung der Frage des Atavismus[GWR 1] noch zu sprechen sein wird. Daraus ergiebt sich aber die eine Gewißheit, daß man die Geschlossenheit der Drei-Generationen-Gruppen auf alle Fälle nur aus der Einwirkung durch die persönliche Berührung der Großeltern mit den Enkeln, nicht aber daraus wird herleiten können, daß Eigenschaften sich wesentlich drei Generationen hindurch vererbten.

      Die Herleitung der Geschlossenheit der Drei-Generationen-Gruppe aus der Vererblichkeit ist eben nicht in Einklang zu bringen mit der Annahme von dem Vorhandensein eines bestimmten Familiencharakters, ebensowenig aber mit dem zweifellos nachweisbaren Vorhandensein von bestimmten Familientypen. Was nun das nachweisbare Vorhandensein bestimmter Familientypen oder, um mich anders auszudrücken, der Vererblichkeit einer bestimmten, ein und derselben Familie eigenthümlichen typischen individuellen Eigenschaft betrifft, so sind einzelne solcher Falle ja allgemein bekannt, und es wird die Betrachtung sehr erleichtern, an diese Fälle anzuknüpfen. Das wohl am Häufigsten in biologischen, physiologischen und anthropologischen Werken behandelte Beispiel eines solchen Familientypus ist die Habsburgische Lippe. Sie zeigt sich sehr ausgesprochen bei Karl V., ebenso bei seinem Sohne Philipp II. und vererbt sich weiter, wenn auch nicht so stark auf Philipp III. und Philipp IV., um bei dem letzten spanischen Habsburger, Karl II., ganz besonders stark hervorzutreten. Kaiser Ferdinand I., Karls V. Bruder war diesem sehr ähnlich. Ferdinands I., Sohn Maximilian II., hat die Lippe auch, bei des letzteren



Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)

  1. Siehe Artikel Atavismus. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (20.03.2011)