Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)/07

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Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)
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dafür abgiebt, ob genealogische Einsicht vorhanden ist. Wer Stammtafel und Ahnentafel verwechselt, der würde bis auf Weiteres besser thun, von der Beschäftigung mit genealogischen Dingen abzulassen und sich zunächst über die Grundbegriffe der Genealogie zu unterrichten. Leider werden heut zu Tage beide Begriffe konstant verwechselt, was allerdings bei der heutigen Gleichgültigkeit gegen genealogische Dinge nicht weiter wunder nehmen kann. Dieser Verwechselung ist allerdings dadurch Vorschub geleistet worden, daß die Künstler, auch der besten Zeit, sowohl die Stammtafel wie die Ahnentafel künstlerisch in der Gestalt eines Baumes dargestellt haben. Es springt in die Augen, daß die Form der Darstellung in Gestalt eines Baumes, so sachgemäß sie für eine Stammtafel ist, ebenso widersinnig ist für die Ahnentafel. Bei dem Baume treibt der Saft allemal aus dem Stamme in die Äste, Zweige und Zweiglein. Wer also einer Stammtafel die Gestalt eines Baumes giebt und die Stammeltern am Stamme anbringt, stellt richtig das thatsächliche Verhältniß dar. Wer aber der Ahnentafel die Gestalt eines Baumes giebt, muß nothwendig diejenige Person, deren Ahnentafel aufgestellt wird, am Stamme anbringen, die beiden Eltern an zwei großen Ästen, die vier Großeltern an zwei weiteren Verzweigungen jedes dieser beiden Äste und so fort. Das ist natürlich ein Widersinn, denn das Blut desjenigen, dessen Ahnentafel aufgestellt wird, ist doch nicht von ihm in seine beiden Eltern und durch diese in seine vier Großeltern hineingeflossen, sondern gerade das Umgekehrte ist der Fall.

      Es wird daher gut sein, wenn die genealogische Wissenschaft sich an einen feststehenden Sprachgebrauch gewöhnt, um Verwechselungen vorzubeugen, und die, in Gestalt eines Baumes dargestellte Ahnentafel einen Ahnenbaum, nach Gatterers Vorbild, die in Form eines Baumes dargestellte Stammtafel, einen Stammbaum nennt.

      Nachdem so die Grundformen genealogischen Denkens und genealogischer Darstellungsweise festgestellt sind, kann ich mich dazu wenden, einige der, mir als die Wichtigsten erscheinenden